. Language: German. Title: „““Interview mit Tölzer Löwen Kapitän Sandro Schönberger straubing“““ Given Information: „““
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Stand: 24.10.2024, 19:20 Uhr
Von: Nick Scheder
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Löwen-Kapitän Sandro Schönberger über Schüsse blocken und Kabinenpredigten
Er ist der Königstransfer der Tölzer Löwen: Sandro Schönberger, jahrelang Kapitän des Straubinger DEL-Vereins, kehrte im Sommer zu seinem Heimatverein zurück. Der 37-jährige Reichersbeurer, Vater dreier Kinder (5, 8 und 11 Jahre), geht nach den ersten elf Saisonspielen voll in seiner Rolle als Anführer auf, hängt sich in jedem Spiel rein, zieht die Mannschaft mit seiner Energie mit und ermöglicht seinen Mitspielern Räume und Punkte. Im Interview spricht der 1,89 Meter große linke Außenstürmer und studierte Sport-Management-Absolvent über seine Rolle auf dem Eis, Bodenständigkeit und die zwei Gesichter der Tölzer Löwen.
Herr Schönberger, sind Sie verrückt?
Das habe ich schon öfter gehört (lacht). Ich würde sagen, ich bin ganz normal, ein bodenständiger Typ, zumindest abseits vom Eis. Beim Eishockey trifft „verrückt“ schon eher zu…
Ihr Trainer Axel Kammerer hat über Sie gesagt: „der wirft sich in jede Scheibe, der ist verrückt“…
Ja stimmt, das ist meine Spielweise. Ich nenne es vielleicht mannschaftsdienlich, alles dafür geben, den Sieg zu holen.
Das hat zuletzt nicht geklappt: Die Löwen haben jetzt zwei Spiele verloren, vorher vier am Stück gewonnen – was war der Unterschied?
Der Knipser war der Unterschied. Wir haben am Wochenende nur drei Tore geschossen, unzählige Chancen vergeben, sechs Penaltys verschossen…
Sie haben keinen geschossen, sind Sie kein Schütze?
Doch doch, klar würde ich schießen. Ich stelle mich immer der Verantwortung. Aber das entscheidet der Axel, beim nächsten Mal sucht er wieder drei andere aus…. Wir hätten die Spiele vorher entscheiden müssen. Wir hatten unglaubliche Chancen und hätten beide Spiele gewinnen können. Drei Punkte kannst du nur holen, wenn alles passt. Das geht aber anderen Mannschaften auch so, wie man an den Ergebnissen am Wochenende sieht: Memmingen verliert gegen Höchstadt, Bietigheim in Passau… Ich würde mir erst Gedanken machen, wenn keine Chancen mehr da sind. Dass wir sie oft nicht nutzen ist bitter. Aber solange wir Chancen haben, fällt das Ding immer wieder rein.
Die Fans wissen es vermutlich zu schätzen, dass Chancen da sind, aber am Ende zählen eben doch vor allem Tore und Siege, oder?
Ja auf jeden Fall. Der Sieg steht am Schluss über allem. Du kannst so gut spielen wie du möchtest, aber wenn am Ende keine drei Punkte auf dem Konto stehen, sind nicht nur die Zuschauer enttäuscht, sondern auch wir. Deshalb müssen wir Siege einfahren. Oder zumindest alles dafür geben.
Wenn kein Torjäger da ist, müssen die Löwen anders zu ihren Siegen kommen. Was sind Eure Stärken?
Wir müssen mit der mannschaftlichen Geschlossenheit punkten. Das ist unsere Stärke, daran müssen wir glauben. Ich denke, wir haben gezeigt, dass bei uns nicht nur eine, sondern vier Reihen Tore schießen können – auch wenn es manchmal zu wenige sind. Dass ich selbst kein großer Knipser bin, ist glaube ich bekannt. Aber ich bin der Kapitän, ich muss immer vorangehen, und das werde ich auch! Ich will die Jungs anstecken mit meiner Spielweise, so bin ich gut gefahren in meiner Karriere.
Verlassen sich die Spieler dann zu sehr auf Sie? „Sandro wird‘s schon richten“?
Naja, ich hoff‘s nicht! Und die Jungs machen das ja auch gut, hauen sich rein. Ich will ihnen zeigen, auf geht‘s, jetzt geht‘s los. Du musst alles unterordnen im Spiel, du musst deine Rolle akzeptieren und ausfüllen. Nur dann kann das eine erfolgreiche Saison werden.
Wie erfolgreich?
So weit wie möglich nach oben, auf jeden Fall erstmal Platz sechs, das ist unser erstes Saisonziel. Deswegen gehen wir jeden Tag ins Stadion und trainieren. In der Liga wird dir nichts geschenkt. Es dürfen keine allzu großen Verletzungen kommen, die uns weh tun. Dann schaffen wir Top-Sechs!
Wie soll das gelingen?
Die Mannschaft will und ist hungrig, alle ziehen an einem Strang, wir spielen aggressives Eishockey. Wir wollen offensiv spielen, das ist unsere Marschroute, immer draufgehen, dem Gegner keine Zeit lassen. Und jeder ist zumindest gewillt, erfolgreich zu sein. Wir haben eine gute Struktur – sowohl auf dem Eis als auch im Team.
Wie wurden sie nach 16 Jahren bei Ihrer Rückkehr empfangen?
Mit offenen Armen! Ich habe zwar nur noch Christoph Fischhaber von früher gekannt und Axel Kammerer – der war ja damals auch mein Trainer, sowie Opa und Hacky Frech. Aber ich wurde gleich wieder angenommen und habe mich sofort wohl gefühlt. Die Zeit in Straubing war für mich und meine Familie unbeschreiblich schön, unsere drei Kinder sind da geboren. Allein das wird uns nie ganz aus Straubing wegbringen. Aber jetzt freue ich mich, dass ich in Reichersbeuern „dahoam“ bin und für die Löwen spielen kann. Es ist ja auch eine Chance, etwas zurückzugeben, nachdem sie es mir damals ermöglicht haben, den Karrieresprung in die DEL zu schaffen.
Sie kamen als Führungsspieler und Leistungsträger von einem DEL-Team, was sind hier die Erwartungen an Sie, wo doch einige weniger erfahrene Spieler im Team sind?
Ich glaube, der Axel hat den jungen Spielern schon ein wenig Angst gemacht im Vorfeld (grinst). Er hat sie schon bisschen eingeschüchtert in jeglicher Form und erzählt, dass die Zügel in der Kabine etwas enger angelegt werden als bisher…. Aber ich denke, die haben jetzt mitgekriegt, dass ich gar nicht so schlimm bin (lacht).
Sie sind also gar nicht so böse. Wie lief es in der Kabine in der ersten Pause im Spiel gegen Lindau? Gab es da keine Ansage?
Ja doch, definitiv, nicht nur gegen Lindau, sondern bei jedem Spiel, in jeder Pause. Ich sage klar meine Meinung, wenn mir was nicht passt, wir etwas ändern oder die Jungs aufwecken müssen. Ich finde, glaube ich, die richtigen Worte in der Kabine. Es gibt ja nicht nur Kritik, sondern auch positives Feedback. Das ist, denke ich, der Job des Kapitäns, das anzusprechen. Auf Augenhöhe und mit Respekt. Das erwarte ich andersherum auch. Meine Rolle sehe ich ähnlich wie in Straubing: vorangehen. Die Spieler kommen ja teilweise frisch von der DNL oder sind neu im Profibereich. Die Jungs nehmen aber alles auf und versuchen, es umzusetzen.
Jetzt geht es erst einmal wieder gegen Füssen und dann gegen starke Memminger. Welches Gesicht zeigen die Löwen da?
Na ich hoffe, unser schönstes! (lacht) Gegen Füssen wollen wir das 2:3 n.P. wiedergutmachen und drei Punkte holen. Und das werden wir auch. Mit Memmingen kommt eines der besten Teams der Liga. Aber wir gehen in jedes Spiel rein, um zu gewinnen oder es zumindest zu versuchen. Wenn wir 60 Minuten lang Gas geben und dem Gegner alles abverlangen, und am Schluss steht trotzdem die Null, müssen wir wenigstens sagen können, wir haben alles dafür getan.
Werfen Sie sich dann wieder in jeden Schuss oder sind Sie nach Ihrer Halsverletzung vorsichtiger?
Nein. Ich glaube, ich kann gar nicht anders. Das ist einfach meine Spielweise. Ich glaube, wenn man mit zu viel Respekt ins Spiel geht, kann man sein Spiel nicht mehr durchziehen, wie man es möchte. Natürlich weiß man dann wieder, wie schnell dass es gehen kann, dass man sich verletzt. Aber es war im letzten Spiel schon gleich wieder vorbei, man denkt nicht mehr dran.
Der Anführer: Löwen-Kapitän Sandro Schönberger (Mitte) im Spiel gegen Lindau. „Ich sage immer meine Meinung oder wenn was nicht passt.“ © Ewald Scheitterer„““ Unique article content: