In der Oberpfalz sorgt ein ungewöhnlicher Fall für Aufsehen, der sowohl ethische als auch rechtliche Fragen aufwirft. Der im Juni verstorbene Frauenarzt Bruno Faderl aus Wackersdorf hat testamentarisch festgelegt, dass die Stadt Schwandorf einen Teil seines Vermögens erben kann – unter der Bedingung, dass ein Platz oder eine Straße nach ihm benannt wird. Die Summe, die hierbei zur Verfügung gestellt wird, beträgt stolze drei Millionen Euro. Für viele wirft diese Vereinbarung Fragen zur Integrität von Städten und ihrer Namensgebung auf.
Der Schwandorfer Stadtrat hat nun in einer nicht-öffentlichen Sitzung beschlossen, dieses Angebot anzunehmen. Der Platz vor dem Elisabethenheim, einem Altenheim in der Stadt, soll fortan den Namen von Bruno Faderl tragen. Dies könnte als Chance gesehen werden, eine bislang unbenannte Fläche mit einem Namen zu bedenken, der zudem an einen wohlwollenden Bürger erinnert.
Käuflichkeit der Kommunen im Fokus
Die Möglichkeit, wie in diesem Fall, Geld für die Namensgebung eines Platzes zu verwenden, wirft tiefere Fragen zur Ethik in der Kommunalpolitik auf. Dürfen Städte einfach einen Preis für die Vergabe von Straßennamen annehmen? In Bayern haben Kommunen diesbezüglich weitgehende Freiheiten. Ein Sprecher des bayerischen Verkehrsministeriums erklärte auf Anfrage, dass lediglich die Straßen des Bundes und der Länder einheitliche Namensgebungen besitzen, während kommunale Straßen Namen nach eigenem Ermessen vergeben können.
Diese Freiheit führt zu einem Szenario, in dem finanzielle Anreize einen Einfluss auf die städtische Identität ausüben können. Die Annahme von über drei Millionen Euro an die Bürgerspitalstiftung in Schwandorf könnte potenziell die finanzielle Lage der Stadt verbessern, was für viele ein positives Zeichen ist. Doch gibt es auch kritische Stimmen, die befürchten, dass dies die Wertschätzung von persönlichen und historischen Namen verändern könnte.
Gemischte Meinungen unter den Bürgern
Eine stichprobenartige Umfrage unter den Bürgern von Schwandorf zeigt, dass die Meinungen zu dieser Thematik gespalten sind. Während einige den Ansatz als positiv empfinden, weil die Stadt von den finanziellen Mitteln der Stiftung profitieren kann, sind andere skeptisch. Eine Bürgerin äußerte ihre Bedenken und sprach von "der Idee, die Stadt zu kaufen, um damit präsent zu sein".
Die Tatsache, dass der verstorbene Faderl mit dieser Aktion seiner Heimatstadt etwas Gutes tun wollte – eine finanzielle Unterstützung, von der künftig viele profitieren könnten – wird von manchem als mulitfaktorielle Betrachtung wahrgenommen. Der Mittelbayerischen Zeitung zufolge, sollen die Mittel schließlich der Bürgerspitalstiftung zugutekommen, was die finanziellen Freiheiten der Stadt erhöhen könnte.
Ursprünglich hätte der Name des Arztes bereits 2016 an die Gemeinde Wackersdorf vergeben werden sollen, doch dort stieß der Vorschlag auf Ablehnung. Der stellvertretende Bürgermeister von Wackersdorf, Thomas Neidl, erklärte: "Wir hatten damals keine Straßennamen zu vergeben," was die Entscheidung beeinflusste. Wenn die Schwandorfer nun von dieser Aktion profitieren, sei das letztlich eine erfreuliche Wendung.
Welche Folgen diese Umbenennung für die Stadt Schwandorf und ihre Bürger langfristig haben wird, bleibt abzuwarten. Solche Entscheidungen können tiefgriffige Veränderungen in der Wahrnehmung von Stadtbereichen mit sich bringen, und die Gleichheit von gesetzten Büchernprints könnte unter Umständen auf die Probe gestellt werden. Die Debatte um das Thema könnte über Schwandorf hinausgehen und andere Kommunen dazu anregen, ähnliches in Betracht zu ziehen. Die im Testament festgelegten Bedingungen sowie die Reaktionen aus der Bevölkerung könnte die bisherige Praxis der kommunalen Namensgebung neu definieren.
Weitere Informationen zu diesem Fall sind hier nachzulesen.
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