In der bayerischen Stadt Schwandorf sorgt ein Erbe für Aufregung und Diskussionen. Der Stadtrat hat beschlossen, ein Vermächtnis eines verstorbenen Arztes anzunehmen, das die Stadt mit bis zu drei Millionen Euro unterstützen wird. Doch es gibt eine Bedingung: Das Geld wird nur ausgezahlt, wenn eine Straße oder ein Platz nach dem Verstorbenen benannt wird.
Die Situation entblättert sich in einem vertrauten Muster, das viele Städte in Deutschland beobachten: Die Namensgebung und -änderung von Straßen ist oft ein heikles Thema. Während in einigen Fällen wie dem der ehemaligen NS-Persönlichkeit Erwin Rommel, der in Erlangen weiterhin als Namensgeber fungiert, die Debatten jahrelang andauern, stellt der Fall in Schwandorf eine viel direktere Verbindung zwischen Geld und Ehrung her. Damit wird der Erbe zu einem zentralen Punkt in der aktuellen Stadtpolitik, da die Entscheidung über die Annahme des Erbes von einer intensiven Diskussion im Stadtrat begleitet war.
Die Bedingungen des Erbes
Der Stadtrat von Schwandorf hat, nach intensiven Überlegungen, entschieden, dass der Platz vor einem Seniorenheim, das von einer Stiftung verwaltet wird, nach dem Arzt benannt werden soll. Das mag auf den ersten Blick positiv erscheinen, doch eine kritische Betrachtung offenbart, dass das als „Kauf einer Ehrung“ aufgefasst werden könnte. Diese Wahrnehmung wirft die Frage auf, ob es moralisch vertretbar ist, eine solche Namensgebung an finanzielle Zuwendungen zu koppeln.
Die Mittelbayerische Zeitung (MZ) beschreibt diese Entwicklung als Erfüllung eines letzten Wunsches des Arztes. Er hatte offenbar einen starken Wunsch, seinen Namen in der Stadt zu verewigen, was darauf hinweist, dass er dies auch schon zu Lebzeiten im benachbarten Wackersdorf vorhatte. Dort scheiterte es jedoch daran, dass keine passenden Straßen oder Plätze zu vergeben waren.
Ein spaltendes Erbe
Der Arzt, dessen Namen nun auf einem Platz prangt, hat nicht nur als Mediziner viel Gutes getan, sondern auch durch seine Erbschaft einen tiefen Einfluss auf die Gemeinde. Es ist jedoch ein zweischneidiges Schwert; während einige die Erbschaft als Liaison zwischen dem Wohltäter und der Stadt sehen, gibt es Kritiker, die befürchten, dass das Erbe den Wert einer ehrlichen Ehrung mindert. Ein Pflegekraft im Seniorenheim könnte wahrscheinlich nicht mit der Summe vergleichen, die aus dem Erbe hervorgeht, was die verschiedenen Dimensionen von Wert und Anerkennung im städtischen Kontext infrage stellt.
Die Dreifachmillionen, die nun in die Stiftung fließen, sollen auch dazu dienen, die Altersversorgung der Bürger zu verbessern. Schwandorf steht, wie viele andere Kommunen in Bayern, unter dem Druck finanzieller Engpässe. Die Erbschaft wird daher als willkommene Möglichkeit betrachtet, wichtige soziale Projekte zu unterstützen.
Die Fragen, die sich aus dieser Situation ergeben, sind jedoch vielfältig: Sollten finanziellen Mittel die Benennung von Straßen beeinflussen? Ist die Stadt käuflich? Auf welche Weise verarbeiten wir also das Erbe von Persönlichkeiten, die sowohl positive als auch negative Aspekte in ihrer Geschichte haben? In Schwandorf bleibt die Antwort auf diese Fragen umstritten.
Für eine detaillierte Betrachtung des Falls, siehe den Bericht auf www.sueddeutsche.de.