Bayerns Ackerbau steht vor Herausforderungen, da Landwirte stark auf Weizen und Mais setzen. Diese beiden Pflanzen dominieren die Felder, während andere Kulturen, wie die Sonnenblume, zunehmend Schwierigkeiten haben zu bestehen. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von Schädlingen über schrumpfende Anbauflächen bis hin zu strengen EU-Vorgaben.
Ein Beispiel für die Schwierigkeiten im Pflanzenanbau ist der Rückgang der Sonnenblumenanbaufläche in Bayern, die 2023 auf etwa 6.600 Hektar gesunken ist, im Vergleich zu 8.200 Hektar im Vorjahr. Anton Huber, ein Experte vom Bayerischen Bauernverband (BBV), führte das auf Probleme mit Taubenfraß zurück. Diese Tiere verursachen massive Ertragseinbußen, da die Genehmigungen für ihre Bekämpfung in betroffenen Gebieten eingeschränkt worden sind. Dieser Rückgang der Anbaufelder zeigt sich auch im bundesweiten Trend, wo die Fläche für Sonnenblumen 2023 auf rund 51.100 Hektar fiel, nachdem sie im Vorjahr fast 70.000 Hektar betrug.
Raps und die Herausforderungen der Fruchtfolge
Ein weiteres wichtiges Thema im Ackerbau ist der Raps, dessen Anbaufläche leicht auf knapp 111.000 Hektar gesunken ist. Trotz eines enttäuschenden Ertrags in diesem Jahr bleibt Raps für Landwirte wichtig, nicht nur wegen des Gewinns, sondern auch als Beitrag zur Fruchtfolge. Raps gilt als sogenanntes „gesundendes Fruchtfolgeglied“, das hilft, die Humusbilanz der Böden zu verbessern. Aus Raps wird nicht nur hochwertiges Speiseöl, sondern auch Biokraftstoff gewonnen, was diesen Anbau ebenfalls relevant macht.
Wenn man die Anbaufläche für verschiedene Feldfrüchte betrachtet, zeigt sich ein allgemeiner Rückgang in der Produktion von Körnerleguminosen, dazu gehören Soja, Erbse und Ackerbohnen. Diese angebauten Pflanzen können als eiweißreiches Futter in der Viehhaltung oder zur Herstellung veganer Lebensmittel genutzt werden. Während sich die Fläche der Körnerleguminosen in den letzten zehn Jahren verdoppelt hat, ist sie im Vergleich zum Vorjahr auf 38.394 Hektar gesunken. Die extreme Trockenheit in den letzten Jahren hat den Anbau von Erbsen und Ackerbohnen zudem erheblich erschwert.
Auswirkungen der EU-Politik und Flächenverlust
Ein weiterer Faktor, der den Ackerbau in Bayern beeinflusst, ist die Stilllegungspolitik der EU. Jeder Landwirt in Deutschland muss einen bestimmten Prozentsatz seiner Ackerfläche aus der Produktion nehmen, was derzeit 4% entspricht. Diese Maßnahme wurde im letzten Jahr ausgesetzt, hat jedoch in diesem Jahr zu einem Rückgang der Anbauflächen beigetragen. Daneben ist die Umwandlung landwirtschaftlicher Flächen in Gewerbe- und Wohngebiete ein anhaltendes Problem. Jährlich verlieren Landwirte in Bayern wertvolle Felder, die nicht mehr für den Anbau genutzt werden können.
Weizen bleibt mit Abstand das am häufigsten angebaute Getreide in Bayern, obwohl die Fläche von 498.000 Hektar im Vorjahr auf 456.396 Hektar gesunken ist. Trotz des Rückgangs bleibt dieser Anbau für die Ernährungssicherheit und die Landwirtschaft insgesamt von großer Bedeutung. Wintergerste, die vor allem als Futtergetreide dient, wurde zudem auf etwa 221.000 Hektar angebaut, was im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg darstellt. Auch die Maisfläche zeigt eine leichte Abnahme, mit aktuell 399.008 Hektar, während 110.000 Hektar für Körnermais verwendet werden.
Die Zukunft des Ackerbaus in Bayern
Die zukünftigen Entwicklungen im Ackerbau dürften stark von klimatischen Bedingungen, politischen Vorgaben und dem Markt abhängt. Landwirte stehen vor der Herausforderung, ihre Anbaupraktiken entsprechend anzupassen, um trotz widriger Umstände erfolgreich zu wirtschaften. Der anhaltende Trend zu Weizen und Mais zeigt sich klar in den Zahlen, während benachteiligte Kulturpflanzen wie Sonnenblumen und Körnerleguminosen dringend Unterstützung benötigen, um ihre Rolle im bayerischen Ackerbau zu behaupten.
Bayerische Landwirte stehen vor vielen Herausforderungen und Veränderungen im Ackerbau, insbesondere in Bezug auf den Anbau von Spezialkulturen. Es ist wichtig, die aktuelle Agrarpolitik und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verstehen, die diese Entwicklungen beeinflussen. Mit dem Rückgang bei Anbauflächen und Erträgen wird auch die Einkommenssituation vieler Landwirte angekratzt.
Die Rahmenbedingungen für den Anbau von Pflanzen wie Sonnenblumen und Raps sind ebenso komplex wie die klimatischen Veränderungen. Diese Faktoren wirken sich auf die Erträge und die Anbauentscheidungen der Landwirte aus. Ein Schlüsselproblem bleibt die gestiegene Bedeutung von nachhaltigen Praktiken, die sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch sinnvoll sind. Somit müssen Landwirte zunehmend überlegen, wie sie produzieren, ohne die Ressourcen der Erde weiter zu belasten.
Agrarpolitik und ihre Auswirkungen
Die europäische Agrarpolitik, insbesondere die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP), hat direkte Auswirkungen auf die Landwirtschaft in Bayern. Ein zentrales Element ist die Flächenstilllegung, die darauf abzielt, eine nachhaltige Bewirtschaftung der Ressourcen zu fördern. Diese Vorgaben könnten einerseits dazu beitragen, die Biodiversität zu erhöhen, andererseits führen sie auch zu Einkommensverlusten bei Landwirten, die in der Produktion eingeschränkt werden.
Ebenfalls entscheidend ist die Förderung nachhaltiger Anbaumethoden, die die Einnahmen von Landwirten potenziell stabilisieren könnten. Die Umstellung auf ökologischere Anbauarten wird jedoch oft durch fehlende finanzielle Anreize und höhere Produktionskosten erschwert. Unterstützungsprogramme der EU sowie regionale Initiativen versuchen, diesen Herausforderungen Rechnung zu tragen, indem sie Landwirte in der Umstellung und beim Zugang zu neuen Märkten begleiten.
Die Verschiebungen im Anbau sind außerdem Teil eines größeren Trends in der bundesdeutschen Landwirtschaft hin zu mehr Diversifizierung und nachhaltiger Nutzung der Ressourcen. Das zeigt sich auch in der steigenden Bedeutung von Pflanzen wie Ölkürbis und Quinoa, die in den letzten Jahren zunehmend an Popularität gewonnen haben.
Aktuelle Statistiken und Daten
Laut einer aktuellen Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes in Deutschland (Destatis) hat die Anbaufläche für Feldfrüchte 2023 insgesamt um zwei Prozent abgenommen. Dies entspricht im Durchschnitt einem Rückgang von etwa 20.000 Hektar im Vergleich zum Vorjahr. Besonders auffällig ist der Rückgang bei Soja, der von 24.500 Hektar auf 21.800 Hektar gesunken ist, was die Herausforderungen für Landwirte in der Region verdeutlicht.
Ein weiteres interessantes Datenpunkt ist die steigende Nachfrage nach Biokraftstoffen, die eine zusätzliche Motivation für den Rapsanbau darstellt. Laut dem Verband der Agrarindustrie (VAIA) stieg die Verwendung von Biokraftstoffen in der Landwirtschaft und im Transportwesen im letzten Jahr um etwa fünf Prozent. Diese Entwicklung könnte positive Impulse für die Rapsanbauflächen im kommenden Jahr bringen, vorausgesetzt die Bedingungen lassen es zu.
Zusammengefasst zeigt sich, dass die Landwirtschaft in Bayern von zahlreichen Faktoren beeinflusst wird, die von politischen Entscheidungen über klimatische Bedingungen bis hin zu Markttrends reichen. Langfristige Strategien, die sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Aspekte berücksichtigen, sind entscheidend, um die Herausforderungen zu bewältigen, vor denen die Landwirte stehen.
© dpa-infocom, dpa:240820-930-207624/1
– NAG