In den letzten zwei Jahrzehnten gab es immer wieder Berichte über einen geheimnisvollen, großen Schmetterling. Insbesondere in der Region Rottal-Inn häufen sich die Fragen von besorgten Bürgerinnen und Bürgern und Interessierten. Der Schmetterling, von dem die Rede ist, ist der Japanische Seidenspinner, der ursprünglich aus Ostasien stammt, vor allem aus Japan. Dieser beeindruckende Nachtfalter wurde im 19. Jahrhundert zur Seidenzucht nach Europa eingeführt und hat sich seitdem in verschiedenen Regionen ausgebreitet.
Die ersten Nachweise in Bayern stammen aus den frühen 2000er Jahren, als der Seidenspinner in der Gegend um Winzer gesichtet wurde. Forstdirektor Ludwig Weigert erkannte schnell das Potenzial dieser Neuerscheinung und dokumentierte die Sichtungen. Von seiner ersten Entdeckung hat sich die Population entlang der Donau bis nach Deggendorf, Passau und sogar in den Bayerischen Wald ausgedehnt. Interessanterweise ist der Schmetterling in Höhenlagen bis über 800 Meter anzutreffen, obwohl er als wärmeliebend gilt.
Vom Osten nach Rottal-Inn
Aktuellen Recherchen der Insektenforscher Julian Bittermann und Jörg Müller von der Universität Würzburg zufolge breitet sich der Japanische Seidenspinner rasant aus. Vom Osten kommend hat er nun den Landkreis Rottal-Inn erreicht, während auch aus dem Nachbarlandkreis Dingolfing-Landau erste Sichtungen gemeldet wurden. Besonders auffällig ist das beeindruckende Erscheinungsbild des Schmetterlings, der mit einer Spannweite von 14 bis 15 Zentimetern zu den größten seiner Art in Mitteleuropa gehört.
Mit einem gelblich-braunen Gefieder und charakteristischen „Augen“ auf den Flügeln zieht er die Blicke auf sich. Die Männchen besitzen zudem auffällige, gefiederte Antennen. Trotz seiner imposanten Größe verfügt der Schmetterling über einen verkümmerten Rüssel, weshalb er keine Nahrung zu sich nehmen kann und auf die Fettreserven angewiesen ist, die er sich als Raupe angefressen hat. Dies führt dazu, dass seine Lebensdauer relativ kurz ist.
Rätsel um die Fortpflanzung
Die Fortpflanzung des Japanischen Seidenspinners erfolgt bevorzugt an Eichenarten, wo die Eier abgelegt werden. Gelegentlich kann man die Eier auch an Rotbuchen und anderen Bäumen finden. Die grünen Raupen, die nach der Überwinterung schlüpfen, können beeindruckende Längen von bis zu zehn Zentimetern erreichen. Trotz ihrer Größe gibt es jedoch keine Hinweise darauf, dass sie Schäden an Bäumen oder anderen Nutzpflanzen verursachen.
Von Ende Juli bis Anfang September ist der Falter aktiv und zieht die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich, wenn er abends von Straßenlaternen oder anderen Lichtquellen angelockt wird. Es ist nicht ungewöhnlich, den Schmetterling um Beleuchtungen herumfliegen zu sehen und manchmal sogar bis zum Morgengrauen an Wänden zu verweilen.
Wo der Japanische Seidenspinner vorkommt, berichtet man von häufigen Sichtungen. Derzeit gibt es keine Anzeichen dafür, dass er einheimische Schmetterlingsarten verdrängt. In der Region östliches Niederbayern hat er sich bereits etabliert und wird dort als heimisch angesehen.
− red
Autor Ernst Lohberger gehört der Fachstelle Waldnaturschutz Niederbayern an.
Die Ausbreitung des Japanischen Seidenspinners in Europa lässt sich zum Teil durch die sich verändernden Klimabedingungen erklären. Insbesondere die Anstieg von Temperaturen in den letzten zwei Jahrzehnten hat das Überleben und die Fortpflanzung von Arten, die normalerweise in wärmeren Klimazonen beheimatet sind, begünstigt. Laut dem Deutschen Wetterdienst ist eine allgemeine Erwärmung in Deutschland zu beobachten, die nicht nur die Flora, sondern auch die Fauna beeinflusst.
Die Gefahren von invasiven Arten, wie dem Japanischen Seidenspinner, sind in der heutigen Zeit ein wichtiges Thema. Während dieser Schmetterling in Bayern bisher keine erheblichen Schäden verursacht hat, können invasive Arten in anderen Regionen oft lokale Ökosysteme destabilisieren. Ein Beispiel sind die NABU-Berichte über die Auswirkungen von Asiatischen Laubkäfern, die in europäischen Wäldern Schäden anrichten und heimische Arten verdrängen. Diese Entwicklungen fördern das Interesse an Monitoring-Systemen, um die Ausbreitung invasiver Arten frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls Maßnahmen zur Eindämmung zu ergreifen.
Biologische Merkmale und Lebenszyklus
Der Japanische Seidenspinner beobachtet nicht nur eine beeindruckende Flügelspannweite, sondern auch eine Farbenpracht, die von hellgelb bis tiefkupferrot reicht. Die Flügel sind mit auffälligen „Augen“-Mustern versehen, die in der Tierwelt oft als Tarnung gegen Fressfeinde dienen. Der Sexualdimorphismus ist bei dieser Art deutlich ausgeprägt: die Männchen besitzen gefiederte Antennen, die ihnen helfen, chemische Signale, die von Weibchen ausgehen, besser wahrzunehmen. Dieses Verhalten ist entscheidend für die Fortpflanzung.
Überwachung und Naturschutz
Die Überwachung der Ausbreitung des Japanischen Seidenspinners erfolgt durch verschiedene Dienstleistungen und Naturschutzorganisationen. Ein wichtiger Akteur in diesem Bereich ist das Bayerische Landesamt für Umwelt, das Daten sammelt, um Trends bei invasiven Arten zu identifizieren. Hierbei wird auch der Einfluss des Schmetterlings auf bestehende Ökosysteme kontinuierlich bewertet. Das Monitoring und die Forschung sind unerlässlich, um zukünftige Auswirkungen der Art vorhersagen zu können, insbesondere in Hinblick auf mögliche wirtschaftliche Schäden für die Forstwirtschaft.
Informationen und Warnungen über den Japanischen Seidenspinner werden auch durch lokale Forstämter und Gemeindeverwaltungen verbreitet. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Naturschutzbehörden spielt eine wesentliche Rolle, um Bürger über die Art aufzuklären und das Bewusstsein für die Biodiversität in den Wäldern zu schärfen.
Mit dem rapiden Anstieg invasiver Arten wird auch der Ruf nach einem verbesserten Rechtsschutz von heimischen Arten lauter. Insgesamt ist der Japanische Seidenspinner ein weiteres Beispiel für die Herausforderungen, die sich durch den Klimawandel und anthropogene Einflüsse auf die Natur ergeben.
– NAG