Im Herzen von Frankfurt, genauer gesagt auf dem Martha-Weinheimer-Platz in Sachsenhausen, haben sich die Verhältnisse verändert. Wo einst Pausen von Spaziergängern und entspannten Nachmittagen Platz war, ist die Szene nun geprägt von einem stetigen Strom alkoholisierter Personen, die nicht nur den Tag, sondern häufig auch die Nacht dort verbringen. Diese Entwicklung hat bei den Anwohnern Besorgnis ausgelöst und von vielen wird der Platz mittlerweile ganz gemieden.
Die Nachbarn berichten von einem alarmierenden Anstieg der Unruhe in diesem früher so friedlichen Bereich. Zu Zeiten des Mittagessens kann man immer wieder beobachten, wie einige Menschen einfach auf dem Boden kauern, ihre Weinflaschen im Gepäck, während andere schlafen, nachdem sie ihre Bierflasche geleert haben. Diese täglichen Bilder fallen besonders ins Auge, wenn man berücksichtigt, dass der Platz in den Abendstunden zu einem Sammelpunkt für Zechpreller und alkoholisierte Gruppierungen wird, die gemeinsam trinken und deren Lautstärke sicherlich nicht zur Nachtruhe beiträgt. „Auf den Platz kann sich abends keiner dazusetzen“, sagt ein besorgter Anwohner, der regelmäßig mit seinem Hund spazieren geht.
Ein früherer Rückzugsort ist zum Problem geworden
Die Problematik ist nicht neu, allerdings hat sie sich gewandelt. Zuvor waren es vor allem Jugendliche, die den Platz in den Abendstunden unsicher machten, Lärm verursachten und die Anwohner störten. Vor etwa fünf Jahren nahm der Ortsbeirat die Initiative in die Hand und ließ die Bänke zunächst abmontieren, um den Lärm und die Störungen zu reduzieren. Doch zwei Jahre später wurden die Bänke wieder aufgestellt, was sich als problematische Entscheidung herausstellte. Nun sind es oft ältere alkoholabhängige Menschen, die das Areal beleben und dabei viele Passanten aggressiv anpöbeln.
Besonders besorgniserregend sind direkte Zwischenfälle, die das Gemeinschaftsgefühl auf dem Platz trüben. Ein Vorfall diesen Jahres, während einer SPD-Veranstaltung, in dessen Verlauf ein alkoholisierten Mann mit dem Hitlergruß für Aufruhr sorgte, verdeutlicht die Probleme. Zudem gab es Momente wie während der Feierlichkeiten zum Grundgesetz, als ein Mann sich ohne Hosen auf dem Platz zeigte, was bei den Anwesenden auf großes Unverständnis stieß. Solche Vorfälle schüren Ängste in der Nachbarschaft.
Stadtverwaltung weicht Verantwortung ab
Die Stadtverwaltung zeigt sich jedoch gelassen. Sie sehen keine Beweise für ein außergewöhnliches Verhalten in diesem öffentlichen Raum. Mitarbeiter der Sozialarbeit, die regelmäßig den Platz besuchen, haben bislang keinen offensichtlichen Handlungsbedarf bei den dort anwesenden Personen festgestellt. „Die Menschen, die sich dort regelmäßig treffen, zeigen keine gesundheitlichen Probleme oder Hilfebedarf“, erklärt Silke Haug, die Mitarbeiterin der Sozialdezernentin, und betont, dass es ihr Recht sei, sich an diesen öffentlichen Orten zu versammeln.
Der Ortsbeirat fordert jedoch eine intensivere Überwachung durch das Ordnungsamt sowie das Engagement von Sozialarbeitern, um zumindest den alkoholabhängigen Personen Hilfsmöglichkeiten aufzuzeigen. Doch die Stadt bleibt in ihrer Einschätzung und verwies darauf, dass Maßnahmen wie Platzverweise nur möglich sind, wenn klare Rechtsverstöße vorliegen. Ein Dilemma, das die Anwohner frustriert zurücklässt und die Frage aufwirft, wie mit solch einem sozialen Problem umgegangen werden kann, ohne dass die betroffenen Anwohner sich unwohl und bedroht fühlen.
Trotz der wiederholten Anfragen und Beschwerden bleibt der Martha-Weinheimer-Platz ein Brennpunkt, der in einer urbanen Umgebung normalerweise als Erholungsort geschätzt werden sollte. Die Herausforderung liegt darin, ein Gleichgewicht zu finden, das sowohl die Freiheiten der dort Versammelten respektiert als auch den Bedürfnissen der Anwohner gehört.
Die städtischen Behörden stehen jetzt unter Druck, an einer Lösung zu arbeiten, die sowohl den Menschen auf der Straße als auch den Nachbarn zugutekommt. Gerade in einer Großstadt wie Frankfurt ist es wichtig, dass alle Bürger sich sicher fühlen können – egal ob sie ein paar entspannte Stunden im Freien verbringen oder einfach nur nach Hause kommen wollen.
– NAG