Der Tod von Hassan Nasrallah, dem führenden Kopf der Hizbullah, markiert einen Wendepunkt im Nahen Osten. Israel hat einen erheblichen Schlag gegen diese islamistische Miliz geführt, doch die Folgen dieser Aktion bleiben abzuwarten. Der Fokus richtet sich nun auf den Iran und dessen mögliche Reaktionen.
In einem dramatischen militärischen Vorgehen töteten israelische Streitkräfte Nasrallah und mehrere hochrangige Militärführungen der Hizbullah bei einem Luftangriff auf das schiitische Viertel Dahiye in Beirut. Dies stellt nicht nur einen militärischen Erfolg, sondern auch einen psychologischen Triumph in Israels jahrzehntelangem Konflikt mit der Hizbullah dar, die zuvor als massive Bedrohung für den jüdischen Staat galt. In der letzten Woche wurden auch zahlreiche Pager von Hizbullah-Kämpfern neutralisiert, was die Organisation zusätzlich in eine Krise führte.
Die Auswirkungen auf die Hizbullah
Der Verlust von Nasrallah, der als zentraler Stratege galt, wiegt schwer. Israels Attacken haben nicht nur militärische Infrastruktur zerstört, sondern auch erhebliches Misstrauen innerhalb der Hizbullah geschürt. Die verbleibenden Kämpfer werden sich jetzt bemühen müssen, die Organisation zusammenzuhalten, um den Kampf gegen Israel fortzusetzen. Die Hizbullah wuchert über Zehntausende von Raketen und Kämpfer, was auch weiterhin eine bedeutende Bedrohung darstellt.
Außerdem spielt die Hizbullah eine Schlüsselrolle in Irans geopolitischem Einfluss und ist Teil der so genannten „Achse des Widerstands“, einem Bündnis von Gruppen, die sich gegen Israel und den Westen richten. Da die Hizbullah in eine existenzielle Krise geraten ist, könnte dies auch die Dynamik innerhalb dieser militanten Allianzen ändern.
Es ist interessant zu beobachten, wie Israel mit einer klaren militärischen Überlegenheit und überlegenen Geheimdienstinformationen agierte, um Nasrallah zu lokalisieren und auszuschalten. Der Erfolg dieser Mission könnte einen neuen Kurs in der regionalen Politik einleiten, wobei Israel bemüht ist, eine neue Sicherheitsarchitektur zu schaffen, die die Rückkehr vertriebener Zivilisten in den Norden des Landes ermöglicht und die Stärke der Hizbullah erheblich verringert.
Irans Reaktion auf die Krise
Alle Augen sind nun auf den Iran gerichtet. Wie wird das Regime von Ayatollah Khamenei reagieren? Einige Analysten vermuten, dass Teheran in einem Dilemma steckt: prompte militärische Reaktionen könnten eine Eskalation und einen regionalen Konflikt hervorrufen, während Untätigkeit die Glaubwürdigkeit des Iran unter den militanten Verbündeten gefährden könnte. Ein mögliches Zurückweichen der Hizbullah könnte sich negativ auf das Bündnis der proiranischen Milizen auswirken.
Khamenei könnte vor der Wahl stehen, entweder weiterhin auf martialische Rhetorik zu setzen, wie dies nach der Tötung von Hamas-Chef Haniya der Fall war, oder pragmatische Schritte einzuleiten, um eine totale Destabilisierung der Region zu verhindern. Dies könnte auch bedeuten, dass die Hizbullah dazu gedrängt wird, den Beschuss auf Israel einzustellen und sich von der Grenze zurückzuziehen, um den eigenen Einfluss nicht weiter zu gefährden.
Die Situation bleibt angespannt, und Israel scheinen die Ereignisse geradezu in die Hände zu spielen. Die Möglichkeit eines Flächenbrandes im Nahen Osten, aus dem auch die USA nicht ausgeschlossen werden können, steht im Raum. Daher beobachtet der Westen diese Entwicklungen mit großer Sorge.
Der Tod von Nasrallah könnte somit nicht nur die unmittelbare Dynamik im Libanon beeinflussen, sondern auch weitreichende Folgen für die geopolitische Landschaft im gesamten Nahen Osten mit sich bringen. Die nächsten Schritte, die sowohl Israel als auch der Iran unternehmen werden, sind entscheidend und könnten den Verlauf des Konflikts neu definieren. Was letztlich aus diesem strittigen Terrain hervorgeht, bleibt ungewiss.
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