Der Martha-Weinheimer-Platz im Stadtteil Sachsenhausen in Frankfurt am Main hat sich zu einem Brennpunkt für alkoholbedingte Störungen entwickelt, was für die dort lebenden Anwohner zunehmend ärgerlich wird. Während Tagsüber der Platz von Passanten belebt ist, verwandelt er sich in den Abendstunden in einen Ort des Lärms und der Unsicherheit.
Tagsüber sieht man Menschen, die auf den Bänken sitzen, ein schnelles Mittagessen genießen oder einen Kaffee trinken. Doch die stimmungsvolle Kulisse trügt; die Abende sind eine ganz andere Geschichte. Immer mehr alkoholisierte Personen versammeln sich auf dem Platz, und das führt zunehmend zu einem unbehaglichen Gefühl im Viertel. Ein Anwohner, der regelmäßig mit seinem Hund spazieren geht, berichtet: „Auf den Platz kann sich abends keiner dazusetzen.“ Eine andere Anwohnerin fügt hinzu, dass sie es vermeidet, in der Nähe vorbeizugehen, da sie oft laut angepöbelt werde.
Von Jugendlichen zu alkoholisierten Gruppen
Die Problematik ist nicht neu. Vor einigen Jahren kam es vor allem zu Störungen durch Gruppen von Jugendlichen, die den Platz in den späten Abendstunden bevölkerten. Diese hatten oft dafür gesorgt, dass die Anwohner ihren Schlaf nicht finden konnten. Vor etwa fünf Jahren beschlossen die Mitglieder des Ortsbeirats, einige der Bänke zu entfernen, um die Situation zu entschärfen. Doch zwei Jahre später wurden diese wieder aufgestellt, in der Hoffnung, den Platz für die Gemeinde zur функциониeren zurückgeben zu können.
In der gegenwärtigen Situation hat sich jedoch das Publikum verändert. Anstelle von jugendlichen Trinkern versammeln sich nun häufig Erwachsene, die offensichtlich unter dem Einfluss von Alkohol stehen und oft ein unfreundliches Verhalten zeigen. Margit Grohmann, die Seniorenbeauftragte für den Frankfurter Süden, betont, dass viele ältere Menschen sich durch diese Situation bedroht fühlen.
Ein Vorfall, der im Frühjahr die Aufmerksamkeit der Anwohner auf sich zog, war der lautstarke Auftritt eines alkoholisierten Mannes während einer politischen Veranstaltung. Bei einer Feier zum 75. Jahrestag des Grundgesetzes ließ dieser seine Hose herunter und sorgte damit für Aufsehen. In einem anderen Vorfall musste die Polizei gerufen werden, als ein Mann mit dem Hitlergruß auf sich aufmerksam machte.
Stadtverwaltung sieht kein Problem
Die Stadt Frankfurt selbst sieht indes keine gravierenden Probleme auf dem Platz. In einer Stellungnahme erklärt die Stadtverwaltung, man habe keine auffälligen Verhaltensweisen wie Pöbeleien festgestellt. Obwohl die Sozialarbeit regelmäßig den Platz besucht, konnten laut den Verantwortlichen keine obdachlosen Menschen oder Personen mit sichtbarem Hilfebedarf ausgemacht werden. Es sei ein Recht der Menschen, sich in öffentlichen Räumen zu versammeln, solange sie keine Gesetze verletzen.
Diese Sichtweise der Stadt steht in starkem Kontrast zu den Erfahrungen der Anwohner. Die anhaltenden Beschwerden und der resignierte Ton, in dem viele von ihnen über ihre Erfahrungen berichten, verdeutlichen, dass die unterschiedliche Wahrnehmung zwischen den Stadtbehörden und den betroffenen Bürgern zu einer wachsenden Kluft führt. Eine klare Strategie zur Lösung des Problems scheint bislang nicht in Sicht.
– NAG