In dieser Woche hat die Bundesregierung eine bedeutende Entscheidung getroffen: Sie hat sich in Brüssel für einen schnelleren Abschuss von Wölfen ausgesprochen, indem der Schutzstatus des Wolfes in der Berner Konvention herabgestuft wurde. Dies könnte einen grundlegenden Wandel im Umgang mit dieser Tierart bedeuten und den Weidetierhaltern in Regionen wie der Rhön neue Perspektiven eröffnen.
Der Frust unter den Weidetierhaltern in der Rhön über die Wolfsrisse war in den letzten Jahren groß. Während einerseits die Wiederansiedlung des Wolfes begrüßt wird, stehen viele Schäfer dem Geschehen skeptisch gegenüber. Zwei von Rissen betroffene Schäfer haben sich nun zu den neuen Entwicklungen geäußert.
Ängste und Hoffnungen der Schäfer
Frank Scharbert, ein 45-jähriger Schäfer aus Sondheim in der Rhön, besitzt 80 Schafe und hat die Situation als überaus belastend empfunden. „Die Zeit war für uns die absolute Hölle“, beschreibt er die Nächte der Angst, die er und seine Familie durchleben mussten. Zwei seiner Schafe fielen dem Wolf zum Opfer, was selbst seine Frau dazu brachte, sechs Wochen lang jede Nacht bei den Schafen zu schlafen. Scharbert ist erleichtert über die politische Kehrtwende und hofft, dass die Situation bis zur nächsten Weidesaison besser wird. „Die Rhön braucht die Schafe, denn die Artenvielfalt ist ohne Beweidung nicht möglich“, so Scharbert.
Ähnlich äußert sich Heidi Schneider, 62 Jahre alt und Schäferin aus Geroda. Sie hält 150 Schafe und sieht ihre Tiere als Teil ihrer Familie. „Es wird höchste Zeit!“, sagt sie und betont, dass sie niemandem den Wolf wegnehmen möchte, aber die bestehende Regelung schlichtweg untragbar sei. Der Schmerz, den sie nach einem Riss verspürte, als ein Schaf ihrer Herde starb, sitzt tief. „Die ganze Herde stand unter Schock“, erzählt sie. Auch sie fordert eine Regulierung des Wolfsbestandes, um ein für alle Seiten akzeptables Gleichgewicht zu schaffen.
Beide Schäfer fordern nicht das pauschale Ausschalten aller Wölfe, sondern eine sinnvolle Regulierung problematischer Tiere. „Es muss Raum geben für verständnisvolle Entscheidungen, die sowohl den Wolf als auch die Weidetierhalter berücksichtigen“, sagt Schneider. Die jüngsten politischen Änderungen bieten die Hoffnung auf ein Umdenken und eine Balance zwischen Naturschutz und den Bedürfnissen der Landwirtschaft.
Ein Rückblick zeigt, dass die aktuelle Entscheidung der Regierung eine Reaktion auf den intensiven Druck von Weidetierhaltern und Bedenken bezüglich der Tierhaltung war. In den letzten Jahren haben viele Schäfer ihre Weiden aufgeben müssen oder den Standort gewechselt, da sie Sicherheit für ihre Tiere suchten. „Die Weiden haben wir schließlich gekündigt, das Risiko war uns einfach zu hoch“, erklärt Schneider.
Beide Schäfer sind entschlossen, für ihre Interessen und die ihrer Tiere zu kämpfen. Die erforderlichen Gesetzesänderungen werden allerdings Zeit benötigen, und es bleibt abzuwarten, wie die Diskussion über den Wolf und seine Rolle in der deutschen Natur nach dieser politischen Wende weitergeht. „Ich glaube erst daran, wenn es so weit ist“, äußert Scharbert seine Skepsis und beschreibt die weiterhin bestehende Herausforderung der Umsetzung.
Die Veränderungen in der Wolfsregulierung sind nicht nur für die betroffenen Schäfer von Bedeutung, sondern könnten auch weitreichende Folgen für die biologische Vielfalt und das Landschaftsbild in der Rhön haben. Die Zukunft wird zeigen, ob dieser Kurswechsel tatsächlich zu einer nachhaltigeren Koexistenz zwischen Mensch und Tier führen kann.
Für eine detaillierte Betrachtung des Falls, siehe den Bericht auf www.mainpost.de.