Im bayerischen Regensburg sorgt der Fall einer entfernten Bank an einem neu errichteten Luxus-WC für Aufregung. Das Toilettenhaus am Schwanenplatz, das mit stolzen 890.000 Euro zu Buche schlug, erlebte vor einem Jahr eine bemerkenswerte Entwicklung, als die Stadt die dort befindliche Bank abbaute. Was wie eine normale städtische Maßnahme scheint, wirft Fragen über den Umgang der Stadt mit Obdachlosen auf und hat in der Öffentlichkeit geregte Diskussionen ausgelöst.
Am 22. August 2023 wurde die besagte Bank entfernt, der Grund: Sie wurde als Schlafplatz und als Aufenthaltsort für Obdachlose genutzt, auch das Füttern von Tauben wurde als Problem angeführt. Dies ging mit erheblichen Müll- und Schmutzproblemen einher. Die Stadt musste zusätzliche Kosten für die Reinigung aufbringen, die monatlich etwa 3.000 Euro betrugen, plus 400 Euro für jeden zusätzlichen Einsatz. Trotz dieser Herausforderungen wurde ein Ersatz für die Bank, der bereits seit einem Jahr versprochen wurde, jedoch noch nicht bereitgestellt.
Die Reaktionen auf die Entfernung der Bank
Die Reaktion auf die Maßnahme war vielfältig. In der Folge organisierten Aktivisten nächtliche Aktionen, in denen sie eigene Sitz- und Schlafgelegenheiten im Klohäuschen installierten. Diese wurde jedoch umgehend von der Stadt entfernt, und es kam zu verschiedenen Protesten. Eine feministische Gruppe, die sich „eben.widerspruch“ nennt, äußerte auf Instagram ihre Empörung: „Gut, dass es in einer Stadt wie Regensburg, die es nicht auf die Reihe bekommt, adäquate Notunterkünfte zu stellen … nicht allen scheißegal ist.“
Überraschend ist, dass trotz der intensiven Debatte um Obdachlosigkeit in Regensburg, die Stadtverwaltung über ein Jahr braucht, um einen Ersatz für die Bank zu finden. In dieser Zeit hatte kürzlich eine Gruppe von Architekturfreunden versucht, eine andere Bank im Wartehäuschen festzuzementieren – ein Versuch, der ebenfalls scheiterte, als sie binnen weniger Stunden wieder entfernt wurde.
Kosten und Einrichtung des Luxus-WCs
Die Stadt hat die hohen Kosten für den Bau des Toilettenhauses stets verteidigt. Als rechtfertigender Grund wurde eine „aufwändige Tiefgründung“ genannt, die für den Bau notwendig war. Dennoch sind sich Kritiker einig, dass für den Gesamtbetrag von 890.000 Euro sowohl das Klo selbst als auch die umgebenden Einrichtungen zur Verfügung stehen sollten. Die Behindertentoilette, die Teil des Servicegebäudes ist, wurde mit speziellen Merkmalen ausgestattet, darunter eine höhenverstellbare Pflegeliege. Diese Mehrausgaben wurden jedoch als relativ gering eingestuft, was Fragen zu den tatsächlichen Kosten aufwirft.
Aktuell bleibt die Stadt gefordert, eine Lösung zu finden. Der Bürgermeister Ludwig Artinger versprach, dass es ein Anliegen der Stadtverwaltung sei, die Liegenschaft zu einem Treffpunkt für Stadtführungen und Besichtigungen zurückzuführen. In der Öffentlichkeit wird jedoch zunehmend die Frage laut, warum angesichts der Schwierigkeiten, die die Stadt in Bezug auf Obdachlosigkeit hat, keine schnellere Lösung angeboten wird und ob sie überhaupt bereit ist, der Problematik der Obdachlosen in Regensburg gerecht zu werden.
– NAG