Regensburg

Regensburgs Herzogssaal: Nazi-Wandteppich wird abgehängt

In Regensburg wird ein Wandteppich, der den Nazi-Überfall auf Polen am 1. September 1939 feiert und mit NS-Propaganda durchsetzt ist, nach zahlreichen Diskussionen und einer Anfrage von Stadträten bald abgehängt, was die Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit der Stadt verdeutlicht.

In Regensburg sorgt ein Wandteppich, der den Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen thematisiert, für Aufsehen und Diskussionen. Der Teppich, eine Replik eines Originals aus dem Jahr 1940, ziert den Herzogssaal einer Event-Location und weckt Erinnerungen an die verheerenden Ereignisse des Zweiten Weltkriegs. Besonders brisant ist die Tatsache, dass die Aufhängung des Teppichs einst eine Auflage des Denkmalschutzes war.

Der Teppich, der stilisierte Hakenkreuze und Szenen aus der propagandistischen Sicht der Nationalsozialisten zeigt, war lange Zeit ein umstrittenes Symbol in dieser historischen Event-Location. In der letzten Woche jedoch gaben die Eigentümer bekannt, dass sie planen, den Teppich bald abzuhängen. Diese Entscheidung fiel, nachdem Recherchen durch lokale Journalisten und Anfragen von in der Stadt aktiven Politikern den Druck auf die Verantwortlichen erhöht hatten.

Der Wandteppich und seine Geschichte

Der Wandteppich ist nicht nur ein Kunstwerk, sondern ein starkes Symbol für die nationalsozialistische Ideologie. Er zeigt eine Szene aus der sogenannten Dollinger-Sage, die auf den ersten Blick harmlos erscheinen mag. Bei näherer Betrachtung wird jedoch deutlich, dass die Darstellung auch den Angriff auf Polen am 1. September 1939 feiert. Allein die deutschen Namen ehemals eroberter Städte wie Danzig und Krakau auf dem Teppich sprechen eine deutliche Sprache. Die Hakenkreuze, die im Bildstil eingefügt sind, sind unverkennbar und werfen einen Schatten auf die geschichtliche Bedeutung des Objekts.

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Die Entstehung des Teppichs geht auf den Münchner Künstler Professor Karl Heinz Dallinger zurück, der bekannt dafür war, enge Verbindungen zu den Nationalsozialisten zu haben. Laut dem Historiker Karsten C. Ronnenberg hatte Dallinger eine Vorliebe dafür, Bilder zu schaffen, die im Sinne der Ideologie der Nazis eine Rolle spielten, und trug damit zur Inszenierung einer geschönten Geschichtsauffassung bei.

Die Stadt Regensburg, die für den Denkmalschutz zuständig ist, hat sich in der Vergangenheit der Verantwortung entzogen. Als die Journalisten der Stadt die Fehler hinsichtlich der Eigentumsverhältnisse und der Verantwortung für die Aufhängung des Teppichs ansprachen, schob die Stadt die Verantwortung an das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege. In einer beunruhigenden Wendung stellte sich jedoch heraus, dass die Untere Denkmalschutzbehörde in Regensburg, die eine letzte Entscheidung traf, dieser Auflage zustimmte.

Aktuelle Entwicklungen und Reaktionen

Der Vorstoß, den Teppich abzuhängen, wurde maßgeblich durch eine Anfrage des Grünen-Stadtrats Hans Teufl ausgelöst. Teufl bemerkte den Teppich während einer Veranstaltung im Bürgerzentrum und stellte fest, dass dieser nicht als neutral angesehen werden kann. In Anbetracht der Bedeutung des Themas und der historischen Bezüge forderte er, dass die Stadt endlich aktiv wird. Teufl und der Fraktionschef Daniel Gaittet begrüßten die geplante Abhängung, äußerten jedoch auch Verwunderung darüber, dass diese NS-Propaganda so lange toleriert wurde.

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Die Eigentümer des Herzogsaals, die den Teppich als Teil des Denkmalschutzes dort aufgehängt hatten, betonten, dass das Original an die Stadt Regensburg geschenkt und die Replik aus den Auflagen des Denkmalschutzes angebracht wurde. Diese Argumentation steht jedoch in krassem Gegensatz zu den Aussagen der Stadt, die auf die geringe Einflussnahme hinwiesen. Die aktuelle Debatte hat die Problematik der unzureichenden Auseinandersetzung mit der Vergangenheitsbewältigung in Regensburg hervorgehoben und zeigt, dass hier noch großer Handlungsbedarf besteht.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Abhängung des Wandteppichs nicht nur eine Frage des Denkmalschutzes ist, sondern auch eine tiefere Auseinandersetzung mit der Geschichte der Stadt und ihrer Verantwortung gegenüber der Vergangenheit erforderlich macht. Die Stadtverwaltung ist aufgerufen, ihre Hausaufgaben zu machen und offen über die dunkle Vergangenheit zu sprechen.

– NAG

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