Regensburg

Herzogssaal in Regensburg: Abhängen des NS-Wandteppichs nach 85 Jahren!

Nach langem Zögern und auf Initiative der Grünen wird der mit NS-Propaganda durchsetzte Wandteppich im Herzogssaal von Regensburg abgehängt, nachdem der Denkmalschutz, der seine Präsenz dort bislang aufrechterhielt, nun aufgehoben wurde, was die Debatte über die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit in der Stadt erneut anheizt.

In Regensburg hat eine bemerkenswerte Wende stattgefunden, als die Eigentümer des Herzogssaals bekanntgaben, dass der umstrittene wandhängende Teppich, der den Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen darstellt, abgehängt werden soll. Diese Entscheidung macht deutlich, dass Wahrnehmung und Verantwortlichkeit für die düstere Vergangenheit der Stadt in den letzten Jahren im Mittelpunkt der Diskussion stehen. Der Teppich, der 2003 lediglich als Nachbildung, ohne jede Erklärung, in dieser Event-Location befestigt wurde, ist mit NS-Propaganda durchzogen. Seine Entfernung geschieht nicht ohne Grund, denn die Vergangenheitsbewältigung in Deutschland steht weiterhin vor Herausforderungen.

Die Situation zuspitzte sich am Montag, nur einen Tag nach dem Gedenken an den 85. Jahrestag des Überfalls auf Polen. Laut einer aktuellen Mitteilung der „Domplatz 3 und Kornmarkt 10 GmbH & Co. KG“, den Eigentümern des Herzogshauses, wird die Replik des Teppichs aus den Räumlichkeiten entfernt. Zuvor war eine solche Maßnahme aufgrund einer Auflage des Denkmalschutzes nicht möglich, was Fragen zur Rolle des Denkmalschutzes in der Aufarbeitung nationalsozialistischer Symbole aufwirft.

Der Denkmalschutz im Fokus

Der Denkmalschutz scheint stark in die Kontroversen verwickelt zu sein. Ursprünglich war die Auflage, den Teppich in dem Veranstaltungsort zu belassen, eine Anordnung des Denkmalschutzamtes. Diese Auflage wurde jedoch erst kürzlich aufgehoben, was zur Verwirrung bei den Stadtbehörden führt. Im August hatte die Stadt erklärt, es bestehe keine Möglichkeit, den Teppich abzuhängen, obwohl sie nun bestätigt, dass die Entscheidung von der Denkmalschutzbehörde kam. Die unklare Kommunikation lässt Raum für Spekulationen über die Motivation der verschiedenen Beteiligten.

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Zusätzlich stellte die Stadt klar, dass das Original des Teppichs den Museen der Stadt geschenkt wurde und nicht in den Händen der Eigentümer des Herzogssaals liegt. Man fragt sich, ob die Historiker der Stadt sich überhaupt ausreichend mit dieser Thematik auseinandergesetzt haben. Es scheint, als wäre man der Bedeutung dieses Symbols und dessen geschichtlichem Kontext nicht gewachsen. Der Teppich zeigt nicht nur eine romantisierte Geschichte, sondern auch zynische NS-Symbole. Die Gestaltung durch den Künstler Karl Heinz Dallinger, der eine Affinität zur NS-Ideologie hatte, untermauert diese Problematik.

Ein Erbe der Nationalsozialisten

Die Darstellung des Teppichs ist mehr als bloße Kunst; sie ist ein Ausdruck propagandistischer Ideologie. Im Detail zeigt er kriegerische Szenen, die direkt an den Überfall auf Polen 1939 erinnern. Die Nennung historischer Städte gehört ebenso zur Darstellung wie stilisierte Hakenkreuze, die den Teppich eindeutig als Produkt der NS-Zeit kennzeichnen. In Anbetracht der Geschichte, wie der Teppich in den Herzogssaal gelangte, ist das Fehlen einer kritischen Einordnung mehr als nur verstörend. Herrschte vor 1941 eine Idealisierung des Krieges und der nationalsozialistischen Kultur, die auch nach dem Krieg in Stille weitergetragen wurde?

Die Reaktion auf die Grüner Anfrage zur Entfernung des Teppichs zeigt, wie tief die Wunden der Geschichte manchmal verborgen sind. Der Vorstoß von Stadtrat Hans Teufl thematisiert das Unbehagen der Stadtgesellschaft mit ihrer Vergangenheit und hat letztendlich zur Entscheidung geführt, daß der Teppich abgehängt wird. Es stellt sich jedoch die Frage, wieviel Zeit noch benötigt wird, um die Überreste dieser dunklen Ära in der Stadt grundlegend zu hinterfragen und zu eliminieren.

Der Denkmalschutz muss sich der Verantwortung stellen, die mit seiner Rolle in der Denkmalpflege verbunden ist. Die bevorstehende Entfernung des Wandteppichs könnte ein kleiner, aber notwendiger Schritt in Richtung einer ehrlicheren Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte sein. Die Ankrampfungen der Stadtverwaltung und das Spätbewusstsein der Verantwortlichen lassen auf einen tiefen Nachholbedarf in der historisch-kritischen Aufarbeitung schließen. Vor allem die jüngsten Ereignisse zeigen, dass es Zeit ist, die Illusion der Unschuld zu durchbrechen und die Vergangenheit zu konfrontieren.

– NAG

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