In Passau steht ein musikalisches Highlight bevor: Am Sonntag, den 27. Oktober, wird der renommierte Dirigent Kent Nagano das Verdi-Requiem im Passauer Dom leiten. Dieses Konzert, das seit über einem Jahr ausverkauft ist, verspricht ein außergewöhnliches Erlebnis zu werden. Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks wird die Darbietung unterstützen, während die Audi Jugendchorakademie unter der Leitung des Passauer Dirigenten Martin Steidler den Chor stellen wird. Mit Solisten wie Ljudmyla Monastyrska, Elina Garanča, Francesco Meli und René Pape wird das Event besonders reizvoll. Initiatoren sind die Festspiele Europäische Wochen Passau, die damit ihrem langjährigen Förderer Heinz Hermann Thiele gedenken.
Im Gespräch mit Herrn Nagano erläutert dieser die zeitlose Relevanz des Requiems: „Seit der ersten Aufführung bringt dieses Werk Menschen zusammen. Es ist eine große Ehre, dass wir es spielen können.“ Der emotionale Bezug zu Heinz Thiele, den Nagano während seiner Zeit an der Bayerischen Staatsoper begegnete, unterstreicht die persönliche Bedeutung des Konzerts. Thiele war nicht nur ein Unterstützer der Kultur in Bayern, sondern auch ein großer Fan des Requiems. Seine Frau hatte die Idee, das Stück zu Ehren ihres Mannes aufzuführen.
Chor und seine besonderen Qualitäten
Der Audi Jugendchor hat sich als besonders leistungsfähig erwiesen und wird in Passau auf der großen Bühne stehen. Nagano hebt hervor, dass der Chor ein beispielhaftes Projekt darstellt, das jungen Talenten aus Deutschland die Möglichkeit bietet, professionelles Niveau zu erreichen. „Exzellenz, Disziplin und stetige Verfeinerung sind in jedem Beruf wichtig“, erklärt er. Splittet man die Mitglieder in Amateure und Profis, zeigen sie doch eine Hingabe und ein Engagement, das sie auf das hohe Niveau hebt. Der Auftritt in der Carnegie Hall ist ein Beweis für die beeindruckenden Fortschritte, die der Chor unter Steidlers Anleitung gemacht hat.
Über die künstlerische Einordnung des Requiems sagt Nagano: „Es ist nicht leicht zu kategorisieren. Verdis Pionier-Idee, eine katholische Messe in eine expressivere Form zu bringen, bleibt jedoch unverkennbar.“ Die Verschmelzung von dramatischen Elementen und musikalischem Ausdruck zeige, wie relevant dieses Werk für die heutige Zeit ist. Diese besondere Verbindung zwischen Musik und Spiritualität ist es, die sowohl Künstler als auch Publikum in ihren Bann zieht.
Eine persönliche Note bringt Nagano zu der Frage, ob er eine Vorstellung über das Leben nach dem Tod hat. Er nickt und erinnert sich an seine Kindheit in der Kirche, eine Verbindung, die ihn bis heute begleitet. Diese spirituellen Betrachtungen fließen auch in seine Auffassungen über Musik und Kunst ein, je mehr er mit dem Verdi-Requiem konfrontiert wird.
Ausblick auf Blaibach
Ein spannender Aspekt des kommenden Projektes ist, dass es eine Verbindung zwischen Arnold Schönbergs Konzept der „Sprechstimme“ und dem traditionellen Textvortrag im No-Theater schafft. Dieses kultursensible Vorgehen soll die Ästhetik des alten Theaters auch für ein jüngeres Publikum verständlich machen und den Zauber beider Kunstformen bergen.
Nagano wird seinen Fokus auch weiterhin auf internationale Projekte legen, darunter „The Wagner Cycles“ in Dresden, und gleichzeitig mit seinen ehemaligen Institutionen als Ehrendirigent verbunden bleiben. Diese Brücke zwischen Tradition und Innovation ist bemerkenswert und spiegelt seine Philosophie als Künstler wider. So ebnet er den Weg für ehemalige Schüler und junge Künstler, während er seinen eigenen musikalischen Horizont stets erweitert.