Passau

Bischof Oster: Gemeinschaftliches Leben statt Einsamkeit im Bischofshaus

Bischof Stefan Oster aus Passau erzählt im exklusiven Interview, wie er seit zehn Jahren in einer lebendigen religiösen WG lebt, die durch Gebetszeiten und gemeinschaftliche Mahlzeiten geprägt ist – ein Modell, das ihm hilft, der Gefahr des einsamen Priestertums zu entkommen und das spirituelle Leben aktiv zu gestalten!

In einer bemerkenswerten Lebensform wohnt Bischof Stefan Oster von Passau in einer religiösen Wohngemeinschaft, die sich stark von klassischen Wohnkonzepten unterscheidet. Statt einer klassischen WG, in der Studierende unter einem Dach leben, Senioren oder auch Menschen verschiedener Altersgruppen sich zusammentun, betont die WG des Bischofs die Gemeinschaft in der Spiritualität und im Gebet.

Der Bischof beschreibt, dass er seit über zehn Jahren im Rahmen dieser Gemeinschaft lebt. Er selbst sieht die Bedeutung von gemeinschaftlichem Leben klar. „Wir sind vier Leute“, erklärt Oster, und das Zusammenleben sei geprägt von gemeinsamen Gebetszeiten und Mahlzeiten, was eine Art spirituelles Band zwischen den Mitbewohnern schaffe. Trotz dieser Nähe ist jeder der Bewohner in seinem beruflichen Alltag tätig, was bedeutet, dass das Gemeinschaftsleben gut organisiert sein muss.

Gemeinsame Ressourcen und spirituelle Praktiken

Die Wohngemeinschaft ist so strukturiert, dass es separate Wohnungen gibt, jedoch auch gemeinschaftlich genutzte Räume wie eine Küche, ein Esszimmer und eine Hauskapelle. Letztere ist für alle Bewohner jederzeit zugänglich, was das spirituelle Leben in die täglichen Rituale integriert. „Ich habe das Privileg, eine Hauskapelle zu haben“, sagt Oster und hebt hervor, dass solche Räume für das Gemeinschaftsleben essentiell sind.

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Um das Maß an geistlichem Leben aufrechtzuerhalten und um nicht in Gewohnheiten abzudriften, die den Einzelnen isolieren könnten, hat Oster bewusst entschieden, in dieser Form zu leben. „Ich wollte dem vorbeugen, komisch zu werden“, erklärt er und bezieht sich auf die Gefahr, die ein einsames Leben mit sich bringen kann.

Die Auswahl der Mitbewohner erfolgt durch persönliche Gespräche, wobei das Interesse an einem gemeinsamen geistlichen Leben und die Fähigkeit, das eigene Berufsleben anzupassen, eine Grundvoraussetzung sind. Oster betont, dass diese Gemeinschaft nicht nur die Organisation des Alltags umfasst, sondern vor allem auch die geistlichen Praktiken, die für ihn zentral sind. „Die Disziplin für ein substanzielles geistliches Leben zu haben, ist mit Gemeinschaft viel leichter als ohne“, sagt er.

Geistliche Dimension der Wohngemeinschaft

Der Bischof sieht sein Leben als religiöses Vorbild und hat den Anspruch, als „erster Beter des Bistums“ zu leben. An jedem Vormittag, an dem er keine Messe außerhalb der WG hält, findet eine gemeinsame Feier der Heiligen Messe in der Hauskapelle statt. Oster erklärt, dass er für diese Gebetszeiten eine besondere Disziplin braucht, um sein geistliches Leben aufrechtzuerhalten. „Wenn ich mal in meiner WG alleine bin, dann denke ich mir: Okay, jetzt könnte ich meine Gebetszeiten mal ein bisschen nach hinten schieben“, sagt er und merkt an, dass dies in einer Gemeinschaft weniger wahrscheinlich ist.

Diese Form des Zusammenlebens fördert eine stärkere Gemeinschaftserfahrung und stärkt den geistlichen Aspekt, was besonders in den heutigen Zeiten, in denen viele Priester mit der Einsamkeit kämpfen, von Bedeutung ist. „Wie können wir unseren Priestern helfen, in heutigen Umständen trotzdem ein erfülltes, zölibatäres Leben zu leben? Da ist sicherlich die Gemeinschaftserfahrung ein Königsweg“, ist sich Oster sicher.

Nichtsdestotrotz weiß der Bischof, dass gemeinschaftliches Leben nicht immer einfach ist. Man muss sich regelmäßig neuen Mitbewohnern anpassen und auch in schwierigen Zeiten eine Balance zwischen persönlichem Raum und gemeinschaftlicher Verpflichtung finden. „Es ist auch eine Kunst, es so hinzubekommen, dass man sich untereinander gut versteht“, fasst er zusammen.

Das Interview mit Bischof Oster, das von Renardo Schlegelmilch geführt wurde, gibt einen tiefen Einblick in die Herausforderungen und Chancen des gemeinschaftlichen Lebens eines Bischofs in der modernen Gesellschaft, die sich durch hohe Mobilität und gesellschaftliche Veränderungen auszeichnet.

Für weitere Informationen und Details zu dieser Thematik können Interessierte den Bericht auf www.domradio.de nachlesen.

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