Ein bemerkenswerter Vorfall hat im Allgäu für Aufregung gesorgt: Eine Wildtierkamera hat einen Wolf fotografiert, der Anfang September im Bereich der Sonnenköpfe südlich von Sonthofen abgelichtet wurde. Das Landesamt für Umwelt (LfU) bestätigte diesen Schnappschuss, der jedoch Fragen aufwirft. Ist dies der gleiche Wolf, der bereits länger in der Region bekannt ist? Diese Unsicherheit sorgt für Diskussionen unter Experten und Anwohnern.
Mit nur wenigen bestätigten Nachweisen von Wölfen im Allgäu, zuletzt drei aus dem Februar in Ostallgäu und Oberallgäu, gibt es dennoch die Überzeugung, dass bald mehr dieser Tiere in der Gegend leben werden. Andreas Hummel, der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands im Oberallgäu, betont, dass die gewachsene Wolfspopulation aus anderen Teilen Deutschlands sowie aus Nachbarländern wie Österreich, Italien und der Schweiz in die Region kommen könnte. Beispielsweise gibt es in Garmisch-Partenkirchen ein Rudel mit Jungtieren, die möglicherweise nächstes Jahr ein eigenes Revier suchen werden.
Änderung des Schutzstatus in der Europäischen Union
Aktuell kochen die Gemüter im Zusammenhang mit der Entscheidung der deutschen Vertreter in Brüssel, den Schutzstatus von Wölfen herabzustufen. Deutschland hat für diesen Schritt gestimmt, der es ermöglichen könnte, den Status von „streng geschützt“ auf „geschützt“ zu senken. Dies würde den Umgang mit problematischen Tieren erleichtern, so Hummel.
Die Entscheidung steht jedoch noch vor mehreren politischen Herausforderungen, bevor sie umgesetzt werden kann. Hummel weist darauf hin, dass es nicht darum gehe, jeden Wolf abzuschießen, sondern gezielt solche, die beispielsweise Nutztiere angreifen. Der Druck auf die Landwirtschaft steigt, da mehr Wölfe auch potenziell mehr Schäden anrichten, was wiederum die Notwendigkeit einer flexiblen Regelung unterstreicht.
Schaden durch Wölfe – Unterschätzte Realität
Dr. Michael Honisch, Geschäftsführer des Alpwirtschaftlichen Vereins im Allgäu (AVA), hebt hervor, wie wichtig die Herabstufung des Schutzstatus für die landwirtschaftlichen Betriebe in der Region ist. Er glaubt, dass die Wölfe in der Region mehr Schäden verursacht haben, als bisher offiziell dokumentiert wurden. Da nicht alle Vorfälle dem LfU gemeldet worden sind, könnten die tiefere Einsicht in die Schäden und der Umgang mit den Wölfen schwieriger sein.
Ein anschauliches Beispiel bietet Honisch: Wenn ein Wolf einen Kadaver zurücklässt und daraufhin ein Fuchs frisst, könnte dies bei späteren DNA-Analysen fälschlicherweise als Schaden durch einen Fuchs gewertet werden. Solche Missverständnisse könnten die Statistiken verzerren und den echten Einfluss der Wölfe auf die Weidetiere verschleiern.
Die Situation im Allgäu verdeutlicht die Herausforderungen, vor denen die Region steht. Mit dem Fortschreiten der Diskussion über den Schutzstatus der Wölfe könnte ein Umdenken in der Politik notwendig werden, um den Landwirten die Rückkehr zu einem kontrollierbaren Umfeld zu ermöglichen. Die Entwicklungen rund um die Wolfspopulation werden weiterhin mit Spannung beobachtet, sowohl von den Verantwortlichen als auch von den Anwohnern.
Für mehr Informationen zu diesem Thema steht ein Artikel bei www.allgaeuer-zeitung.de zur Verfügung.