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Wie DDR-Läufer Winkler 1988 heimlich am Berliner Marathon teilnahm

Wie DDR-Läufer Roland Winkler 1988 mit einem cleveren Plan und einer Tante in Nürnberg den Berlin-Marathon erlebte und als Symbol der Freiheit auf das Cover eines westdeutschen Magazins gelangte!

Die Geschichte des Roland Winkler ist nicht nur die eines leidenschaftlichen Läufers, sondern auch ein faszinierendes Kapitel in der Sportgeschichte der DDR. Diese Episode spielt sich im Jahr 1988 ab, als Winkler als DDR-Bürger am Marathon in West-Berlin teilnehmen konnte – ein Ereignis, das, angesichts der politischen Umstände jener Zeit, nahezu unmöglich schien. Es brauchte einen cleveren Plan und einen kleinen Trick, um sich dieses Abenteuer zu ermöglichen, und Winklers Entschlossenheit machte es möglich.

Die Situation war zu jener Zeit von der Mauer geprägt, die Berlin, und damit auch die Läufer, stark trennte. Winkler war sportbegeistert, hatte jedoch noch nie in West-Berlin an einem Wettkampf teilgenommen. In den Worten von Winkler: „Es war 1988, ich war DDR-Bürger. Ich war sportbegeistert und auch Marathonläufer, aber noch nie im Westen gestartet.“ Doch die Möglichkeit, eine Tante in Nürnberg zu besuchen, brachte ihn aus der Klemme. Es war erlaubt, ältere Verwandte im Westen zu besuchen, und so plante Winkler seinen Besuch optimal zum Zeitpunkt des Marathons.

Der Plan und seine Ausführung

Der Trick war einfach, aber genial: Winkler besorgte sich eine Ausreisegenehmigung und reiste zu seiner Tante. „Sie hatte ihren Geburtstag glücklicherweise genau so gelegt, dass es perfekt mit dem Berlin-Marathon passte“, erzählt er. Nach dem feierlichen Besuch erhielt er auch ein wenig westliches Geld, das als Butter bei die Fische diente. Doch anstatt die Rückreise wie geplant am Bahnhof Friedrichstraße zu beenden, sprang er am Bahnhof Zoo aus dem Zug, wo er von einem Bekannten erwartet wurde. Dieser hatte ihm auch bereits die Startnummer für den Marathon besorgt.

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Der nächste Tag war der große Tag des Berlin-Marathons. „Ich war von der Vielfältigkeit begeistert. Es waren rund 15.000 Teilnehmer, ein buntes Stimmengewirr – das kannten wir so nicht“, erinnert sich Winkler und beschreibt seine Aufregung. Kurz vor dem Start erhaschte er einen Blick auf die andere Seite der Mauer – ein Bild, das ihn tief bewegte: „Einerseits war ich unheimlich erfreut, endlich im Westen einen Marathon laufen zu können. Andererseits war ich auch wehmütig, denn viele meiner Freunde hätten auch gerne mitgemacht.“

Ein unvergesslicher Moment

Der Moment des Starts begann für Winkler mit einer Überwältigung der Gefühle. Er hatte sich direkt in die erste Reihe gedrängt, und als der Startschuss fiel, hob er euphorisch die Arme in die Luft. Bei diesem so besonderen Moment wurde er von Manfred Steffy, dem damaligen Chefredakteur des Laufmagazins „Spiridon“, fotografiert, was ihm schließlich eine unerwartete Berühmtheit einbrachte. Die Titelseite des Magazins zeigte Winkler mit der Überschrift: „Der Läufer mit der Startnummer X348 freut sich, in seiner Heimatstadt Berlin Marathon laufen zu dürfen“.

Es stellt sich heraus, dass Winkler nicht der einzige DDR-Bürger war, der sich diesen Traum erfüllte. Wie er später erfuhr, gab es noch mindestens 30 weitere Läufer aus der DDR, die ebenfalls in West-Berlin starteten. „Es war ja auch nie verboten, wir haben nur keine Möglichkeit bekommen, offiziell zu starten“, offenbart Winkler. Diese kleine Gruppe griff nach ihrer Chance, um in die Geschichtsbücher einzugehen.

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Mit einer Zeit von zwei Stunden und 37 Minuten über die 42,195 Kilometer war Winkler vielleicht nicht in Bestform, aber die Aufregung während des Wettkampfes war unüberwindbar. „Ich habe den gesamten Lauf genossen. Ich habe heute noch Gänsehaut, wenn ich an den Zielgeradenlauf zurückdenke“, sagt er voller Stolz. Die Erfahrung hat ihn geprägt und ihm einen Platz in der Geschichte des Laufsports gesichert.

Obwohl dieser Marathon ein unwiderbringliches Erlebnis war, sagt Winkler, dass der bedeutendste Marathon seines Lebens der Vereinigungsmarathon 1990 war. „Es war Ein Gefühl wie im Rausch, durch das Brandenburger Tor zu laufen“, erinnert er sich und beschreibt die euphorische Atmosphäre während dieses geschichtsträchtigen Anlasses, als die Trennung zwischen Ost und West symbolisch überwunden wurde.

In seiner Laufbahn nahm Winkler an über 200 Marathons teil, er hält den ewigen DDR-Rekord über 100 Kilometer mit einer Zeit von sechs Stunden und 45 Minuten. Seine Bestzeit bei einem regulären Marathon betrug beeindruckende zwei Stunden und 17 Minuten – ein Zeichen seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten. Winkler hat nicht nur Geschichte geschrieben, sondern auch die Entwicklung des Laufsports gefördert, indem er internationale Marathons organisierte. Heute ist er eine lebende Legende, die bedeutende Einblicke in die Welt des Laufens und die Herausforderungen einer geteilten Nation gibt.

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