Im Westen Nürnbergs wird eine ehemals graue Fläche neu belebt: Das frühere „Quelle-Versandzentrum“ hat sich in einen angeblich lebendigen, grünen Park verwandelt. Doch die Meinungen über die Umgestaltung gehen stark auseinander. Während die Stadtverwaltung begeistert von der Schaffung eines neuen Gemeinschaftsraums spricht, äußern Anwohner und Kritiker Bedenken über die tatsächliche Umsetzung und Funktionalität des Parks.
Die Transformation dieses Areals ist besonders vor dem Hintergrund des Klimawandels relevant. Städte wie Nürnberg, Regensburg und Ingolstadt stehen während heißer Sommer unter einem enormen Druck. Versiegelte Flächen erhöhen die Temperaturen und verstärken städtische Hitzeinseln. Barbara Metz von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) betont die Notwendigkeit von unversiegelten Böden und Grünflächen, um Wasser besser versickern zu lassen und die Städte zu kühlen. Dieses Thema war auch Teil der Überlegungen zum Umbau des „Quelle-Parks“.
Der Umbau: Ein zweischneidiges Schwert
Im Jahr 2015 entschied sich die Stadt Nürnberg dazu, die Fläche zu erwerben, um eine „grüne Lunge“ zu schaffen. Vier Jahre später erblickte das neu gestaltete Areal das Licht der Welt. Anwohner waren eingeladen, sich an den Planungen zu beteiligen, und äußerten Wünsche nach Bäumen, Wiesen und einem Wasserspielplatz. Viele dieser Anregungen fanden ihren Weg in die endgültige Planung.
Doch diese guten Absichten stehen im Widerspruch zu den Vorwürfen von Volker Linhard, einem Religionspädagogen und Kritiker des Projekts. Er hat die Versiegelung des Parks dokumentiert und kritisiert, dass der Beton im Sommer übermäßig heiß wird. Nach seinen Erlebnissen dort habe sich der Platz nicht als Rückzugsort an heißen Tagen bewährt. Mit seinem Instagram-Account „reisst.die.steine.raus“ setzt er sich dafür ein, die Versiegelung in Städten sichtbar zu machen und die Diskussion darüber anzuregen.
Die offizielle Sicht
Auf der Webseite der Stadt Nürnberg wird die Schaffung des Parks als Erfolg gewürdigt. Größtenteils sei die Fläche entsiegelt worden, um neue Grünflächen zu schaffen, die für Stadtteilfeste und Märkte genutzt werden können. Umweltreferentin Britta Walthelm räumt jedoch ein, dass man heute einige Aspekte des Projekts anders angehen würde. Das zeigt, wie schnell sich Wahrnehmungen ändern können und wie kritisch der Dialog mit den Bürgern bleibt.
Das Beispiel des Quelle-Parks verdeutlicht die Herausforderungen, die mit der Umgestaltung urbaner Räume einhergehen. Während das Projekt als Schritt in Richtung nachhaltiger Entwicklung gefeiert wird, wirft es auch Fragen auf, wie in Zukunft mit der Versiegelung umgegangen werden sollte. Berechtigte Kritik wird nicht zum ersten Mal laut und ist oft ein Zeichen dafür, dass bei solchen Projekten Kommunikationsbedarf besteht.
Die Debatte um den Quelle-Park ist somit nicht nur auf Nürnberg beschränkt. Sie spiegelt eine breitere Problematik wider, die viele Städte in Deutschland betrifft: der Kampf um den Platz zwischen Natur und urbanem Raum. Der Dialog zwischen Stadtverwaltung und Anwohnern wird in den kommenden Jahren entscheidend sein, um eine Balance zwischen den Bedürfnissen der Bürger und den ökologischen Herausforderungen zu schaffen.
Insgesamt präsentiert sich der Quelle-Park als ein Beispiel, wie gut gemeinte städtebauliche Projekte auf verschiedene Arten von Kritik stoßen können. Der ständige Dialog und die Bereitschaft, auf Bedenken und Ideen der Bürger einzugehen, sind unerlässlich, um solche Räume tatsächlich zu „grünen Lungen“ der Stadt zu machen.
– NAG