Fast neun Jahre nach der ersten Idee steht die Dreieinigkeitskirche in Gostenhof kurz vor ihrer Umwandlung in eine . Ab dem 4. Oktober wird dieser historische Ort nicht nur als Gottesdienststätte dienen, sondern auch als Raum für kulturelle Veranstaltungen. Die Umgestaltung ist ein bedeutender Schritt in der Geschichte der Gemeinde, die auf einen Rückgang der Kirchenbesucher reagiert hat und nun mit einem frischen Konzept neue Impulse setzen möchte.
Bei einem Rundgang durch die Baustelle trifft man auf Baugerüste und den Geruch von frischem Holz. Ehemaliger Pfarrer Peter Bielmeier und die aktuelle Pfarrerin Anja Fuchs begrüßen die Besucher und berichten von den Umbauarbeiten. „Die Dreieinigkeitskirche hat schon lange den Ruf einer lebendigen Konzertkirche“, so Bielmeier. Doch der anhaltende Rückgang der Gemeindemitglieder stellte die Kirche vor eine Herausforderung. Trotzdem blieben Konzerte, sogar Coverversionen von Kultbands wie AC/DC, Teil des kirchlichen Lebens.
Die Verwandlung zur Kulturkirche
Der Umbau wurde notwendig, als die Kostenschätzung für eine geplante Renovierung bei 200.000 Euro lag. Bielmeier hatte die Idee, diese Gelegenheit zu nutzen und stattdessen eine umfassende Umgestaltung in Angriff zu nehmen. „Wir entschieden uns, gleich etwas Großes zu machen“, erinnert er sich. Über die Jahre sind die entstehenden Kosten jedoch auf rund 5 Millionen Euro angewachsen, wobei die Gemeinde selbst zur Hälfte die Geschäfte trägt. Der Rest wird durch die Landeskirche und das Dekanat Nürnberg finanziert, während das alte Pfarrhaus verkauft wurde, um die finanziellen Mittel sicherzustellen.
Die Kirche wird dabei modernisiert, ohne ihren historischen Charakter zu verlieren. Die neue Licht- und Soundanlage sorgt dafür, dass vielfältige Veranstaltungen, wie Konzerte, Theatervorstellungen und Lesungen, ermöglicht werden. „Wir wollen die Kirche vielseitig nutzbar machen, aber auch als Gotteshaus erhalten“, betont die Pfarrerin, während der erste Eindruck des neuen Designs zeigt, dass Tradition und Moderne harmonisch miteinander verknüpft werden.
Denkmalschutz und moderne Technik
Ein zentrales Thema beim Umbau war der Denkmalschutz. Dieser erfordert oft Einschränkungen, insbesondere bei der Farbgestaltung. „Die Farbpalette war sehr begrenzt, und wir mussten bestimmte Töne des Sandsteins wieder aufgreifen“, erläutert Bielmeier. Dennoch gab es Freiräume, insbesondere bei der künstlerischen Gestaltung: Drei abstrakte Figuren über dem Altar sollen die Dreieinigkeit symbolisieren und bringen frischen Wind in den Kirchenraum.
Ein Highlight ist die neu installierte Licht- und Soundanlage, die speziellen Anforderungen genügen muss. Es wurde darauf geachtet, dass die Technik nicht von den historischen Aspekten der Kirche ablenkt. Mit LED-Scheinwerfern, die beinahe unsichtbar installiert wurden, und einer modernen Soundanlage, die aus jedem Bereich der Kirche gesteuert werden kann, wird ein ansprechendes Erlebnis für die Besucher geschaffen.
Die Kulturkirche wird ein Ort sein, der unterschiedlichste Veranstaltungen willkommen heißt. „Wir sind offen für viele Ideen, aber nicht für alles“, betont Pfarrerin Anja Fuchs. So gibt es klare Grenzen: politische Veranstaltungen extremistischer Natur oder Partys mit hohem Alkoholgehalt sind ausgeschlossen. Ein Gremium, bestehend aus Mitgliedern des Kirchenvorstands und Bielmeier, entscheidet über die Nutzung der Räumlichkeiten.
Die Eröffnung am 4. Oktober ist bereits jetzt für die Gemeinde von großer Bedeutung, da sie die neue Identität der Kirche markiert. Direkt am nächsten Tag stehen bereits sechs Events in der Planung, was das Potenzial der Kulturkirche verdeutlicht. Dies zeigt, dass das Interesse an kulturellen Veranstaltungen in der Kirche groß ist und dass die Vorfreude auf diese Events spürbar ist. Der komplette Veranstaltungskalender ist auf der Webseite der Kulturkirche zu finden.
„Wenn Helene Fischer hier auftreten würde, das wäre ein absolutes Highlight“, scherzt Fuchs, während Bielmeier sich auf die Rock- und Blueskonzerte freut und die Möglichkeit sieht, neue Besucher in die Kirche zu bringen. Dabei sollen die Veranstaltungen nicht nur Einnahmen generieren, sondern auch das Image der Kirche modernisieren.
Trotz der zahlreichen Veränderungen haben sich die beiden Verantwortlichen keine Illusionen gemacht, was die Zahl der aktiven Mitgliedschaften angeht. „Wir erwarten nicht, dass durch Konzerte Menschen zu Gott finden. Das ist auch nicht unser Ziel“, sagen sie unisono. Langfristig hofft die Gemeinde jedoch auf Sponsorenspenden, um den Zugang zur Kulturkirche vollständig barrierefrei zu gestalten. Der Weg dorthin ist noch steinig, doch mit viel Engagement und einem klaren Konzept sind die Verantwortlichen optimistisch, dass ihre Vision Wirklichkeit wird.
– NAG