München wird während des Oktoberfests nicht nur zum Schauplatz feierlicher Stimmung, sondern auch zu einem Ort, an dem Barkeeper täglich mit den Extremen des Partyverhaltens konfrontiert werden. Robert, ein 33-jähriger Barkeeper aus einer der angesagtesten Locations am Maximiliansplatz, gibt Einblicke in die Herausforderungen und Erlebnisse während der zwei Wochen des Festes. „Alles ist während des Oktoberfests eher mehr“, bemerkt er treffend und beschreibt damit die häufig übersteigerten Erwartungen und das Verhalten der Gäste.
Besonders hervorzuheben ist der Umgang mit Alkoholkonsum, der oft über die Stränge schlägt. „Die Leute überschätzen sich enorm und müssen häufig vor die Tür, um sich zu übergeben“, erklärt Robert. In der Tat, so scheint es, sind die Rauswürfe während der Wiesn-Hochsaison deutlich häufiger, auch wenn er keine genauen Statistiken zur Hand hat. Interessanterweise bringt die festliche Stimmung nicht nur hohe Trinkgelder mit sich, sondern auch eine bestimmte Aufgeschlossenheit der Gäste, die sich gerne großzügiger zeigen.
Barkeeper unter Druck: Die Herausforderung der After-Wiesn
Während es für Robert eine stressige aber auch lustige Zeit ist, wie er anmerkt, erfordert die Situation für seine Kolleginnen, die im Dirndl arbeiten, noch größere Belastungen. „Sie müssen sich mit einer Vielzahl von Sprüchen und Annäherungen männlicher Gäste auseinandersetzen“, erzählt er über die unangenehmen Aspekte des Jobs. Die Sicherheitskräfte sind während dieser Zeit besonders gefordert, um übergriffiges Verhalten und unangemessene Situationen zu verhindern.
Ein denkwürdiges Erlebnis hat Robert in diesem Jahr besonders im Gedächtnis behalten. „Ein Gast war gleich zu Beginn wunderschön großspurig und bestellte eine Flasche, die fast 2000 Euro kostete. Doch weil er sich über eine Kleinigkeit stritt, kam es zu einem Tumult mit einem Sicherheitsmitarbeiter und er wurde noch vor dem ersten Schluck aus dem Club geworfen, während die Flasche fast voll blieb“, erinnert sich Robert mit einem Schmunzeln. Diese Anekdote zeigt eindringlich, wie schnell sich die Stimmung im Club drehen kann und wie wichtig schnelles Handeln für das Sicherheitspersonal ist.
Auch wenn es viele Herausforderungen gibt, sieht Robert seine Arbeit nicht nur unter dem Druck von Trunkenheit und Chaos. „Es herrscht letztlich Ausnahmezustand, aber auch viele Besucher sind einfach gut gelaunt und möchten feiern“, bilanziert der Münchener und stellt fest, dass er, als gebürtiger Münchner, fast nichts anderes kennt als das Oktoberfest. Diese Festtage gehören für ihn zur Kultur der Stadt und prägen das Leben in München auf ganz eigene Weise.
Die Geschichten, die Barkeeper wie Robert zu erzählen haben, sind oft bunt, zeigen die Höhen und Tiefen eines solch großen Events und geben einen faszinierenden Einblick, in die Welt hinter der Bar. Die Extreme der Emotionen und das Verhalten der Gäste sind Teil eines unwiderruflichen Münchner Lebensgefühls, das beim Oktoberfest besonders zur Geltung kommt. Ein Teil der Stadt, den diejenigen, die nur zum Feiern kommen, wahrscheinlich nie vollständig verstehen werden.