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Von der Straftat zum sozialen Engagement: Adrien s Wandel im TIG-Programm

In Bourges kämpft der 24-jährige Adrien gegen seine kriminelle Vergangenheit und nutzt Zivildienste statt Gefängnisstrafe, während Experten warnen, dass die Unterauslastung dieser alternativen Strafe trotz dringendem Bedarf an humaneren Lösungen für überfüllte Gefängnisse zu stagnieren droht!

In Bourges, in den Grünanlagen der Präfektur Cher, arbeitet der 24-jährige Adrien, ausgestattet mit Arbeitskleidung und Sonnenbrille, an der Erde. Er ist sich bewusst, dass er durchaus auch in einer Gefängniszelle sitzen könnte, nachdem er als Rückfalltäter bei seinem letzten Delikt, einem Drogenvorfall am Steuer, erwischt wurde. „Ich dachte, meine Zukunft sei zerstört“, erzählt er über die verhängte dreimonatige Haftstrafe, die glücklicherweise in eine Bewährungsstrafe mit 90 Stunden gemeinnütziger Arbeit umgewandelt wurde. Diese Strafe, bekannt als travaux d’intérêt général (TIG), soll es Sträflingen ermöglichen, ihre Taten durch Arbeit in einer anerkannten Einrichtung zu sühnen. Amina Gachouche, die Direktorin für die Resozialisierung und Gefängnisaufsicht im Cher, hebt hervor, dass diese Form der Strafe auf Zustimmung des Verurteilten beruht.

Adrien, der eine berufliche Qualifikation als Elektriker hat, war sofort bereit, das Angebot anzunehmen und in der Präfektur zu arbeiten. Dieses Projekt zur Aufnahme von TIG-Arbeitern wurde Ende 2022 initiiert. Maurice Barate, der Präfekt, berichtet von den positiven Anfängen dieser Initiative und hebt hervor, dass der TIG 1983 als wichtige Alternative zur Haft eingeführt wurde, um neue Möglichkeiten im Bereich der Strafverfolgung zu bieten.

Rückgang der Verurteilungen für gemeinnützige Arbeit

Leider zeigt sich 40 Jahre nach der Einführung des TIG eine Abnahme der Verurteilungen. Wie eine Studie des Justizministeriums offenbart, ist die Zahl der verhängten TIG von 25.130 im Jahr 2015 auf nur noch 16.560 im Jahr 2022 gesunken, was einen Rückgang von 34 % bedeutet. Dies wird maßgeblich auf eine zunehmende Tendenz zurückgeführt, bei kurzen Haftstrafen elektronische Überwachungsmaßnahmen zu bevorzugen.

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Céline Bertetto, die Präsidentin der Nationalen Vereinigung der Strafvollzugsrichter, kritisiert die 2019 durchgeführte Justizreform, da sie die Anwendung von TIG verringert hat. Die neue Praxis legt nahe, dass die Gerichte oft auf elektronische Fußfesseln statt auf TIG zurückgreifen. Barate erkennt an, dass die Einführung elektronischer Maßnahmen eine Art Konkurrenz zu den gemeinnützigen Arbeiten geschaffen hat, während die Verurteilungen für TIG nach wie vor gering bleiben.

Derzeit leben mehr als 16.000 Menschen unter elektronischer Aufsicht, was die beliebte Anwendung dieser Strafe verdeutlicht. Christian Mouhanna, ein Soziologe, betrachtet die elektronische Fußfessel als „einfache Lösung“, die nicht zu einer aktiven Resozialisierung führt.

Auswirkungen auf die Resozialisierung

Die Durchführung des TIG erfordert mehr Einsatz von den Justizbehörden, da es verschiedene Treffen mit den Verurteilten erfordert, um sicherzustellen, dass ihre Profile zu den Aufgaben passen. Maurice Barate betont, dass die gemeinnützige Arbeit den Verurteilten wertvolle Erfahrungen im Arbeitsleben bietet und ihnen helfen kann, sich in die Gesellschaft zu reintegrieren. Dank gezielter Programme gibt es nun ausreichend Stellen für TIG-Arbeiter im Département Cher, was vor einiger Zeit ein großes Problem darstellte.

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Ein widerkehrendes Thema ist die Akzeptanz der TIG-Arbeiter. Trotz der Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen bestehen immer noch erheblich Vorurteile bei den Arbeitgebern, die oft besorgt sind, dass die Verurteilten die Grenzen überschreiten könnten. Adrien selbst gesteht, dass er anfangs Angst hatte, stigmatisiert zu werden. Doch seine Bedenken verschwanden schnell, als er seinen Mentor Pascal, einen erfahrenen Gärtner, traf.

Pascal, der seit über zwei Jahrzehnten in der Präfektur arbeitet, hat während seiner Zeit bereits mehrere TIG-Arbeiter betreut und beschreibt den Prozess als humanistisch. „Wir behandeln die TIG-Arbeiter wie normale Kollegen“, sagt er, „ich lasse sie nie etwas tun, was ich nicht auch tun würde.“ Adrien ist zuversichtlich, dass seine Zeit im TIG ihm helfen wird, seine Fehler hinter sich zu lassen. „Ich will einen Neuanfang wagen“, erklärt er entschlossen.

Die französischen Gefängnisse erleben indes eine besorgniserregende Überbelegung. Zwischen Juni 2020 und August 2024 stieg die Zahl der Insassen von 58.109 auf 78.397, was eine massive Herausforderung für das Justizsystem darstellt. Die Kapazität der Haftanstalten überschreitet bereits das zulässige Limit erheblich. Dies führt zu ernsthaften Problemen für die Insassen, da viele in unmenschlichen Zuständen leben müssen, ohne die garantierte Privatsphäre.

Eine vertiefte Analyse dieser Problematik zeigt, dass die Gesellschaft und das Justizsystem noch viel zu tun haben, um den TIG und ähnliche alternative Maßnahmen wirksam zu fördern. Um weitere Informationen dazu zu erhalten, kann der Artikel auf www.la-croix.com nachgelesen werden.

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