Die Schweiz zieht viele Arbeitnehmer aus dem angrenzenden Ausland an, insbesondere aus Frankreich, wo das Gehalt für ähnliche Berufe fast doppelt so hoch ausfallen kann wie im Nachbarland. Angesichts von über 6000 offenen Stellen und der Erwartung von rund 16.000 Neueinstellungen in den kommenden fünf Jahren wird die Anwerbung von Fachkräften zu einem drängenden Problem für die Schweizer Wirtschaft. Die Attraktivität von Löhnen und Lebensqualität machen die Schweiz zu einem Traumziel für viele, doch der Fachkräftemangel ist auch hier spürbar.
Besonders deutlich zeigt sich diese Lücke im Gesundheitswesen, wo etwa 6400 Pflegekräfte gesucht werden. Laut einer Analyse von X28 sind über 25 Berufe in der Schweiz stark nachgefragt, aber nur einige davon bieten mehr als 3000 Stellen an. Besonders hervorzuheben ist die Position der Krankenschwester, die für das gleiche Qualifikationsniveau in der Schweiz bis zu 65.000 Euro netto pro Jahr verdienen kann, während das Einkommen in Frankreich oft nur zwischen 24.000 und 30.000 Euro pro Jahr liegt. Diese Differenz in den Gehältern lässt sich auf verschiedene Rahmenbedingungen und die jeweiligen Marktbedingungen der beiden Länder zurückführen.
Die finanzielle Anziehungskraft der Schweiz
Die Lohnunterschiede sind nicht nur ein Anreiz für hochqualifizierte Fachkräfte, sondern auch für eine Vielzahl von Arbeitnehmenden. Eine mediane Bezahlung von über 5.500 Euro im Monat auf Jobup ist verlockend, vor allem im Vergleich zu den deutlich niedrigeren Gehältern in Frankreich. Diese Gehaltsunterschiede werden auf lange Sicht durch den Bedarf an qualifiziertem Personal in der Schweiz bedingt.
Aktuelle Statistiken zeigen auch, dass der Schweizer Arbeitsmarkt in den nächsten Jahren schnell auf die zunehmende Nachfrage reagieren muss. Laut dem Schweizerischen Gesundheitsverband wird bis 2029 ein zusätzlicher Bedarf an über 15.900 Pflegekräften erwartet. Dies zeigt, wie wichtig die Anwerbung ausländischer Kräfte ist und welche Lehren daraus für die Nachbarländer gezogen werden können.
Die Schattenseiten der Anwerbung
Jedoch bringt diese Entwicklung für die Ursprungsländer der Migranten auch Herausforderungen mit sich. Mathieu Grobéty, Direktor des Créa, dem Institut für angewandte Wirtschaft in Lausanne, betont, dass der Abzug qualifizierter Fachkräfte negative Auswirkungen auf die Heimatländer hat. Diese Länder verlieren nicht nur wertvolles Personal, sondern stehen auch vor der Aufgabe, den eigenen Arbeitsmarkt attraktiv zu halten. Grobéty weist darauf hin, dass die Schweiz, trotz der Abwerbung, aufgrund der Lebensqualität und der attraktiven Arbeitsbedingungen weiterhin ein begehrtes Ziel bleibt.
Wer dennoch einen Sprung über die Alpen wagt, sollte alle finanziellen Aspekte berücksichtigen. Die Lebenshaltungskosten in der Schweiz sind nicht zu vernachlässigen. Eine Schätzung des Crédit Agricole Schweiz kommt zu dem Schluss, dass jemand mit einem Nettoverdienst von etwa 5.000 Euro monatlich auf rund 4.000 bis 4.500 Euro an monatlichen Ausgaben für Dinge wie Miete, Versicherungen, Steuern und Lebensmittel kommt.
Diese Kombination aus hohen Gehältern und hohen Lebenshaltungskosten erfordert eine sorgfältige Planung und Überlegung, ob sich ein Umzug in die Schweiz für die eigene Karriere tatsächlich lohnt. Der Drang, in der Schweiz zu arbeiten, wird jedoch weiterhin bestehen, da die Löhne und die Lebensqualität die Hauptanziehungspunkte bleiben.