In der Gabelsbergerstraße, im Herzen der Münchener Maxvorstadt, herrscht Wehmut. Hier schließt „Tierchens Leckereien“ nach über 20 Jahren seine Türen. Von außen schon auf den ersten Blick sofort erkennbar, verkündet ein großes Schild im Schaufenster den Schlussverkauf mit „Minus 50 Prozent“ und dem entscheidenden Datum „31.12“. Die Betreiberin, die zu den ehemaligen Lieblingen der Kunden gehörte, hat sich, schweren Herzens, dazu entschieden, den kleinen Laden aufzugeben.
Ihr emotionaler Abschied ist auf einem handgeschriebenen Zettel am Eingang zu lesen, der eine Botschaft an die treuen Stammkunden enthält: „Liebe Kunden, leider werde ich mein Geschäft nach über 20 Jahren zum Ende des Jahres schließen. Die Konkurrenz mit dem Online-Handel ist für kleine Ladenbesitzer einfach zu groß. Vielen Dank für Ihre Treue.“ Eine klare Anspielung auf die Herausforderungen, mit denen lokale Geschäfte in der heutigen Einkaufswelt konfrontiert sind.
Ein Blick hinter die Kulissen
Besucher des Ladens können den Bedauern der Stammkunden spüren. Bei einem Besuch Anfang September bedankt sich ein treuer Kunde für den reibungslosen Ablauf beim Abholen seines vorbestellten Hundefutters. „Es kommen schon immer wieder Leute, die sagen, dass sie es schade finden“, äußert der Verkäufer, der die Geschäfte während der Abwesenheit der Chefin leitet. Er schildert, dass sich die aktuelle Marktlage bereits seit längerer Zeit abzeichnete. Vor allem die Jüngeren tendieren dazu, ihre Bestellungen bequem über das Internet zu erledigen, was dem kleinen Fachgeschäft stark zusetzt.
Ein starkes Zeichen für das, was lokale Einzelhändler durchleben müssen. Eine positive Google-Rezension, die den Laden als „Klein, aber oho“ lobt und auf die besondere Auswahl sowie die kompetente Beratung hinweist, zeigt, wie wichtig solche Geschäfte für die Gemeinschaft waren und sind. Es ist nicht nur der Verlust eines Geschäfts; es ist auch der Verlust einer Anlaufstelle für persönliche Beratung, die im digitalen Zeitalter oft auf der Strecke bleibt.
Schicksal der Räumlichkeiten ungewiss
Nach dem Schließen des Ladens bleibt die Zukunft der Räumlichkeiten ungewiss. Der Verkäufer kann keine genauen Informationen darübergeben, was nach dem 31. Dezember dort geschehen wird. Für die Stammkunden bedeutet dies auf jeden Fall, dass sie sich eine neue Anlaufstelle suchen müssen. Ob sie sich auf das Online-Shopping einstellen oder eine neue lokale Quelle finden, bleibt abzuwarten.
Ein weiteres Beispiel für den Wandel des Einzelhandels finden wir in Fürstenfeldbruck, wo ebenfalls ein traditionsreiches Geschäft seine Pforten schließen musste. Ein Blick auf die Verkaufszahlen und den Einfluss des Online-Handels zeigt, dass die Entscheidung, kleine Geschäfte schließen zu müssen, nicht singulär ist, sondern eine künftige Herausforderung für viele ähnliche Betriebe darstellt.
Ob dies jedoch auch den endgültigen Rückzug des lokalen Unternehmertums signalisiert, bleibt zu beobachten. „Tierchens Leckereien“ wird zum Symbol des schleichenden Wandels, dem viele kleine Geschäfte gegenüberstehen. Der Eintrag im Schaufenster mag die endgültige Entscheidung für den Laden verkünden, aber in den Herzen der Kunden und in der Gemeinschaft bleibt der Einfluss solcher Geschäfte unvergänglich.
– NAG