Die Unruhe in der ruhigen Gemeinde Kirchheim im Landkreis München ist groß. Bei einem Ortstermin, zu dem Landrat Christoph Göbel (CSU) und Bürgermeister Stephan Keck (SPD) eingeladen hatten, versammelten sich etwa 150 Anwohner, um ihren Unmut über die geplante Containerunterkunft für 192 Flüchtlinge lautstark kundzutun. Die Anlage mit 32 zweistöckigen Containern wird am Schlehenring errichtet und soll bald bezugsfertig sein.
Die Kritik der Anwohner ist deutlich. Viele befürchten, dass die Flüchtlingsunterkunft, die inmitten eines Neubaugebiets entsteht, ihre Nachbarschaft negativ beeinflussen wird. „Eine Containersiedlung kann man doch nicht einfach so mitten in ein Neubaugebiet setzen“, beschwerte sich ein Anwohner. Reinhard Bauer, einer der Protestierenden, äußerte seine Beweggründe: „So eine Einrichtung will niemand vor seinem Haus haben. Zudem haben wir alle Angst vor den Messerstechern.“
Schwierige Kommunikation mit den Bürgern
Die Stimmung während des Treffens war angespannt. Landrat Göbel und Bürgermeister Keck mussten sich wiederholt lautstarken Zwischenrufen stellen, während sie versuchten, ihre Argumente zu erklären. Göbel verwies darauf, dass im Landkreis München bereits viele Flüchtlinge untergebracht sind und die Behörden verpflichtet sind, die Situation zu bewältigen. Er stellte fest, dass der Landkreis in den Jahren 2015 und 2016 rund 3000 Flüchtlinge aufgenommen hat und nun mit einer weiteren Steigerung rechnen müsse, da bis 2025 Platz für zusätzlich 2000 Personen geschaffen werden solle.
Ein weiteres wichtiges Anliegen des Landrates war die Transparenz der Vorgänge. Viele Anwohner fühlten sich über die Entwicklung nicht ausreichend informiert, was zu zusätzlichem Missmut führte. „Hier war mal eine Kita geplant – jetzt haben wir ein Flüchtlingsdorf“, sagte eine Anwohnerin mit spürbarem Unmut. Diese Gefühle wurden von vielen Anwesenden geteilt und führten dazu, dass die Erklärungen der Verantwortlichen oft unterbrochen wurden.
Einladung zu Missverständnissen
Die Containeranlage sollte bereits früher begrüßungsbereit sein, aber aufgrund von Problemen mit der Baufirma verzögerte sich der Bau. „Wir hätten es gerne noch länger gehabt, aber der Gemeinderat hat das abgelehnt“, so Göbel. Er merkte auch an, dass ab Mitte Oktober ausschließlich ukrainische Flüchtlinge in die Container einziehen sollten und versprach den Anwohnern, dass bis Ende 2026 ausschließlich Ukrainer untergebracht werden. Diese Aussage stieß jedoch auf Skepsis. „Ich glaube nicht, dass hier nur Ukrainer kommen“, rief eine skeptische Frau und warf den Verantwortlichen vor, die Sache zu verschleiern.
In einem von Unruhe geprägten Dialog betonte Göbel: „Ich verspreche Ihnen – hierher kommen nur Ukrainer bis Ende 2026.“ Dennoch blieb die Skepsis vieler Anwohner bestehen, die sich sorgten, dass nach Ablauf dieser Frist eine ungewisse Situation eintreten könnte. Die Frage, was passieren würde, wenn der Krieg in der Ukraine nicht zu Ende sei, wurde laut im Raum. Die Antwort von Göbel lautete, dass man dann neue Lösungen finden müsse.
Die Sorgen der Anwohner sind umfassend und vielschichtig. Diese Meinungen und Ängste überträgt sich auf die Gemeinschaft, die sich durch das temporäre Zuhause von Flüchtlingen in ihrer Nachbarschaft betroffen fühlt. Die Diskussion über den Einfluss von Flüchtlingsunterkünften auf den Immobilienwert der Nachbarschaft schwang ebenfalls mit. Ein Bewohner bemerkte besorgt, dass sein Eigenheim durch die Containeranlage an Wert verlieren könnte, was eine weit verbreitete Angst unter den Nachbarn darstellt.
Ob diese Ängste berechtigt sind, bleibt abzuwarten. Doch während Landrat Göbel und Bürgermeister Keck versuchen, die Lage zu erklären, bleibt der Protest ein spürbares Zeichen dafür, dass die Themen Migration und Unterbringung von Flüchtlingen auch in Kirchheim eine große Rolle spielen und die Politik mehr Transparenz und Kommunikation benötigen wird. Für weiterführende Informationen zu diesem Thema finden sich ergänzende Details in einem Bericht auf www.merkur.de.