Am Mittwochabend, während die prestigeträchtige Eröffnungszeremonie des Paralympischen Spiels stattfand, erhob sich der Publikum in der Place de la Concorde, als die junge Sängerin Luan Pommier das paralympische Anthem anstimmte. Sie trat hinter einem schwarzen Klavier auf, in einem weißen Gewand, und sorgte mit ihrer Darbietung für einen emotionalen Moment – ein eindrucksvolles Bild, als die Flagge feierlich gehisst wurde.
Mit ihren nur 24 Jahren hat Luan sich bereits als einer der herausragenden Talente der antillischen Musikszene etabliert, trotz ihrer persönlichen Herausforderungen. Luan wurde mit einer seltenen genetischen Erkrankung geboren, die sie in ihrer Sehkraft einschränkt, jedoch hat sie ihren Handicap in eine Stärke umgewandelt. „Ich bin sehbehindert, aber die Musik macht diese Einschränkung unwichtig“, erklärt sie.
Ein Lebenswandel durch Musik
Die Reise von Luan begann als Kind, als ihre Mutter, Lucette, Besorgnis über die Augen ihrer Tochter hatte und zahlreiche Ärzte konsultierte, bis die Diagnose feststand. Um Luan das Gefühl von Einsamkeit zu nehmen, sorgte sie stets für musikalische Begleitung im Haus. So lernte die kleine Luan autodidaktisch das Klavierspiel – und das schon mit drei Jahren. Ihre musikalischen Fertigkeiten erstrecken sich über das Spielen von Flöte, Gitarre, Trommel, Geige, dem Guadeloupe-Percussion-Instrument Gros-Ka und Mundharmonika.
Luan gewann im Jahr 2019 den Preis der Jury beim Wettbewerb Voix des Outre-Mer. Besonders bemerkenswert ist ihr Zitat: „Dank der Musik ist diese Herausforderung passiv geworden.“
Im darauffolgenden Jahr trat sie in der Talentshow „La France a un incroyable talent“ auf. Dort beeindruckte sie das Publikum und die Jury mit einer atemberaubenden Interpretation eines Alicia-Keys-Songs, wobei ihr Klavierspiel und ihre Stimme in perfekter Harmonie verschmolzen. „Die Kraft, die du zeigst, ist beeindruckend!“, bemerkte die Moderatorin Karine Le Marchand schlichtweg.
Die Kommentare des Jury-Mitglieds Sugar Sammy waren unmissverständlich: „Das ist die beste Darbietung, die ich hier gesehen habe.“ Hélène Ségara, eine weitere Jurorin, war überwältigt und beschrieb ihre Darbietung als „magisch“. Der Magier der Jury belohnte sie mit seinem „Goldenen Buzzer“, der sie direkt ins Finale katapultierte.
Luan erklärte nach ihrer Zeit in der Show: „Sobald ich auf der Bühne stehe, denke ich nicht mehr an meinen Handicap. Die Musik macht alles gleichgültig.“ Trotz der Herausforderungen bleibt sie optimistisch und studiert weiterhin an der renommierten Berklee School of Music in Boston, wo sie Jazz lernt und an ihrer bemerkenswerten Karriere arbeitet. Vor Kurzem bewies sie auf der Bühne erneut ihr außergewöhnliches Talent und überraschte das Publikum. Das, was für viele als Einschränkung gilt, wird für sie zur Quelle der Inspiration und Kraft.
– NAG
