Eine bemerkenswerte Entwicklung in der deutschen Unternehmenslandschaft zeigt sich in Leverkusen, das aufgrund seiner attraktiven Steuerstrategie erstmals die Position als Gewerbe-Spitzenreiter im jährlichen Regionen-Ranking des Instituts für Mittelstand (IfM) einnimmt. Während andere Städte mit ihren Steuerhebesätzen kämpfen, hat Leverkusen den Hebesatz um deutlich auf 250 Punkte gesenkt. Diese Entscheidung hat offenbar viele Unternehmen dazu bewogen, ihren Sitz in die Stadt zu verlagern, auch wenn oft keine wesentlichen Veränderungen in der eigentlichen Geschäftstätigkeit oder der Mitarbeiteranzahl stattfinden.
Im vergangenen Jahr zählte das Statistische Landesamt IT.NRW in Leverkusen 2.765 neue Gewerbeanmeldungen, eine beachtliche Steigerung im Vergleich zu 2.229 im Jahr davor. Um eine historische Perspektive hinzuzufügen: Im Jahr 2014 waren es nur 1.312 Anmeldungen. Dies spiegelt die anhaltende Anziehungskraft Leverkusens wider, besonders im Vergleich zu anderen Städten in Nordrhein-Westfalen, wo die Hebesätze oft über 400 Prozent liegen.
Auswirkungen der Steueranpassung auf das Gewerbegeschehen
Trotz der beeindruckenden Zahlen gibt es Bedenken hinsichtlich der Authentizität der Gewerbeanmeldungen. Viele Unternehmen nutzen Leverkusen lediglich als Briefkastenadresse, ohne tatsächliche operative Einheiten zu gründen. Dies birgt das Risiko der Steuerhinterziehung, da die Stadt in diesem Jahr bislang nur 100 Millionen Euro Gewerbesteuer eingenommen hat – weit entfernt von den angestrebten 385 Millionen Euro. Diese Praxis könnte mit einer großen Zahl von Firmen aus benachbarten Städten korrelieren, die aufgrund höherer Hebesätze mit einer minimalen Präsenz in Leverkusen operieren.
Im Kontext dazu ist interessant, dass Leverkusen früher im Gewerbeindikator des IfM nur Platz sechs belegte, als die Steuerlast noch erheblich höher war. In den Ergebnissen von 2018/2019 waren es lediglich 196 Gründungen pro 10.000 Erwerbsfähige, für sehr lange Zeit war die Stadt also in der Rangordnung nicht besonders herausragend.
Köln im Vergleich: Ein Rückgang trotz großer Stadt
Im Gegensatz dazu hat Köln, einst ein attraktiver Standort, im IfM-Ranking massiven Boden verloren. Die Stadt befindet sich mittlerweile auf Platz 188 von 400 möglichen Plätzen, mit nur 133,5 Gründungen pro 10.000 Einwohner im erwerbsfähigen Alter. Diese Zahlen spiegeln nicht nur eine stagnierende Unternehmenslandschaft wider, sondern sind auch ein Indikator für die Herausforderungen, die Städte im Wettbewerb um Unternehmensansiedlungen bewältigen müssen. Während Köln in den Jahren vor der Pandemie noch besser die Nase vorn hatte und 2018/2019 Platz 78 belegte, ist der Rückgang in den letzten Jahren alarmierend.
Eine Analyse deutet darauf hin, dass die Zahl von Unternehmensgründungen in Köln im Jahr 2022 drastisch gesunken ist, mit nur rund 5.200 Neugründungen, während die Zahl für 2023 ungefähr eine Verdopplung aufweist. Ein klarer Hinweis darauf, dass der Standort Köln Anstrengungen unternehmen muss, um wieder im Wettbewerb um Gründungen und Ansiedlungen zu bestehen.
Trotz dieser negativen Nachrichten ist die Region im Großen und Ganzen im IfM-Ranking positiv aufgefallen. Düsseldorf rangiert auf Platz 13 mit 180,4 Gründungen, was eine Verbesserung um fünf Plätze darstellt. Die benachbarten Kreise zeigen ebenfalls Fortschritte, was die Auswirkungen der niedrigen Gewerbesteuerhebesätze in Städten wie Leverkusen und Monheim widerspiegelt. Zudem gibt es in der Region eine schleichende Konkurrenz zwischen den Städten und Kreisen, die versuchen, die besten Bedingungen für Unternehmen zu schaffen, um so mehr Gewerbeanmeldungen zu gewinnen.
Insgesamt bietet das IfM-Ranking wertvolle Einblicke in die Dynamik der Gewerbeanmeldungen in Deutschland und zeigt deutlich die Vor- und Nachteile, die verschiedene Städte durch ihre Steuerpolitik haben. Ein tieferer Blick in die Daten verdeutlicht, dass die Gewerbeanmeldungen nicht nur Zahlen sind, sondern auch die wirtschaftliche Gesundheit und die Perspektiven für Kettenreaktionen in der gesamten Region widerspiegeln. Mehr Details zu diesem Thema finden sich in einem ausführlichen Bericht auf www.ksta.de.