Die frühkindliche Bildungsversorgung in München steht vor einer erheblichen Herausforderung. Mit dem neuen Kita-Fördermodell, das im September 2024 in Kraft tritt, geraten zahlreiche private Kindergärten unter Druck. Dies führt zu höheren Kosten für die Eltern und wirft Fragen zu der Zukunft der frühkindlichen Bildung in der bayerischen Landeshauptstadt auf.
Ein unerwarteter Kostenschock für Eltern
Ab September müssen Eltern bei der Jul gGmbH, einem Anbieter mit mehreren Kitas in München, mit einer drastischen Erhöhung der Verpflegungskosten rechnen. Diese steigen um stolze 60 Prozent, sodass Eltern für die Verpflegung ihrer Kinder anstelle von 125 Euro nun 200 Euro pro Kind bezahlen müssen. Diese Erhöhung geschieht unabhängig von der allgemeinen finanziellen Lage, was bei vielen Eltern Entsetzen auslöst.
Kritik am neuen Fördersystem
Das neue System, das als Defizitausgleich konzipiert ist, sorgt dafür, dass private Einrichtungen den Gürtel enger schnallen müssen. „Der Hebel bei den Verpflegungskosten wird genutzt, um die gestiegenen Preise auf die Eltern umzulegen“, erklärt ein Sprecher der Jul gGmbH. Dies steht im Gegensatz zum Konzept der Betreuungskosten, die von der Stadt München getragen werden und somit stabil bleiben. Die Folge ist, dass Eltern weiterhin finanziell belastet werden, während die Einrichtungen versuchen, ihre Kassen zu füllen.
Finanzielle Unsicherheiten und mögliche Folgen
Die Lebensmittelinflation hat in den vergangenen Jahren ebenfalls zugenommen, was die Situation zusätzlich verschärft. Laut der Verbraucherzentrale sind Lebensmittelpreise heute um fast 30 Prozent höher als vor drei Jahren. Dieses Ungleichgewicht führt dazu, dass einige Träger aus dem städtischen Fördermodell aussteigen und Gebühren anheben, was die Situation für Familien noch komplizierter macht.
Die Bedenken von Fachverbänden
Vertreter des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes warnen, dass durch die finanzielle Instabilität in der Kitaversorgung die Grundlagen der frühkindlichen Bildung bedroht sind. „Das System bricht zusammen, wir müssen da was tun“, äußert sich Manfred Riederle, Vize-Geschäftsführer des Bayerischen Städtetags. Diese Bedenken stehen im Raum, während die Stadt für den neuen Ansatz bei der Kita-Förderung stark kritisiert wird.
Eine verlorene Klage
Der Dachverband Bayerischer Träger für Kindertageseinrichtungen (DBTK) hatte versucht, gegen das neue Fördersystem zu klagen, da es unter den neuen Bedingungen praktisch unmöglich sei, Gewinne zu erwirtschaften. Diese Klage wurde jedoch abgewiesen, was die Situation für viele private Einrichtungen weiter verschärft.
Die Auswirkungen auf die Betreuung
Das kürzlich geänderte Kita-Fördermodell hat bereits zur Schließung eines Standorts eines privaten Trägers geführt, die KMK Kinderzimmer GmbH. In einer Mitteilung äußerten sie, dass unter den neuen Bedingungen keine Grundlage für einen Weiterbetrieb mehr vorhanden sei. Dieser Fall verdeutlicht die weitreichenden Konsequenzen, die die Neuregelung mit sich bringt.
Ein Appell zum Handeln
In Anbetracht dieser Herausforderungen ist es von größter Wichtigkeit, dass Stadtverwaltung und Trägergemeinschaften an einem Tisch zusammenkommen, um tragfähige Lösungen zu erarbeiten. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Qualität der frühkindlichen Bildung auch in Zukunft gewährleistet bleibt und die Belastungen für die Eltern in erträglichen Grenzen bleiben.
– NAG