Eine faszinierende kulturelle Entdeckung hat im malerischen Bernried stattgefunden, als die Sonderausstellung der Academia Polona Atrium München (APA) eröffnet wurde. Die renommierte Kuratorin Barbara Czubernat, die auch die Vorsitzende des Kunstvereins Artium München ist, besuchte vor drei Jahren den historischen Sommerkeller, der einst als Bierlager diente, und war sofort von dessen einzigartiger Ästhetik und dem eindrucksvollen Gewölbe begeistert. Dieses denkmalgeschützte Ambiente bietet den perfekten Rahmen für die Kunstwerke der APA, die über die Jahrzehnte hinweg als eine der größten Künstlerkolonien außerhalb Polens gilt.
Die Akademie wurde 1974 von Leon Jonczyk in München gegründet, allerdings hatte sie nie einen festen Platz und wechselte mehrfach ihre Räume. Von den unterschiedlichsten Locations, wie dem Gasteig und der Katholischen Akademie, fand die Akademie von 1998 bis 2004 eine Heimat im Kloster Bernried. Hier konnten vor allem deutsche Künstler studieren, da der Schwerpunkt der Akademie auf der Grafik lag, einem Bereich, der an der Münchener Akademie der Bildenden Künste weniger vertreten war. Nach der Schließung im Jahr 2013 wurde die APA in die polnische Universität London eingegliedert, doch das Archiv in München wird weiterhin vom Artium Verein verwaltet.
Kunstwerke voller Emotionen und Vielfalt
Die aktuelle Ausstellung zeigt 20 Exponate von ehemaligen Professoren und Absolventen der APA und wird vom Bayerischen Kunstministerium unterstützt. Bei der Eröffnung war Czubernat voller Begeisterung: „Das Gewölbe erinnert mich an eine Kirche“, sagte sie. Der illuminierten Raum, der durch einen Rundbogen vom Rest des Kellers abgetrennt ist, lässt die ausgestellten Werke besonders gut zur Geltung kommen.
Die Bandbreite der präsentierten Kunstwerke zeigt, wie vielfältig die Grafik sein kann. Czubernat erklärte: „Denkt man an Grafik, denkt man Schwarz-Weiß. Aber die Grafik ist vielfältig.“ Besonders hervorzuheben ist der Linolschnitt „Maria“ von Zygmunt St. Nasiolkowski, der mit viel Liebe zum Detail in Schwarz-Weiß gearbeitet ist. Die Mehrheit der Exponate hingegen sind farbenfroh, wie das Ölgemälde „Pinienpanorama“ von Dieter Ramsauer, das die Natur in lebhaften Farben einfängt.
Auch Brigitte Beer aus Burglengenfeld trägt zur Ausstellung bei, die mit bemerkenswerter Präzision Repliken von Gemälden erstellt und dabei mit behinderten Kindern arbeitet. Ihre Arbeit „Mona und Lisa“ ist ein Beispiel für diese beeindruckende Technik. Aldona Sassek aus Rosenheim hingegen zaubert mit ihren Bildern von einem melancholischen Mädchen Ausdrucksstärke in ihre Motive, während Krys Schers Arbeiten in kräftigen Farben die emotionale Tiefe von Musikstücken visuell umsetzen.
Ein Raum für Workshops und Gespräche über die Kunst
Besonders beeindruckend sind die Aktzeichnungen des Ethnologen und Kampfsportlers Professor Sven-Roland Hooge sowie die dynamische Kohlezeichnung von Sabine Maier mit dem Titel „ich brenne lichterloh“. Die Ausstellung schafft nicht nur einen Raum für künstlerischen Ausdruck, sondern regt auch zum Nachdenken an. So zitiert Christa Niestrath die jüdische Publizistin Hannah Arendt und reflektiert über die Kraft der Wahrheit gegen die Verlockungen der Lüge.
Czubernat zieht in Betracht, in Zukunft regelmäßig Ausstellungen in Bernried zu kuratieren, zumal die Gegebenheiten dort auch für Workshops optimal sind. Sie wandte sich mit der Idee an das Publikum, eine Sommerakademie nach Vorbild der früheren APA zu gründen, in der Künstlerwerkstätten für Linol- und Holzschnitte angeboten werden könnten.
Die Ausstellung im beeindruckenden Sommerkeller in Bernried ist noch bis zum 2. September zu sehen und öffnet von Montag bis Freitag zwischen 14 und 19 Uhr sowie an Sonntagen von 10 bis 19 Uhr ihre Türen für Besucher. Ein wunderbarer Ort, um Kunst zu erleben und die kulturelle Verbindung zwischen Deutschland und Polen zu feiern.
– NAG