Die Bahnschranken in Groß Gleidingen, einer kleinen Gemeinde im Landkreis Peine, setzen den Anwohnern stark zu. Wer hier lebt, muss sich auf häufige Warterei einstellen, denn alle paar Minuten schließen sich die Schranken für bis zu zwanzig Minuten, während Züge durchfahren. Die Bewohner sind frustriert, nicht nur wegen der langen Wartezeiten, sondern auch, weil ihr kleiner Ort keinen eigenen Bahnhof mehr hat.
Ein typisches Szenario ereignet sich, wenn Klara Sytnyk auf den Weg zu ihrem Arzt ins benachbarte Salzgitter-Lebenstedt ist. Sie plant, eine Stunde früher zu fahren, um die unberechenbaren Wartezeiten an der Schranke zu umgehen. „Es ist wirklich schrecklich, man ärgert sich richtig darüber“, erklärt sie, während sie in ihrem Wagen vor einer geschlossenen Schranke steht. Ihre Nachbarin, Simone Brahmann, hat selbst schon bis zu 40 Minuten gewartet. „Es tut sich rein gar nichts, eine Katastrophe ist das“, beschreibt sie ihre Erlebnisse.
Ein Anstieg der Zugverbindung
Die sich häufenden Züge – mehr als 400 täglich – sind das Ergebnis eines fünfgleisigen Ausbaus der Strecke vor rund zehn Jahren. Stanislaw Gierszewski, der seit vier Jahrzehnten in Groß Gleidingen wohnt, erinnert sich noch an die Zeiten, als die Züge nicht so zahlreich waren. „Wir hatten hier früher etwa 240 Züge am Tag“, erzählt er. Weder er noch die anderen Anwohner können sich an die ständigen Unterbrechungen gewöhnen. „Ich plane immer eine Stunde mehr ein, um rechtzeitig bei meinen Enkelkindern zu sein“, sagt er resigniert. Die zunehmende Zugfrequenz lässt die Angst wachsen, dass künftig noch mehr Verkehr auf den Gleisen herrschen könnte, da Niedersachen den Nahverkehr weiter ausbauen möchte.
Der Lärm und das Fehlen eines Bahnhofs
Die Anwohner müssen nicht nur mit den Schranken kämpfen, sondern auch mit dem Lärm, der durch die zahlreichen Züge verursacht wird. Obwohl einige von ihnen schallisolierte Fenster erhalten haben, bleibt der ständig präsente Lärmpegel eine Belastung. „Ich habe mich daran gewöhnt, aber das Warten ist immer ein Problem“, gibt Gierszewski zu. Es ist frustrierend, dass sie keine Anbindung an die Bahnhöfe haben, nachdem der letzte Bahnhof in 1982 geschlossen wurde.
Politische Unterstützung bleibt aus
Die Ortsbürgermeisterin Bärbel Kuschnik (SPD) fordert seit langem eine Lösung. Eine neue Haltestelle in Groß Gleidingen könnte es den Bewohnern ermöglichen, die vorbeifahrenden Züge zu nutzen. Alternativ sieht sie auch eine Umgehungsstraße als mögliche Erleichterung, die östlich am Ort vorbeiführen würde. Allerdings zeigt sich die Gemeinde Vechelde und der Landkreis Peine bisher wenig bereit, hier Handlungsbedarf zu erkennen.
Die Hoffnung auf Besserung liegt vor allem in der geplanten Generalsanierung der Strecke im Jahr 2029. Die Deutsche Bahn hat angekündigt, auch die Möglichkeit einer Änderung des Bahnübergangs zu prüfen. Doch die genauen Pläne sind nicht bekannt, was die Sorge der Anwohner verstärkt, dass ihre Probleme nicht angegangen werden.
„Wir fühlen uns von der Politik im Stich gelassen“, betont die Ortsbürgermeisterin. Die Anwohner und Pendler hoffen, dass Mitglieder aus dem Landes-, oder Bundesverkehrsministerium sich ihrer Situation persönlich annehmen. „Was wir hier durchmachen, kann sich niemand vorstellen, der nicht selbst einmal hier gestanden hat“, sagt Kuschnik zum Abschluss, während sie auf ihr Fahrrad steigt und wieder einmal vor der geschlossenen Schranke wartet.
– NAG