In der malerischen Landschaft des Spessarts, unweit von Dorfprozelten im Landkreis Miltenberg, finden zurzeit faszinierende archäologische Ausgrabungen statt. Ein Projekt, das nicht nur Wissenschaftler anspricht, sondern auch Laien und Interessierte dazu einlädt, selbst Hand anzulegen. Die Grabungen sind Teil des Archäologischen Spessartprojekts (ASP), das die Bürgerwissenschaft fördert – eine Form des gemeinsamen Forschens, bei der jeder, unabhängig von Vorwissen, mitwirken kann.
Der zwölfjährige Anton gehört zu den vielen Helfern, die sich dieses Jahr aktiv an den Grabungen beteiligen. Seinen Traum, Archäologie zu studieren, sieht er durch die praktische Erfahrung, die er hier sammelt, als einen Schritt näher gerückt. Er und seine Mitstreiter haben bereits spannende Funde gemacht, darunter mittelalterliche Keramikscherben und Dachziegel. „Die kommen in den weißen Fundeimer“, erklärt Anne Hußlein, eine der erfahrenen Ehrenamtlichen und Mentorinnen des Projekts.
Open Dig – Jeder kann mitmachen
Das Besondere an den Grabungen im Spessart ist das Konzept des „Open Dig“. An diesem offenen Format kann jeder teilnehmen, ohne vorherige Anmeldung. Egal ob Wanderer, Mountainbiker oder Schüler – jeder ist willkommen, einen Spaten zu greifen und mitzumachen. An manchen Tagen gibt es sogar geführte Touren, die von den erfahrenen Grabungshelfern angeboten werden. So bietet das Projekt nicht nur eine Plattform für archäologische Entdeckungen, sondern auch für den Erfahrungsaustausch und das gemeinsame Lernen.
„Das Spessartprojekt stellt eine einzigartige Gelegenheit dar, Bürger in die Archäologie einzubeziehen. Es ist eine Art Bürgerwissenschaft, die es erlaubt, das Wissen und die Erfahrungen einheimischer Bürger in die Ausgrabungen einzubringen“, sagt Harald Rosmanitz, der leitende Archäologe des Projekts. Für ihn ist dies die Zukunft der Archäologie. Während andere Ausgrabungen oftmals unter Zeitdruck stehen, haben die Teilnehmer im Spessart die Möglichkeit, in ihrem eigenen Tempo zu arbeiten und gleichzeitig wertvolle Einblicke zu gewinnen.
Die Grabungen am Lufthof, einem ehemaligen Versorgungshof aus dem 14. Jahrhundert, bieten spannende Perspektiven auf die Vergangenheit der Region. Bis Ende September finden die Arbeiten täglich statt, und die Atmosphäre ist geprägt von Gemeinschaft, Wissbegierde und dem Austausch von Wissen. An den Grabungstagen kommen die Helfer auch zusammen, um Mittag zu essen und sich auszutauschen, was zu einem besonderen Gemeinschaftsgefühl führt.
Ein abschließendes Highlight der diesjährigen Grabungen wird der „Tag der offenen Grabung“ am 29. September sein. Hier können Interessierte nicht nur die Funde besichtigen, sondern auch an dem Prozess des Grabens teilnehmen und mehr über die faszinierende Welt der Archäologie erfahren. Die positive Resonanz und die Anzahl der ehrenamtlichen Stunden, die während der Sommermonate zusammenkommen, sprechen für das große Interesse an der Geschichte des Spessarts und der Bedeutung der archäologischen Arbeit vor Ort.
Einige Teilnehmer, wie die leidenschaftliche Anne Hußlein, sind Wiederholungstäter in diesem Projekt. Sie sind über Zeitungsartikel auf die Grabungen aufmerksam geworden und kommen seit Jahren regelmäßig, um ihre Begeisterung für die Archäologie zu teilen. Auch Anton plant, weiterhin Teil dieses spannenden Abenteuers zu sein, das ihm nicht nur wertvolle Erfahrungen, sondern vielleicht auch eine zukünftige Karriere in der Archäologie eröffnet.
Das Spessartprojekt demonstriert eindrucksvoll, wie wichtig es ist, die Gemeinschaft in wissenschaftliche Prozesse einzubinden. Die erbrachten Leistungen der Ehrenamtlichen, die an den Grabungen teilnehmen, sind nicht nur für die Archäologie von Bedeutung, sondern fördern auch das gesellschaftliche Miteinander und das Verständnis für historische Kontexte.
Für weitere Details und Einblicke in die laufenden Grabungen besuchen Sie die Seite www.main-echo.de.