Das Miesbach Kammermusikfestival hat mit einem spektakulären Auftakt in der Kirche St. Andreas in Hohendilching die Zuhörer begeistert. Am Samstagabend gaben junge, talentierte Musiker aus verschiedenen Ländern ihr Können zum Besten und zeigten, dass Musik keine Grenzen kennt. Zwölf Musikerinnen und Musiker aus 16 verschiedenen Nationalitäten traten im fast vollbesetzten Gotteshaus auf und sorgten für einen unvergesslichen Abend.
Die Organisation des Festivals steht in diesem Jahr unter der Verantwortung von Sophie Bundschuh, die zusammen mit ihrer Familie und weiteren musikbegeisterten Menschen aus dem Valley die kunstvolle Veranstaltung ins Leben gerufen hat. Dominik Bundschuh, der Bruder von Sophie, gab in seiner Ansprache einen interessanten Einblick in die Entwicklung des Festivals. Was einst als kleines Experiment begann, hat sich nun zu einer etablierten Veranstaltung entwickelt, die durch private und kommerzielle Sponsoren unterstützt wird.
Ein Konzept, das begeistert
„Hohendilching könnte man für die nächsten zwei Wochen als Kulturhauptstadt der klassischen Musik bezeichnen“, meinte Dominik mit einem Augenzwinkern. Der charmante Charme des kleinen Dorfes und die familiäre Atmosphäre bieten laut ihm einen großartigen Rückzugsort für die Musiker, die hier fernab des Drucks großer Konzerte proben und auf höchstem Niveau zusammen musizieren können.
Das erste Konzert des Abends bot ein eindrucksvolles Programm, beginnend mit dem Streichquartett Opus 13 in a-Moll von Felix Mendelssohn. Es wurde von den herausragenden Musikern Laura Lunansky, Hana Chang, Charles Galante und Annette Jakovic gespielt. Ihre Darbietung war nicht nur virtuos, sondern auch gefühlvoll und mitreißend.
Weiter ging es mit einer außergewöhnlichen Darbietung von Jordi Carrasco Hjelm, der am Kontrabass improvisierte. Er verband alte musikalische Elemente mit modernen Klängen in einem Stück namens „Blueprint“ von Caroline Shaw. Inmitten des Publikums fanden die weiteren Musiker, Xenia Geugelin, Miclen LaiPang, Gordon Lau und Marc Girard Garcia, Platz und unterhielten das Publikum mit einem aufregenden Mix aus Pizzicato und Dissonanzen.
Den krönenden Abschluss des Abends bildete das Streichoktett Opus 5 in D-Dur von Reinhold Glière. Zwei Streichquartette vereinten sich für diese seltene und kraftvolle kompositorische Form, die durch reiche melodische Inhalte besticht. Miclen LaiPang hob hervor, wie außergewöhnlich es ist, solch eine Formation in einem Festival zu erleben. Die Mischung aus Freude am Musizieren und technischer Meisterschaft führte zu einem musikalischen Feuerwerk, das das Publikum zu Standing Ovations bewegte.
Künftige Veranstaltungen
Das Festival bietet noch zwei weitere Konzerte mit unterschiedlichen Programmen. Diese finden am Mittwoch, 21. August, um 19.45 Uhr in der Stadtpfarrkirche Maria Himmelfahrt in Miesbach und am Sonntag, 25. August, um 18 Uhr in der Pfarrkirche St. Josef in Holzkirchen statt. Der Eintritt ist kostenlos; Spenden sind jedoch willkommen, um die Kosten zu decken und zukünftige Veranstaltungen zu unterstützen. Ein Teil des Erlöses wird zudem an die Miesbacher Tafel gespendet, was die soziale Komponente des Musikfestivals zusätzlich hervorhebt.
Mit dieser Verbindung von hervorragender Musik und sozialer Verantwortung zeigt das Miesbach Kammermusikfestival, wie Kunst und Gesellschaft miteinander verknüpft werden können. In einer Welt, die oft von Stress und Hektik geprägt ist, bietet das Festival einen wunderbaren Rückzugsort für die Sinne und die Seele der Zuhörer.
Das Miesbach Kammermusikfestival hat nicht nur die Aufgabe, hochkarätige klassische Musik in eine ländliche Umgebung zu bringen, sondern fördert auch den interkulturellen Austausch. Mit Musikern aus 16 verschiedenen Nationen bietet das Festival eine Plattform, um unterschiedliche kulturelle Perspektiven zu vereinen. Diese Vielfalt spiegelt sich nicht nur in der Musik wider, sondern auch in der Atmosphäre der Veranstaltungen, welche die Gemeinschaft in Hohendilching zusammenbringt.
Die Einbindung lokaler Familien, wie der Hausherrenfamilie Bundschuh, fördert zudem einen persönlichen Kontakt zwischen Künstlern und Publikum. Dieses Konzept, das auf familiären Umgang und Nähe abzielt, unterscheidet sich von vielen klassischen Musikfestivals, die oft mit Distanz und Formellheit verbunden sind. Jedes Konzert wird somit nicht nur zu einem musikalischen Erlebnis, sondern auch zu einer Möglichkeit, Beziehungen zwischen den Musikern und der Gemeinde zu etablieren.
Historische Einblicke: Musikfestivals in Deutschland
Die Idee, klassische Musik in ländliche Regionen zu bringen, hat historische Wurzeln in Deutschland. Festivals wie die Bayreuther Festspiele, die 1876 ins Leben gerufen wurden, haben die Tradition etabliert, hochwertige Musik in bestimmten Regionen zu präsentieren. Im Gegensatz zu diesen berühmten Festivals, die oft von großen Institutionen organisiert werden, zielt das Miesbach Kammermusikfestival darauf ab, zurück zu den Wurzeln der Musik zu kommen. Diese Rückkehr zu einer intimeren Darbietungsform kann Ähnlichkeiten mit den frühen Musikfestivals aufweisen, wo die Interaktion zwischen Publikum und Künstlern eine zentrale Rolle spielte.
Ein weiterer historischer Vergleich kann zu den vielen Kammermusikfestivals gezogen werden, die während des 19. Jahrhunderts in Europa populär wurden. Diese Festivals haben dazu beigetragen, die Kammermusik, die oft in privaten Salons gespielt wurde, einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Während das Miesbach Festival diese Tradition fortführt, unterscheidet es sich durch die Fokussierung auf die informelle, familiäre Atmosphäre und die Einbindung einer breiten, internationalen Künstlerbasis. Es fördert nicht nur die Musik, sondern auch den Austausch von Kulturen und Traditionen.
Der Einfluss von Sponsoren und Community-Unterstützung
Wie Dominik Bundschuh hervorhebt, wäre das Festival ohne die Unterstützung von privaten und kommerziellen Sponsoren nicht möglich. Diese Unterstützung ist entscheidend, um nicht nur die Unterhaltungskosten zu decken, sondern auch um junge Talente zu fördern. Die bedeutende Rolle von Sponsoren in der Förderung der Künste wird auch in zahlreichen Reports hervorgehoben, die zeigen, wie Wirtschaft und Kultur miteinander verbunden sind und wie lokale Gemeinschaften von solchen Initiativen profitieren können.
Ein bemerkenswertes Beispiel ist der Rotary Club Schliersee, der den Erlös des Konzerts in Miesbach für die Miesbacher Tafel spendet. Solche Initiativen zeigen, wie Festivals nicht nur zur kulturellen Bereicherung beitragen, sondern auch soziale Verantwortung übernehmen. Diese Verbindung zwischen Kunst und sozialem Engagement könnte dazu führen, dass das Miesbach Kammermusikfestival auch langfristig als ein Modell für andere Festivals gilt.
– NAG