Im oberbayrischen Miesbach hat sich in den letzten zwölf Monaten eine bemerkenswerte Entwicklung im Bereich der Geschichtspflege und Erinnerungskultur vollzogen. Unter der Leitung von Lisa Hilbich, die vor einem Jahr die Geschichtswerkstatt Miesbach ins Leben rief, ist eine engagierte Gruppierung entstanden, die sich aktiv mit der Geschichte der Nationalsozialismus auseinandersetzt. Ohne Frage scheint das Interesse für die eigene Vergangenheit in der Gemeinde gestiegen zu sein, und das nicht ohne Grund.
Die Geschichtswerkstatt wurde als Reaktion auf aktuelle gesellschaftliche Diskussionen, insbesondere die um ein umstrittenes Wandgemälde in Parsberg, gegründet. Seitdem hat sich die Gruppe intensiv mit verschiedenen Themen rund um die NS-Zeit beschäftigt. Ein konkretes Beispiel für ihr Engagement ist die Gedenkaktion im April, bei der 54 Männern, die kurz nach der Machtergreifung der Nazis nach Dachau deportiert wurden, ein Gesicht gegeben wurde. Diese Initiative wurde von Angehörigen und der Öffentlichkeit positiv aufgenommen, was auf das große Bedürfnis hinweist, an diese tragischen Schicksale zu erinnern.
Regelmäßige Treffen und wachsendes Interesse
Die Geschichtswerkstatt kann auf eine aktive Mitgliederbasis zurückblicken. Mit 20 regelmäßig aktiven Mitstreitern und einem E-Mail-Verteiler von rund 80 interessierten Personen hat sie sich schnell einen Namen gemacht. Die Treffen der Gruppe erforderten ein hohes Maß an Engagement und Bereitschaft, sich den komplexen Themen zu stellen. Hilbich erklärt, dass das Interesse vor allem unter den Jugendlichen groß ist: In ihren Vorträgen haben die Schüler „kluge Fragen zu den Deportierten“ gestellt, was zeigt, dass sie sich mit der Thematik auseinandersetzen.
Ein weiteres Highlight war der Besuch von Katrin Himmler, der Großnichte von Heinrich Himmler, an Schulen in der Region. Diese Veranstaltung, die von der Geschichtswerkstatt organisiert wurde, stellte einen bedeutenden Schritt dar, um das Bewusstsein für die Thematik zu schärfen.
Schaffung von Erinnerungskultur
Ein zentrales Anliegen der Geschichtswerkstatt ist die Schaffung von „Orten der Erinnerung“. Die Gründerin Hilbich möchte nicht nur die tragischen Ereignisse der Vergangenheit aufarbeiten, sondern auch das Bewusstsein dafür stärken, dass diese historischen Themen auch in der Gegenwart Relevanz haben. Unterstützt wird die Initiative durch den Kontakt zu anderen Gruppen und Historikern, die ähnliche Ziele verfolgen, wie etwa in Dorfen und Pullach.
„Die Schaffung einer Erinnerungskultur erfordert Fingerspitzengefühl“, so Hilbich weiter. Diese Herausforderung hat die Geschichtswerkstatt stets im Blick, wenn sie sich mit Themen, die auch persönliche Familiengeschichten betreffen, auseinandersetzt. Dies zeigt sich auch in den Vorhaben, die weiteren Aspekte wie Zwangsarbeit und Euthanasie näher zu beleuchten.
Hilbich hat sich durch zwei Besuche in Yad Vashem inspirieren lassen, ähnliche Projekte in Miesbach auf den Weg zu bringen. Die Umsetzung derartiger Vorhaben ist jedoch nicht einfach, insbesondere wenn man vor dem Hintergrund historischer Sensibilität agiert.
Die Geschichtswerkstatt Miesbach könnte in Zukunft möglicherweise in eine andere organisatorische Form überführt werden, um ihre Arbeiten und Öffentlichkeitswirksamkeit weiter zu stärken. Hilbich hat bereits erwähnt, dass die Idee eines Vereins oder einer Stiftung im Raum steht, was weitere Möglichkeiten für Initiativen, Workshops und Veranstaltungen eröffnen könnte.
Die Gründung der Geschichtswerkstatt steht bis heute als ein Beispiel für bürgerschaftliches Engagement und das Bemühen, eine lebendige Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte zu fördern. Für Interessierte an der Arbeit und den Aktivitäten der Geschichtswerkstatt Miesbach sind weitere Informationen auf ihrer Webseite zu finden www.geschichtswerkstatt-miesbach.de.