Im Landkreis Miesbach feierte man kürzlich ein bemerkenswertes Jubiläum: die Einführung der revierweisen Aussagen für Waldwirtschaft und Jagd vor 40 Jahren. Diese Initiative hat maßgeblich zur Entwicklung gesunder und zukunftsfähiger Wälder beigetragen. Bei einem Waldbegang in Waakirchen trafen sich die Akteure von damals und heute, um auf die Erfolge zurückzublicken und die Herausforderungen der Zukunft zu besprechen. Unter den Anwesenden waren namhafte Persönlichkeiten wie der ehemalige Landrat Wolfgang Gröbl und der aktuelle Landrat Olaf von Löwis, begleitet von Forstexperten und Waldbesitzern.
Klimawandel und Waldbewirtschaftung sind zentrale Themen in der Holzernte und -pflege. Korbinian Wolf vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) betont die Wichtigkeit der Baumartenvielfalt in den Wäldern. Er erklärt, dass eine gesunde Mischung von Baumarten unerlässlich ist, um den langfristigen Erhalt der Wälder zu sichern. Insbesondere die natürliche Verjüngung standortgerechter Baumarten spielt eine entscheidende Rolle, um die Wälder an die klimatischen Herausforderungen anzupassen.
Der Zustand der Wälder: Ein Rückblick
In den frühen 1980er Jahren war die Situation der Wälder im Landkreis suboptimal. Hohe Holzerntezahlen zur Schadensbegrenzung, das weitverbreitete Waldsterben und die Übernutzung von Fichten als Hauptbaumart führten dazu, dass es kaum noch gesunde Tannen oder Buchen gab. Ein Mangel an ökologischer Sensibilität war unverkennbar. Wolfgang Gröbl erinnerte sich, dass der hohe Wildbestand und der damit verbundene Freizeitdruck sowie unsachgemäße Bejagung zusätzlich schadeten. Daher war es notwendig, ein neues Konzept zur Erhaltung der Wälder zu entwickeln, das auch die Bejagung einbezieht.
Die Lösung lag in der Entwicklung der sogenannten „Revierweisen Aussagen“. Zusammen mit Hans Kornprobst wurde beschlossen, den Jagdpächtern jährlich Gutachten über den Zustand der Naturverjüngung und den Verbiss auszuhändigen, um die Bejagung anzupassen. So sollte die Wiederherstellung eines stabilen staatlichen Waldbestandes gefördert werden.
Die Auswirkungen des Miesbacher Modells
Das innovative „Miesbacher Modell“ führte dazu, dass in den folgenden Jahren ein Umdenken in der Waldpflege geschah. Es wurde festgestellt, dass gesunde und vielfältige Wälder auch zu einer Stabilisierung der Wildbestände führen. Dies bestätigte Landrat von Löwis, der als Diplom-Forstwirt eine besondere Verbindung zur Waldökologie hat. Die Revierweisen Aussagen wurden als Grundlage für die faktengestützte Wildbestandsplanung übernommen, was 2012 zur Aufnahme in die bayernweiten Forstlichen Gutachten führte.
Das Verfahren zur Erfassung der Waldverjüngung hat sich seit der Einführung im Wesentlichen nicht verändert. Es wird für jede 100 bis 200 Hektar große Waldfläche mindestens ein „Trakt“ von 40 Metern Länge untersucht. Dabei werden Bäume ab einer Höhe von 20 Zentimetern erfasst. Die Auswahl der Aufnahmepunkte erfolgt in enger Absprache mit den Jagdgenossenschaften und Revierinhabern, die aktiv in den Prozess integriert sind.
Bernhard Greinsberger von der Hochwildhegegemeinschaft stellte fest, dass die Jägerschaft heute die Verantwortung für den Waldbestand anerkennt. Die Revierweisen Aussagen schaffen eine solide Basis für das Jagdwesen und helfen gleichzeitig, den Wald in eine bessere Zukunft zu führen. Wolf ergänzte, dass die Methodik der revierweisen Aussagen auch heute noch nichts von ihrer Aktualität eingebüßt hat – sie sind ebenso relevant wie vor 40 Jahren, um den Herausforderungen des Klimawandels zu entsprechen.
Für weitere Informationen und vertiefende Einblicke in diese Thematik können Interessierte die umfassende Berichterstattung auf www.merkur.de nachlesen.