Main-Spessart

Verborgene Geschichte: Suche nach abgestürzt B17-Bomber in Michelrieth

Kurt Schüll ist am Abend des heißen Sommertags damit beschäftigt, mit einer Metallsonde ein angrenzendes Bauerngrundstück abzusuchen. Sein Ziel: das Typschild eines amerikanischen B17-Bombers, der am 14. Oktober 1943 local abgestürzt ist, genauer gesagt gegen 14:30 Uhr. Die B17, auch als „fliegende Festung“ bekannt, war ein hochmodernes Flugzeug dieser Zeit, dessen Überbleibsel Schüll zu finden hofft.

Auf einer weißen Plane hat er bereits einige Metallstücke gesammelt: Eisenbrocken, Überreste eines Kugellagers und eine Edelstahl-Schelle. „Hatten die Amis schon,“ kommentiert er. Ein großer Block, den er entdeckt hat, ist Aluminiumschmelze, Überreste des Brands, die aus dem Wrack nach dem Absturz zurückblieben.

Die Geschichte des Absturzes

Die Suche des ehemaligen Berufsschullehrers, der über Jahre hinweg das Thema Luftkrieg in der Region Spessart erforscht hat, ist von bedeutendem historischem Wert. Unmittelbar nach der „Double Strike“ genannten Operation, bei der amerikanische Bomber am 17. August 1943 die Kugellagerfabriken in Regensburg und Schweinfurt angriffen, fiel die Entscheidung für einen weiteren Einsatz. Der Tag des Absturzes, der in der US-Geschichte als „Black Thursday“ bekannt wurde, war ein tragischer Wendepunkt für viele der beteiligten Besatzungsmitglieder.

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Von den 291 B-17-Bombern, die am 14. Oktober 1943 auf dem Weg nach Schweinfurt waren, wurden 60 abgeschossen und mehr als 600 Besatzungsmitglieder starben, wurden verletzt oder gelten bis heute als vermisst. Die Region rund um Michelrieth erlebte an diesem Tag eine tragische Luftschlacht, bei der Schüll vermutet, dass sein gesuchter Bomber auf dem Rückweg über dieses Gebiet abgefangen wurde.

Die Maschine zerbrach in etwa 6000 Metern Höhe und die Hinterlassenschaften verteilten sich über große Flächen. Während das Heck in die Bereiche „Wüste Äcker“ und „Mühlhohle Äcker“ stürzte, blieben die Hauptteile in der heutigen Wiese von Landwirt Wolz liegen, wo Schüll nun nach Überresten sucht. Bei dem Feuer, das nach dem Absturz ausbrach, war die Feuerwehr verunsichert und konnte das Wrack nicht erreichen, da regelmäßig die Munition an Bord explodierte.

„Eine Bombe ist hinten in den Wald hinein gefallen“, erklärt Schüll über die Gefahren, denen die damaligen Einsatzkräfte gegenüberstanden. Die Liste der verlorenen Flugzeuge ist dokumentiert, und Schüll informiert sich immer wieder über die Schicksale der Besatzungen. Die aktuelle Namensübereinstimmung in den Verlustmeldungen lässt viele Fragen offen, die Schüll zu klären versucht.

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Die Suche nach dem Verlorenen

Das Suchen auf dem Grundstück des Landwirts ist nur mit Zustimmung der Eigentümer möglich. Schüll hat einen großen Respekt vor den archäologischen Funden, die er entdeckt, und meldet diese der zuständigen Denkmalbehörde. „Alles hier bleibt der Geschichte von Michelrieth erhalten“, sagt er und betrachtet es als seine Pflicht, eine korrekte Geschichtsschreibung zu betreiben. Viele Menschen im Ort glauben, dass ein englisches Flugzeug abgestürzt sei – ein Missverständnis, das durch die starke Zerstörung des Wracks und das Ausbleiben eindeutiger deutscher oder amerikanischer Abzeichen verstärkt wurde.

Vor einigen Monaten fand Schüll bei einer anderen Suche einen Ehering längst verstorbener Person und konnte diesen ihrem Ehemann zurückgeben – eine Geste, der ihm am Herzen liegt. „Das ist eine Frage des Anstands“, betont er. Heute war die Ausbeute jedoch mager. Er findet einige, aber nicht die erhofften Funde, die ihn seiner Mission näherbringen könnten.

Schüll plant, bald zurückzukehren, denn manchmal ist es nicht nur umfangreiche Recherche, die ihm hilft, sondern auch das schlichte Glück. Die Kombination aus historischem Interesse und detektivischem Gespür treibt ihn an, das Geplante auch weiterhin zu verfolgen und die Vergangenheit zu ergründen.

Ein unliebsamer Vorfall um die Erinnerungskultur in der Region ist jedoch nicht zu übersehen: Eine Gedenktafel für die amerikanischen Soldaten, die bei einem ähnlichen Absturz am selben Datum ums Leben kamen, wurde durch Vandalismus beschädigt. Dies zeigt, dass die Auseinandersetzung mit der Geschichte nicht immer auf Zustimmung stößt. In Marktheidenfeld wurde Anzeige erstattet wegen Sachbeschädigung und Diebstahl, die sich auf diesen Vorfall bezieht. Details zu diesen Entwicklungen sind in einem aktuellen Artikel zu finden bei www.main-echo.de.

Schüll kämpft weiterhin, um die Erinnerungen an diesen tragischen Teil der Geschichte wachzuhalten und möchte der fragilen Wahrheit um die umgekommenen Flugzeuge und deren Besatzungen nachspüren, damit das Gedächtnis nicht verlorengeht.

Quelle/Referenz
main-echo.de

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