In der Alten Schutzengelkirche in Gräfendorf, Landkreis Main-Spessart, fand vor einiger Zeit eine ungewöhliche Veranstaltung statt. Fünf selbsternannte Geisterjäger aus Thüringen reisten 200 Kilometer an, um dort eine „paranormale Ermittlung“ durchzuführen. Dieses Hobby, das in der Szene auch als „Ghosthunting“ bekannt ist, zieht die Aufmerksamkeit vieler auf sich, besonders, weil die Gruppe nicht nur viel Zeit, sondern auch Tausende Euro in technische Geräte investiert hat, die angeblich Geister hör- und sichtbar machen. Doch die Reaktionen auf solche Aktivitäten sind gemischt. Viele Menschen, wie ein Kommentator in einem Artikel sagt, empfinden diese Beschäftigung als „Kokolores“, also als Unsinn.
Bernd Harder, Chefreporter der Zeitschrift „Skeptiker“ und selbst erfahrener Begleiter von Geisterjägern, gibt Einblicke in die Welt des Ghosthuntings. Anfangs in den USA als Freizeitbeschäftigung populär geworden, fand es ab 2004 auch in Deutschland immer mehr Anhänger, hauptsächlich durch Fernsehsendungen wie „Ghost Hunters“. Gruppen stürzen sich auf vermeintliche Spukorte und versuchen, mit dem Übernatürlichen in Kontakt zu treten, wobei sie verschiedene technische Geräte einsetzen, um ihre Erlebnisse zu dokumentieren.
Die Verbreitung des Ghosthuntings in Deutschland
In Deutschland hat sich die Szene rasant entwickelt. Aktuellen Forschungsberichten zufolge gibt es hierzulande mindestens 58 Ghosthunter-Teams, wobei die tatsächliche Zahl eventuell höher sein könnte, da einige Teams, die mehr auf Unterhaltung als auf ernsthafte Untersuchungen aus sind, nicht eingerechnet sind. Die Gruppen variieren in ihrer Größenordnung von einzelnen Mitgliedern bis zu mehr als zehn Personen und sind häufig in Bewegung.
Der Einsatz technischer Geräte lässt viele Fragen aufkommen. Harder zitiert den Skeptiker Dr. Joe Nickell, der erklärt, dass die Geräte nicht für Geisterforschungen entwickelt wurden und deren Eignung fraglich ist. Trotzdem bleibt das Bedürfnis nach komplizierten Messinstrumenten stark. Man glaubt, dass diese eine Aussagekraft haben müssen – eine Annahme, die nicht unumstritten ist.
Einen weiteren Aspekt beleuchtet Harder, wenn er über mögliche Betrüger in diesem Feld spricht. Zwar geht er nicht davon aus, dass bei den Ghosthuntern betrügerische Absichten vorliegen, jedoch kritisiert er die häufig unsystematische Vorgehensweise vieler Teams. Oft wird nicht wie bei Wissenschaftlern verfahren, die zuerst Fakten sammeln und dann Schlüsse ziehen, sondern es wird eine gewünschte Antwort formuliert, um dann „Beweise“ dafür zu sammeln.
Warum ist Ghosthunting umstritten?
Die Skepsis gegenüber dem Hobby rührt teils von religiösen Bedenken her. Viele Gläubige sehen darin einen Angriff auf das traditionelle kirchliche Verständnis von Geisterglaube und Jenseitsvorstellungen. Ein weiterer Punkt, der die Menschen irritiert, ist die Auffassung, dass Ghosthunter meist als Spinner wahrgenommen werden und ihr Hobby als reine Zeitverschwendung gilt.
Sonja Nowara, die selbst im Ghosthunting aktiv ist, äußert Bedenken über Ermittlungen in Privathaushalten. Ihrer Meinung nach könnten so genannte „Geistersichtungen“ bei Individuen auch psychopathologische Hintergründe haben, etwa in Fällen von Schizophrenie. Da in vielen Ghosthunter-Gruppen kein psychologisches Fachwissen vertreten ist, besteht die Gefahr, dass unbedachtes Vorgehen die Betroffenen zusätzlich belasten könnte. Daher sollte Ghosthunting sich auf öffentliche Orte konzentrieren, um zu vermeiden, dass Menschen geschädigt werden.
Insgesamt bleibt es abzuwarten, wie sich diese spezielle Form der Freizeitbeschäftigung in Deutschland weiter entwickeln wird. Während viele die hier anstehenden ethischen und moralischen Fragestellungen im Zusammenhang mit Ghosthunting kritisch betrachten, erfreuen sich diese paranormalen Erkundungen nach wie vor zunehmender Beliebtheit. Für weitere Informationen über diese faszinierende, aber auch umstrittene Aktivität, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.mainpost.de.