Leere Schaufenster können oft den Eindruck von Verfall und Stillstand hervorrufen. Doch in Kaufbeuren wird dieser triste Anblick nun in eine innovative Plattform für Künstler verwandelt. Eine engagierte Kaufbeurerin hat das Potenzial entdeckt, das in diesen ungenutzten Räumen steckt, und ermöglicht es Kreativen, ihre Werke einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.
Im Herzen von Kaufbeuren, in der künstlerischen Pfarrgasse, wird im Schaufenster des Hauses Nummer 13 ab sofort eine wechselnde Auswahl an Kunstwerken von lokalen Künstlerinnen und Künstlern gezeigt. Diese Idee steht nicht nur für eine Aufwertung des Stadtbildes, sondern bietet auch einen neuen Raum für Austausch und Inspiration unter den Kreativen.
Neue Talente im Schaufenster
Aktuell „residiert“ die Künstlerin Irene Trambacz in diesem besonderen Ausstellungsraum. Ihre Aquarellgemälde faszinieren mit einer Auswahl an Motiven aus der Natur, darunter die zarte Darstellung von Silberdisteln und Bambus. Trambacz hat sich einen Namen gemacht, nicht durch grelle Farben, sondern durch eine subtile Farbgestaltung, die in der Lage ist, Geschichten zu erzählen. Insbesondere ihr Werk „Bambus“ hat sich als Publikumsliebling herausgestellt, was durch erste Rückmeldungen von Ausstellungsbesuchern belegt wird.
Irene Trambacz, die 1973 nach Kaufbeuren zog, hat eine vielfältige künstlerische Laufbahn hinter sich. Ihr Studium an der Deutschen Meisterschule für Mode- und Grafikdesign hat den Grundstein für ihre kreative Karriere gelegt. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit ist sie auch für ihren ehrenamtlichen Einsatz im Tänzelfestverein bekannt, wo sie historische Gewänder und Kostüme für Kinder und Jugendliche entwirft.
Kunst als Familiensache
Die Initiatorin dieser kreativen Nutzung von Schaufenstern ist Christa Berge, die nicht nur das Gebäude besitzt, sondern auch eine tiefe Verbindung zur Kunst pflegt. Für sie ist es eine Herzensangelegenheit, kreative Projekte zu fördern und der Kunst einen Raum zu geben. Sie stellt das Schaufenster kostenlos zur Verfügung, aus der Überzeugung heraus, dass kreative Entfaltung gesellschaftlich relevant ist und unterstützt werden sollte. Diese Leidenschaft hat sie von ihrer Familie übernommen, die eine lange Tradition künstlerischer Betätigung hat.
Mit ihrem Ehemann Jochen Fleschhut-Berge arbeitet Christa Berge aktiv daran, das Schaufenster für verschiedene Künstler optimal zu gestalten. Die Auswahl und das Arrangement der ausgestellten Werke fallen dabei in ihren Aufgabenbereich, und die Initiative wird in der Stadt zunehmend anerkannt und geschätzt.
Trambacz selbst betont ihre Liebe zur Kunst, die bereits in ihrer Kindheit begann. Die Fähigkeit zu Zeichnen und zu Malen sowie das Interesse an handwerklichen Tätigkeiten wurden ihr von ihrer Mutter, einer Damenschneidermeisterin, vermittelt. Diese frühen Einflüsse haben die Basis für ihr kreatives Schaffen gelegt und führen dazu, dass sie nun die Möglichkeit hat, einen Teil ihrer Arbeit im Schaufenster der Kaufbeurer Altstadt zu präsentieren.
Die künstlerische Neugestaltung der Schaufenster zeigt nicht nur das Engagement für lokale Kunst, sondern funktioniert auch als Anreiz für andere Kreative, sich zu präsentieren. Diese Initiative könnte andere Städte inspirieren, ähnliche Projekte zu starten, in der Hoffnung, das Bild von leerstehenden Geschäftsräumen in einen Ort der Kreativität und letztendlich auch der Gemeinschaft zu verwandeln.
Die Verbindung von Kunst und Öffentlichkeit ist mehr als nur eine ästhetische Aufwertung – sie kann die Art und Weise verändern, wie die Menschen ihre Stadt wahrnehmen. Kunst im Schaufenster ist nicht nur ein Akt der Präsentation, sondern auch ein Aufruf an die Gemeinschaft, Teil des kreativen Prozesses zu werden und sich dem Kulturangebot zu öffnen.
Wenn Kunst endlich wieder sichtbar wird, geschieht dies nicht in einem leeren Raum, sondern durch die Augen und das Herz der Menschen, die sich für die Kreativität anderer öffnen.
– NAG