In Garmisch-Partenkirchen wird eine Initiative zur Wiederbelebung der Apfelsaftproduktion im Kainzenbad gestartet. Das Herzstück dieser Tradition, die seit mehr als 70 Jahren besteht, ist eine Obstpresse, die seit 2021 aufgrund von Personalmangel nicht mehr genutzt wird. Der Obst- und Gartenbauverein Garmisch-Partenkirchen hat nun das Ziel, diese wertvolle Tradition wieder aufleben zu lassen, sucht jedoch dringend nach freiwilligen Helfern.
„Wir wollen sie wiederbeleben“, äußert Magdalena Kühn, die Vorsitzende des Kreisverbands für Gartenbau. Zwischen August und November sind engagierte Freiwillige gefragt, um die Saftpresse wieder in Gang zu setzen. Diese sollten bereit sein, ein bis mehrere Male pro Woche zu arbeiten, je nach Bedarf. Ein zweitägiger Übungsbetrieb im Oktober wird den Interessierten die Möglichkeit geben, das Pressen und alle erforderlichen Schritte kennenzulernen.
Die Tradition des Apfelsaft-Pressens
Die Obstpresse im Kainzenbad blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. 1954 wurde hier erstmals Apfelsaft gepresst, und die presse fand 1961 ihren festen Platz im Kainzenbad. Über die Jahre hat sich einiges geändert: Anfangs mussten die Kunden ihren Saft selbst in mitgebrachte Flaschen abfüllen. Heutzutage ist der Prozess einfacher und benutzerfreundlicher geworden. Umso schmerzhafter ist die Tatsache, dass diese Tradition nun auf Eis gelegt wurde, weil schlichtweg niemand da war, um sich um diese wichtige Aufgabe zu kümmern.
Die Notwendigkeit, diese Tradition zu bewahren, ist groß. Der Apfelanbau und die Herstellung von Apfelsaft sind nicht nur Teil des kulturellen Erbes der Region, sondern auch eine wunderbare Art und Weise, lokale Produkte wertzuschätzen und zu fördern. Zudem zeigt das wieder aufgenommene Projekt, wie wichtig ehrenamtlicher Einsatz für die Gemeinschaft ist. Die Vereinsmitglieder sind der Überzeugung, dass mit genügend Helfern das Kainzenbad bald wieder in vollem Glanz erstrahlen kann, wenn es um das Pressen frisch geernteter Äpfel geht.
Funktionsweise der Obstpresse
Um den Lesern einen Einblick in die Technik der Obstproduktion zu geben: Eine Packpresse arbeitet auf eine spezielle Art und Weise. Zuerst werden Äpfel in eine Maische verwandelt, ein Gemisch aus Wasser und Getreide. Diese Maische wird dann in dünne Nylontücher verpackt, und es kommen Holzplatten zum Einsatz, die der Presse helfen, den nötigen Druck aufzubauen. So wird eine hohe Saftausbeute erzielt. Der gefilterte Saft läuft anschließend in einen Durchlauferhitzer, der dafür sorgt, dass der Saft länger haltbar bleibt – ein wichtiges Detail für die Qualität des Endprodukts.
Die Anlage funktioniert auch nach dem ungewollten Stillstand weiterhin einwandfrei. Kürzlich hatten Mitglieder der „Slow Food Zugspitzregion“ und der Sonnenäcker Garmisch-Partenkirchen die Möglichkeit, sich persönlich von Ralf Langer, einem erfahrenen Mitglied des Gartenbauvereins, zeigen zu lassen, dass die Aufmerksamkeit für diese wertvolle Tradition nicht verloren gegangen ist. Die Vorfreude auf die kommende Erntezeit wächst, und viele hoffen, dass die Saftpresse schon bald wieder in Betrieb genommen werden kann.
Ein Aufruf zur Zusammenarbeit
Das Aufeinandertreffen lokaler Traditionen und persönlichem Engagement könnte die Obstpresse möglicherweise schon bald wieder in vollem Betrieb sehen. Es ist eine Chance, Geschichte lebendig zu halten und gemeinsam ein Stück regionaler Identität zu kreieren. Sollten Sie an dieser traditionellen Aktivität interessiert sein oder wissen, wie eine Obstpresse funktioniert, könnte dies die perfekte Gelegenheit sein, sich ehrenamtlich zu betätigen und Teil einer einzigartigen Gemeinschaft zu werden, die sich für die Wiederbelebung einer bewährten Tradition starkmacht.
Die Wurzeln der Apfelmostproduktion reichen weit zurück und sind eng mit der Entwicklung der Obstwirtschaft in Deutschland verbunden. Besonders in Regionen wie Bayern ist der Anbau von Obst, insbesondere Äpfeln, tief in der Kultur verwurzelt. Dies spiegelt sich auch in zahlreichen Festivals und Veranstaltungen wider, die jährlich stattfinden und die Bedeutung des Obstbaus feiern. Die nachhaltige Landwirtschaft und die Regionalität gewinnen zunehmend an Bedeutung, da immer mehr Menschen Wert auf qualitativ hochwertige, lokal produzierte Lebensmittel legen.
Die Bedeutung der Ehrenamtlichen Arbeit
Ehrenamtliche Tätigkeiten spielen eine wesentliche Rolle in der Aufrechterhaltung von Traditionen und Gemeinschaftsprojekten. In Garmisch-Partenkirchen sucht der Obst- und Gartenbauverein nun dringend Freiwillige, die bereit sind, ihre Zeit und Energie in die Wiederbelebung der Saftpresse zu investieren. Diese Art von Engagement fördert nicht nur die lokale Landwirtschaft, sondern stärkt auch die Gemeinschaft. Es ist eine Möglichkeit für Menschen, gemeinsam zu arbeiten, Wissen auszutauschen und den direkten Bezug zu Lebensmitteln zu erleben.
Die Implikationen des ehrenamtlichen Engagements sind facettenreich: Es gibt ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl und eine erhöhte Wertschätzung für landwirtschaftliche Prozesse und Produkte. Darüber hinaus trägt die Arbeit in der Presse dazu bei, das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer nachhaltigen Nutzung von Ressourcen und Produktionsmitteln zu schärfen.
Vereine wie der Obst- und Gartenbauverein Garmisch-Partenkirchen sind besonders wichtig, um Traditionen und handwerkliches Wissen an zukünftige Generationen weiterzugeben. In Zeiten, in denen viele Menschen in städtische Gebiete abwandern, bleibt die Verbindung zur ländlichen Kultur und Landwirtschaft durch solche Initiativen bestehen.
Aktuelle Trends in der Obstproduktion
Wie in vielen anderen Teilen der Welt ist auch in Deutschland ein wachsender Trend zur Bio-Landwirtschaft zu beobachten. Immer mehr Obstbauern entscheiden sich, ihre Produkte biologisch anzubauen, was den Einsatz von Chemikalien und synthetischen Düngemitteln vermeidet. Laut dem Statistischen Bundesamt hat der Anbau von Bio-Äpfeln in den letzten Jahren stetig zugenommen. Dies zeigt, dass ein immer größer werdender Teil der Verbraucher Wert auf ökologische Produktionsmethoden legt.
Dieser Trend zur Nachhaltigkeit wird unterstützt durch regionale Initiativen, die zahlreiche Möglichkeiten für Landwirte bieten, ihre Bio-Produkte direkt an den Endverbraucher zu vermarkten. Instädtischen Märkten und über Abonnementsysteme, wie sie in vielen Regionen angeboten werden, können Verbraucher frisches Obst direkt vom Erzeuger beziehen. Dies fördert nicht nur die lokale Wirtschaft, sondern auch eine gesunde Ernährung.
– NAG