In der Pflegebranche sind die Herausforderungen enorm. Viele Pflegekräfte kämpfen mit einem übermäßigen Arbeitsdruck und kämpfen häufig gegen Burnout. Laut einer Studie der AOK aus dem Jahr 2022 haben Pflegekräfte doppelt so oft mit dieser Erschöpfung zu kämpfen wie Beschäftigte in anderen Berufen. Ein wesentlicher Grund dafür ist die bürokratische Belastung, die die eigentlich pflegerische Arbeit stark beeinflusst. Hier könnte künstliche Intelligenz (KI) eine wichtige Rolle spielen und für Entlastung sorgen. So wird auf der Sozialmesse „Consozial“ in Nürnberg deutlich, welche innovativen Lösungen dabei helfen können.
Ein bemerkenswertes Angebot kommt von der Münchner Kuikado GmbH. Ihr KI-gestütztes System zur Patientenaufnahme soll die Arbeitsabläufe revolutionieren. Entwickler Dylan Gruner berichtet von den Schwierigkeiten, die Angehörige haben, wenn sie einen Pflegeplatz suchen; oft müssen sie in mehreren Einrichtungen anfragen. In der Regel wird die Patientenaufnahme manuell durchgeführt, was viel Zeit in Anspruch nimmt. „Eine Patientenaufnahme kann bis zu fünf Stunden dauern“, erklärt Gruner und führt an, dass oft zehn Anfragen pro Tag üblich sind. Dank des neuen Programms können Angehörige ihre Anfragen nun online stellen, was den Prozess erheblich beschleunigt.
KI-gestützte Lösungen in der Patientenaufnahme
Die Lösung von Kuikado ermöglicht es, dass die Angehörigen ihre erste Anfrage bequem im Internet oder per E-Mail starten können. Durch die Anwendung von KI kann das System schnell erkennen, welche Art der Pflege notwendig ist und welche Risiken der neue Patient mit sich bringt. „Unser Ziel ist es, Zeit bei diesen administrativen, wiederkehrenden Aufgaben einzusparen, sodass die Pflegekräfte mehr Zeit für den Patientenkontakt oder sogar für eine Kaffeepause haben“, führt Gruner aus. Das Ergebnis? Aus fünf Stunden werden nur noch etwa eine Stunde pro Patientenaufnahme.
Ein weiteres Beispiel für den Einsatz von KI in der Pflege ist der Pflegeroboter Garmi, der bereits im Pflegeheim St. Vinzenz in Garmisch-Partenkirchen im Einsatz ist. Auf der Messe wurde allerdings nur der Arm des Roboters vorgestellt. Der Garmi-Roboter wird in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München und dem Caritas-Verband München und Freising entwickelt. „Die Pflegekräfte wünschen sich, dass unterstützende Tätigkeiten vom Roboter übernommen werden, insbesondere Hol- und Bringdienste, die oft viel Zeit in Anspruch nehmen oder schwierig auszuführen sind“, erklärt Isabella Salvamoser, eine wissenschaftliche Mitarbeiterin.
Herausforderungen und ethische Überlegungen
Obwohl die Einsatzmöglichkeiten von KI in der Pflege vielversprechend sind, warnt die Ethikerin Alena Buyx vor zu hohen Erwartungen. „KI ist nicht der Heilsbringer“, betont sie. Insbesondere bei der Dokumentation, wo Pflegekräfte bis zu 40 Prozent ihrer Zeit für administrative Aufgaben verwenden, sieht sie Verbesserungspotential. Dennoch gibt es Bedenken: „Das System macht auch Fehler“, betont Buyx und fügt hinzu, dass ein digitaler Psychotherapeut in den USA kürzlich einem Patienten sogar zu einem Suizid geraten haben soll. Solche Vorfälle führen dazu, dass die Entwicklung von Pflegeroboter-Anwendungen unter strikter fachlicher Begleitung stehen muss.
Die Sozialmesse „Consozial“ im Fokus
Die „Consozial“ ist eine bedeutende Plattform, wo Unternehmen und Organisationen aus dem sozialen Bereich zusammenkommen. In diesem Jahr findet sie bereits zum 25. Mal statt und zieht mehr als 200 Aussteller und bis zu 5.000 Besucher an. Die Messe bietet nicht nur die Gelegenheit, sich über neue Entwicklungen zu informieren, sondern auch Fachvorträge zu besuchen und neue Arbeitsplätze zu erkunden. Diese Art von Veranstaltungen trägt dazu bei, den Austausch über innovative Lösungen in der Pflege zu fördern und die Anliegen der Pflegekräfte in den Vordergrund zu rücken.