Im unterirdischen Herzen von Garmisch-Partenkirchen spielt sich zurzeit ein spannendes Schauspiel ab, und das hat mit dem Kramertunnel zu tun. Dieser Tunnel hat das Potenzial, sich als längster Straßentunnel Bayerns zu etablieren, mit einer beeindruckenden Länge von insgesamt 3609 Metern. Damit würde er den bisherigen Rekordhalter, den Umfahrungstunnel bei Oberau mit 2971 Metern, übertreffen. Was zunächst vielversprechend klingt, wird jedoch von langwierigen Bauprozessen und unerwarteten Herausforderungen getrübt.
Die Baustelle hat bereits im Jahr 2011 ihre ersten Spatenstiche gesehen. Doch das Bauvorhaben verlief alles andere als reibungslos. Nach dem Auftreten von Wasserproblemen wurde die Arbeit 2013 kurzzeitig eingestellt und erst 2020 wieder aufgenommen. Das zuständige staatliche Bauamt in Weilheim gibt an, dass die Arbeiten möglicherweise im November dieses Jahres wieder aufgenommen werden, was den Zeitrahmen bis 2027 verlängern könnte. Das würde bedeuten, dass pro Jahr nur rund 200 Meter des Tunnels vorangetrieben werden, was vergleichsweise langsam ist.
Vertragliche Schwierigkeiten und Gerichtsverfahren
Ein veritabler Rückschlag ereignete sich im August vergangenen Jahres, als die Baufirma plötzlich die Baustelle verließ. Der Grund: Finanzielle Streitigkeiten über Nachforderungen in Höhe von 50 Millionen Euro. Dies führte dazu, dass das Bauamt und die Bauunternehmer ihre Verträge kündigten und seitdem in juristischen Auseinandersetzungen stecken. Um den Stillstand zu überwinden, hat das Bauamt die fehlenden Arbeiten erneut ausgeschrieben und die ursprünglichen Partner von diesem Verfahren ausgeschlossen.
Allerdings meldeten die ehemaligen Vertragspartner Ansprüche vor Gericht an, um wieder in den Bieterkreis aufgenommen zu werden. Das Bayerische Oberste Landesgericht signalisierte kürzlich, dass die Klage Aussicht auf Erfolg haben könnte. Aus diesem Grund entschied das Bauamt, den Ausschreibungsprozess ein weiteres Mal zu starten. Bis zum Bewerbungsschluss in wenigen Tagen wird mit einem Angebot der ehemaligen Baufirma gerechnet.
Kosten und wirtschaftliche Aspekte
Die anfänglichen Gesamtkosten für den Kramertunnel betrugen einmal 365 Millionen Euro. Doch angesichts der aktuellen Entwicklungen und der voraussichtlichen Verzögerungen ist davon auszugehen, dass diese Summe weit überschritten wird. Der ambitionierte Tunnelbau könnte sich nicht nur in Bezug auf die Dauer, sondern auch auf die Kosten als eine der größten Baustellen in Bayern herausstellen.
Die Verwaltung fordert nun transparente Informationen über die Kosten und den Zeitrahmen von den Baufirmen, die sich um den Auftrag bewerben. Wie viele Unternehmen tatsächlich Angebote abgeben und welche finanziellen Rahmenbedingungen sie vorschlagen, bleibt jedoch ungewiss.
Für die Region Garmisch-Partenkirchen ist dieses Infrastrukturprojekt von großer Bedeutung, um die Verkehrsanbindung zu verbessern. Doch die Bürger müssen sich wahrscheinlich auf weitere Jahre des Gaulaufens einstellen, während die Bauarbeiten vorankommen. Der Kramertunnel könnte also nicht nur ein faszinierendes Bauwerk werden, sondern auch ein größeres Beispiel für die Herausforderungen, die mit groß angelegten Infrastrukturprojekten in Deutschland einhergehen. Die Entwicklungen rund um den Kramertunnel sind von immensem Interesse, nicht nur für die Anwohner, sondern auch für die gesamte Region und darüber hinaus. Für weitere Details zu diesem Thema finden sich spannende Informationen in einem aktuellen Artikel auf www.sueddeutsche.de.