Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen ist die Armut ein Thema, das oft im Schatten steht, aber dennoch, wie betroffenen Personen deutlich wird, im Alltag präsent ist. Vor dem Hintergrund des bevorstehenden internationalen Tags gegen Armut am 17. Oktober zeigen Berichte von Menschen wie Marta Angerer, Helga Blochner und Herbert Körner eindringlich, wie vielfältig und schmerzhaft Armut sein kann.
Marta Angerer, eine 70-jährige Rentnerin, lebt in bescheidenen Verhältnissen. Trotz ihrer knappen Rente erhält sie staatliche Unterstützung, um ihre Grundbedürfnisse zu decken. Ihr Alltagsleben wird stark durch finanzielle Einschränkungen geprägt, insbesondere wenn es um die notwendigen Ausgaben für ihr Auto geht, das für sie unverzichtbar ist. Angerer sitzt häufig in ihrer kalten Wohnung, da sie kaum die Mittel hat, um ihre Heizung im Winter zu betreiben. Sie erzählt, dass sie sich auch den Luxus von Fleisch nicht mehr leisten kann. Dabei empfindet sie sich trotzdem nicht als arm, was die Subjektivität der Armut verdeutlicht.
Die Realität der Frauen in der Region
Ebenfalls betroffen ist Helga Blochner, eine vierfache Mutter, die sich in der Einzelhandelsbranche und in einem Minijob abmüht, um ihre Kinder zu versorgen. Trotz harter Arbeit wird ihr Einkommen oft als unzureichend empfunden, sodass sie am Monatsende ums Überleben kämpft. Blochner trägt den Druck, ihre Familie zu ernähren, und dabei bleibt ihr inneres Leiden oft verborgen. Ihre innere Zerrissenheit wird durch den Satz zusammengefasst: „Mein ganzer Körper weint, nur meine Augen nicht.“ Die Erwartungen an sie als starke Frau stehen im Kontrast zu ihren wahren Gefühlen.
Herbert Körner stellt ebenfalls die Herausforderungen der Armut dar, die durch seine Behinderung verstärkt werden. Oft fühlt er sich wie ein Außenseiter, und der finanzielle Druck macht es ihm unmöglich, soziale Aktivitäten wie Einkehr in Berghütten zu genießen. Seine Erwerbsminderungsrente reicht nicht, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Das Gefühl, in der Gesellschaft nicht seinen Platz zu haben, nagt an seinem Selbstwertgefühl.
Die sozialen Abgrenzungen und das Stigma der Armut werden von Thomas Ehmke, einem Sozialberater der Caritas, thematisiert. Ehmke hat festgestellt, dass Berührung mit dem Thema oftmals mit Scham verbunden ist, insbesondere unter älteren Menschen. Viele wissen nicht, welche Unterstützung ihnen zusteht, was ihre Situation weiter verschärft. Seiner Ansicht nach ist es wichtig, die Menschen über ihre Möglichkeiten aufzuklären, um ihnen zu helfen, ihre finanziellen Nöte zu bewältigen.
Statistische Hintergründe zur Armutsgefährdung
Die Definition von Armut ist in der Wissenschaft facettenreich. Das Statistische Bundesamt definiert Armut als das Vorhandensein von weniger als 60 Prozent des Durchschnittsverdienstes in einem Land, was für Deutschland circa 1.200 Euro netto für Alleinstehende bedeutet. Diese Zahl hat bei steigenden Lebenshaltungskosten eine dynamische Entwicklung erfahren, die zahlreiche Bürger in Garmisch-Partenkirchen betrifft. Auf regionaler Ebene zeigen Statistiken der Caritas alarmierende Werte: In den Dekanaten Werdenfels und Rottenbuch sind über 15 Prozent der Bevölkerung von Armut bedroht. Diese Zahlen verdeutlichen die Dringlichkeit, das Thema Armut in der Region zu thematisieren und anzugehen.
Die individuelle Betroffenheit von Armut wird durch Aussagen wie die von Herbert Körner deutlich, der sich als „letzten Dreck“ fühlt. Diese emotionale und gesellschaftliche Isolation ist ein häufiges Gefühl unter denjenigen, die sich in ärmlichen Verhältnissen wiederfinden. Es ist unerlässlich, das Bewusstsein für diese Themen zu schärfen und eine breitere Diskussion darüber zu führen, um den Betroffenen die Unterstützung zukommen zu lassen, die sie dringend benötigen.
Für weitere Informationen über diese Thematik können interessierte Leser den Bericht auf www.merkur.de einsehen.