Ein plötzlicher Wetterumschwung in den österreichischen Alpen hat in den letzten Tagen zu dramatischen Rettungsaktionen geführt. Während die Temperaturen am Sonntag, dem 8. September, noch bei Hochsommerleichten lagen, sorgte der folgende Tag für einen abrupten Temperatursturz und eindringende Schneefälle. Reizvoll, aber auch gefährlich ist die Bergwelt zu dieser Zeit, und unerfahrene Touristen sind oft nicht optimal vorbereitet.
Einst kamen Bergsteigerscharen aus aller Herren Länder, um die majestätischen Gipfel der Alpen zu erklimmen. Doch in den letzten Tagen mussten Rettungsteams gleich mehrfach ausrücken, um Wanderern und Kletterern zu helfen, die in die Fänge der Naturgewalten gerieten. Ein Beispiel ist ein 36-jähriger Kletterer aus Garmisch-Partenkirchen, der am Grundschartner im Zillertal von den sich verändernden Wetterbedingungen überrascht wurde.
Kletterer auf dem Grundschartner überrascht vom Wetterumschwung
Nachdem er seinem Bekannten telefonisch mitgeteilt hatte, dass die Bedingungen schlecht geworden seien, unternahm dieser den wichtigen Schritt, die Bergrettung zu alarmieren, als der Kletterer sich nicht mehr meldete. Die Bergrettung Mayrhofen und die Alpinpolizei setzten nach Bekanntwerden des Notfalls eine umfangreiche Rettungsmission in Gang. Nach Stunden der Suche wurden die Kletterer schließlich unverletzt um 0:50 Uhr am Montagmorgen in einer Höhe von 1950 Metern entdeckt und zur Kainzenalm gebracht.
Ein weiteres besorgniserregendes Ereignis ereignete sich in der Schraubenwasserfall-Klamm in Hintertux. Eine siebenköpfige Canyoning-Gruppe aus Bad Segeberg musste aufgrund der plötzlich gestiegenen Wasserstände gerettet werden. In dieser riskanten Umgebung wurden sie unversehrt mittels Hubschrauber und Wasserrettungsfahrzeugen geborgen, ein glücklicher Ausgang, nachdem ein ähnlicher Vorfall im Juli tragisch endete und ein Teilnehmer dabei ums Leben kam.
Pärchen in Sommerkleidung trifft auf Unwetter
Besonders auffallend war der Notfall eines tschechischen Pärchens im Toten Gebirge. Die 25 und 26 Jahre alten Touristen waren unzureichend ausgerüstet und trugen nur kurze Hosen und Turnschuhe. Beim Aufstieg auf den 2388 Meter hohen Gipfel wurden sie von dem einsetzenden schlechten Wetter überrascht. Trotz der sich schnell einstellenden Dunkelheit und heftigem Wind gelang es ihnen, die Bergrettung Vorderstoder zu kontaktieren. Diese setzte einen Helikopter ein, um sie sicher ins Tal zu bringen.
Wie Niklas Rebhandl von der Bergrettung ausführte, war der gesamte Aufstieg aufgrund der Wetterverhältnisse bereits anspruchsvoll. Der Rückweg hätte sie über einen schwierigen, alpinen Steig geführt – eine riskante Situation, die zeigt, wie unvorbereitet viele Bergwanderer oft sind.
In den höchsten Lagen der Alpen fiel am Montag eine Schicht frischen Schnees. Das Stilfser Joch erstrahlte in einem winterlichen Gewand, und die bekannten Gipfel wie die Zugspitze waren plötzlich von einer weißen Decke überzogen. Die Prognosen der Wetterdienste deuten an, dass die kalten Temperaturen noch bis zu einer Woche anhalten und in einigen Regionen bis zu 1,65 Meter Neuschnee herrschen könnten, was den betroffenen Gebieten drohende Gefahren durch Lawinen mit sich bringt.
Die plötzlichen Herausforderungen, die sich aus diesen Wetterwechseln ergeben, haben nicht unwesentlich zur dramatischen Bilanz beigetragen, die schon mehrere tödliche Vorfälle in den österreichischen und bayerischen Alpen verzeichnet. In der letzten Ferienwoche alleine gab es mindestens sieben Todesfälle, und in den bayerischen Alpen waren bis Ende August bereits 35 Bergtote erfasst worden. Die Bergwelt bleibt eine faszinierende, aber auch gefährliche Herausforderung, die sowohl Anfänger als auch erfahrene Bergsteiger immer wieder vor neue Tests stellt.