Im Amateurfußball sorgen die beliebten Urlaubsmonate im August für erheblichen Ärger unter den Vereinen im Landkreis Fürstenfeldbruck. Bereits in diesem Jahr haben zahlreiche Partien aufgrund fehlender Spieler verlegt oder ganz abgesagt werden müssen. Der Unmut wächst, während der Bayerische Fußballverband (BFV) wenig Unterstützung bietet und sich auf bewährte Verfahren zurückzieht.
Die Situation ist frustrierend, nicht nur für die Vereine, die ohnehin schon mit begrenzten Ressourcen kämpfen. Viele Spieler, insbesondere solche mit Wurzeln im Ausland, nutzen den Sommer, um Zeit mit der Familie in ihrer Heimat zu verbringen. Dies hat zur Folge, dass Mannschaften an Spieltagen häufig nicht vollzählig antreten können. Während einige Vereine bereit sind, Lösungen zu finden, bleibt der Verband tatenlos und verweist auf die „freie Hand“ der Spielleiter bei der Terminabsprache.
Herausforderungen bei Terminänderungen
Die Schwierigkeiten bei der Spielverlegung zeigen sich besonders deutlich am Beispiel des SV Puchheim und des TSV Fürstenfeldbruck West. Beide Vereine haben um eine Anpassung ihrer Spieltermine gebeten, doch es kam zu keinen Einigungen, was letztlich zu zwei Erfolgen für den SC Fürstenfeldbruck am „grünen Tisch“ führte. Patrick Lapper, Spielertrainer des SCF, beschrieb die Situation als „kurios“, und stellte fest, dass seine Mannschaft trotz aller Bemühungen nicht auf dem Platz spielen konnte.
Ein weiteres Beispiel ist das Aufeinandertreffen zwischen dem SV Kottgeisering und dem BVTA Fürstenfeldbruck. Hier hatte der Kottgeiseringer Abteilungsleiter Stefan Wolf Schwierigkeiten, ein Team zusammenzubringen, nachdem Spieler und Trainer unter der Woche bereits andere Urlaubspläne für den Feiertag geschmiedet hatten. Die Unsicherheiten und die fast unmögliche Aufgabe, innerhalb kürzester Zeit eine Spielermannschaft zu organisieren, zeigen, wie angespannte die Lage ist.
Saisonstart und Spielplanung
Die Trainer der betroffenen Mannschaften bringen unterschiedliche Meinungen zur Spielplan-Gestaltung ein. Ziyad Hayat, Trainer des SC Malching, äußert sich kritisch über die derzeitige Planung, die den Amateurvereinen kaum Entlastung bietet. Er schlägt vor, die Saison erst Ende August beginnen zu lassen, um den Druck auf die Vereine zu mindern. „Drei Spiele in einer Woche bei Sommerhitze sind kaum zumutbar“, betont er.
Demgegenüber steht die Argumentation des BFV, dass der geografischen Vielfalt im Zugspitzkreis Rechnung getragen werden müsse. Hans Mayer, Bezirks-Spielleiter, erläutert, dass nicht alle Vereine gleich behandelt werden können, da die Absagen in abgelegeneren Gebieten häufiger vorkommen. Unterdessen wurde ein Pilotprojekt zur Verkleinerung der Gruppen im Herbst von den Vereinen abgelehnt, was die Suche nach praktikablen Lösungen weiterhin erschwert.
Die Problematik der verwaisten Kader während der Sommermonate ist keineswegs neu, doch der Druck auf die Vereine wächst. Die Flexibilität in der Urlaubsplanung, die von einigen gefordert wird, stößt jedoch oft auf Widerstand. Ein Urlaub außerhalb der sportfreien Zeit kann so manchen Kader entlasten, doch nicht jeder Spieler ist bereit, auf seinen Urlaub zu verzichten.
Der Verband in der Pflicht
Der Druck auf den BFV, praktikablere Lösungen zu finden, wächst. Die vorherrschende Auffassung unter den Vereinsverantwortlichen ist klar: Die Ligen sollten denke, dass eine Reduzierung der Spielklassen vorstellbar wäre. Ein Vorschlag ist, von den aktuellen Spielaufteilungen auf ein System mit weniger Mannschaften umzusteigen, was eine geregelte Planung und weniger Stress für die Trainer und Spieler zur Folge hätte.
Die Schwierigkeiten in den unteren Ligen verdeutlichen, dass der Amateurfußball nicht nur ein Sport ist, sondern auch ein Zusammenspiel von Familie, Freizeit und Verantwortung. Der BFV könnte durch eine flexibel gestaltete Terminplanung zur Entlastung beitragen. Die Herausforderung bleibt, einen Weg zu finden, der sowohl den Bedürfnissen der Spieler gerecht wird als auch dem sportlichen Anspruch der Vereine Rechnung trägt.
Die aktuellen Herausforderungen im Amateurfußball sind nicht neu, sondern haben historische Wurzeln. In den letzten Jahrzehnten haben sich die Strukturen im Amateurfußball kontinuierlich geändert, was sich auch auf die Spielpläne und die Verfügbarkeit der Spieler auswirkt. Bereits in den 90er Jahren traten ähnliche Probleme auf, als viele Amateursportler aufgrund der Globalisierung und veränderter Familienstrukturen gezwungen waren, berufliche und persönliche Verpflichtungen mit ihren Sportaktivitäten in Einklang zu bringen.
Ein Beispiel hierfür ist die deutsche Fußball-Oberliga der 90er Jahre, wo Vereine oft damit kämpften, genügend Spieler für den Kader zu stellen. Durch die Entwicklungen in der Gesellschaft, wie dem Anstieg von Teilzeitarbeit und der Internationalisierung des Arbeitsmarktes, mussten viele Spieler, insbesondere Migranten, regelmäßig in ihre Herkunftsländer reisen, was zu ähnlichen Engpässen führte wie heute.
Gründe für Absagen und Verlegungen
Die Ursachen für die Absagen und Verlegungen sind vielschichtig. Ein wesentlicher Faktor ist der demografische Wandel; viele junge Menschen landen in größeren Städten, was die Anzahl an aktiven Amateurspielern auf dem Land verringert. Zudem haben Vereine Schwierigkeiten, neue Mitglieder zu gewinnen, was oft auf mangelnde Attraktivität des Amateursports zurückzuführen ist. Eine Umfrage des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) aus dem Jahr 2023 ergab, dass 40 % der befragten Amateurspieler angaben, dass sie den Verein nur dann unterstützen können, wenn die Spiele in ihre terminspezifischen Verpflichtungen passen.
Ein weiterer Aspekt ist die steigende berufliche Mobilität. Immer mehr Spieler reisen für ihre berufliche Karriere oft in andere Städte oder Länder, was die Teilnahme an Trainigs- und Spielterminen erschwert. Studien zeigen, dass der Druck, beruflich erfolgreich zu sein, bei vielen Spielern hoch ist, was dazu führt, dass sie Anfragen zur Spielteilnahme oft ablehnen müssen.
– NAG