Am 24. August 2024 wurde Bernhard Breitsameter aus Unterschweinbach in sein Amt als Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes (WBV) eingeführt. Der Diplom-Forstwirt hat in seiner neuen Rolle die verantwortungsvolle Aufgabe übernommen, die Interessen von rund 700.000 Waldbesitzern zu vertreten. In einem Interview schilderte Breitsameter die Herausforderungen, die sich für Waldbesitzer im Angesicht des Klimawandels und den steigenden Ansprüchen an die Wälder ergeben.
Auf einem heißen Vormittag, geschützt im Schatten seines nachhaltig bewirtschafteten Waldstücks, beleuchtet Breitsameter die Verbindung zwischen der Erholungsfunktion des Waldes und der Notwendigkeit, diesen auch wirtschaftlich zu nutzen. Für viele Menschen ist der Wald ein Rückzugsort zur Erholung und ein wichtiger Bestandteil ihrer Lebensqualität. Gleichzeitig ist er für Waldbesitzer ein wirtschaftlicher Faktor, der Erträge abwerfen soll. „Bei den Fichtenbeständen, die durch verschiedene Faktoren bedroht sind, macht es Sinn, Holz zu ernten“, erklärt er und verweist auf die Notwendigkeit, diese Bestände in klimastabilere Mischwälder umzuwandeln.
Der Wald als Lebensraum und Wirtschaftszentrum
Breitsameter bringt die unterschiedliche Sichtweise auf den Wald klar zum Ausdruck: „Während der Wald als Erholungsraum für die Öffentlichkeit wichtig ist, dürfen Waldbesitzer nicht in eine Verlustsituation gedrängt werden.“ Diese Dualität führt oft zu Missverständnissen. Sein Vorgänger Josef Ziegler brachte dies auf den Punkt: „Wer am Vormittag die Stilllegung eines Waldstücks fordert und am Nachmittag einen Holzschrank kauft, versteht die Zusammenhänge nicht.“ Umso wichtiger ist es, die Öffentlichkeit für die tatsächlichen Zusammenhänge zwischen Waldwirtschaft, Klimaschutz und Erholungsraum zu sensibilisieren.
Ein zentrales Anliegen von Breitsameter ist die Umstellung auf einen klimastabilen Mischwald. Der herkömmliche Ansatz mit Fichte, Buche und Tanne sei veraltet, erklärt er. Baumarten wie Douglasie, Küstentanne und verschiedene Laubhölzer sollten in Erwägung gezogen werden, da ihnen eine höhere Toleranz gegenüber den sich verändernden klimatischen Bedingungen zugeschrieben werden kann. Dabei ist die Sortenvielfalt von entscheidender Bedeutung: „Es geht nicht nur darum, welche Bäume wir pflanzen, sondern auch, welche Wurzelsysteme und Lichtansprüche sie haben“, so Breitsameter weiter.
Wirtschaftliche Herausforderungen und Wildbewirtschaftung
Der WBV repräsentiert eine Vielzahl von Interessen, darunter private Waldbesitzer, Kirchengemeinden, kommunale Wälder und sogar Staatsforsten. Für Breitsameter ist die Vernetzung dieser unterschiedlichen Gruppen essenziell: „Die Kooperation aller Akteure ist entscheidend, um Waldflächen erfolgreich zu bewirtschaften.“ Er ist sich bewusst, dass eine gesunde Waldwirtschaft eng mit der Wildbewirtschaftung verbunden ist. „Es gibt keinen Wald ohne Wild“, betont er und verweist auf die Herausforderungen, die durch Wildverbiss verursacht werden können. Hier ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Jagd und Waldpflege notwendig, um Schäden zu minimieren und die Biodiversität zu fördern.
Ein weiterer Aspekt ist die Verantwortung der öffentlichen Ämter bei der Baumartenberatung. Diese Institutionen sind gefordert, die Waldbesitzer in der Auswahl geeigneter Baumarten zu unterstützen und gleichzeitig die Förderung bereitzustellen. Breitsameter bringt auch seine Multiplikator-Rolle in verschiedenen Gremien ein, um die Interessen der Waldbesitzer auf politischer Ebene zu vertreten.
Ein Blick in die Zukunft der Waldbewirtschaftung
Die Ansprüche an die Wälder werden zunehmend komplexer. Während die Gesellschaft auf den Wald als Ort der Erholung pocht, muss dieser gleichzeitig ökonomischen Druck standhalten. Der Umgang mit den ökologischen Herausforderungen des Klimawandels ist eine der Schlüsselkompetenzen, die Waldbesitzer entwickeln müssen. Breitsameter bringt es auf den Punkt: „Wir müssen verantwortungsbewusst handeln, um unser Ökosystem zu schützen und gleichzeitig nachhaltig wirtschaften zu können.“ Der Wald hat nicht nur einen klaren ökologischen Wert, sondern wird auch in der Erzeugung erneuerbarer Ressourcen eine immer größere Rolle spielen. Als Plattform des Austauschs und der Zusammenarbeit wird der WBV auch in Zukunft eine tragende Rolle für die bayerischen Waldbesitzer spielen.
Die Herausforderungen, vor denen Waldbesitzer heute stehen, sind vielfältig und gleichzeitig komplex. Es ist nicht nur die Frage der Bäume und der Erträge, sondern auch der Umgang mit dem Klima und der biologischen Vielfalt. In Bayerns Wäldern manifestieren sich die Auswirkungen des Klimawandels, die sich in Form von trockenheitsbedingten Baumsterben und einem Anstieg von Schädlingen zeigen. Diese Veränderungen erfordern eine angepasste Waldwirtschaft und eine stärkere interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Waldbesitzern und den zuständigen Institutionen.
Der Einfluss des Klimawandels auf die Forstwirtschaft
Die Forstwirtschaft in Deutschland, insbesondere in Bayern, ist erheblich vom Klimawandel betroffen. Laut einer Studie des Thünen-Instituts haben Trockenperioden und Hitzewellen zu einem Rückgang der Fichtenbestände geführt, die traditionell eine der häufigsten Baumarten in deutschen Wäldern darstellen. Die Zunahme milder Winter hat zudem die Ausbreitung von Schädlingen wie dem Borkenkäfer begünstigt, was die Beständigkeit der Wälder weiter gefährdet. Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) dokumentiert, dass die Anzahl der Schadholzmengen aufgrund von Schädlingen in den letzten Jahren stark gestiegen ist, was die wirtschaftlichen Verluste für Waldbesitzer erhöht hat.
In dieser Hinsicht wird die Beratung durch Experten und die Anpassung der Waldnutzung immer wichtiger. Die Integration von klimaresilienten Baumarten und Mischwäldern spielt eine zentrale Rolle, um die Wälder langfristig stabil zu halten und ökologische, ökonomische sowie soziale Funktionen zu gewährleisten.
Bedeutung der Biodiversität und Pflege der Ökosysteme
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Biodiversität der Wälder. Die Förderung einer vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt kann dazu beitragen, das Ökosystem stabil zu halten. Studien haben gezeigt, dass vielfältige Mischwälder resistenter gegen Schädlinge und klimatische Veränderungen sind. Daher wird die Aufforstung mit verschiedenen Baumarten und die Pflege bestehender Bestände als Schlüsselstrategie empfohlen.
Die Bayerische Biodiversitätsstrategie zielt darauf ab, die Biodiversität in den Wäldern zu fördern und gleichzeitig die sozialen und ökonomischen Funktionen der Wälder zu sichern. Eine Vielzahl von Initiativen, darunter auch lokale Projekte zur Wiederherstellung von Lebensräumen, verdeutlicht das Engagement von Waldbesitzern und Verbänden, eine nachhaltige Forstwirtschaft zu fördern und die Ökosysteme zu schützen.
– NAG