München – Die geplante Reform der Grundsteuer bringt für viele Hauseigentümer in Deutschland unerwartete finanzielle Belastungen mit sich. Eine Vielzahl von Rentnern, wie der 66-jährige Heinz Maurer aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck, sind von diesen Veränderungen stark betroffen. Auf ihn und seine Frau kommt ab 2025 eine Erhöhung von etwa 280 Euro zu, was für das Paar insgesamt einen Anstieg von mehr als 25 Prozent bedeutet. Da beide über eine bescheidene Rente verfügen und kaum finanzielle Rücklagen bilden konnten, wird der zusätzliche Betrag als gravierende Belastung empfunden. „Das spürt man im Geldbeutel“, zeigt sich Maurer verärgert über die Umstände. Für ihn und viele andere stellt das Eigenheim oft die einzige Altersversorgung dar.
Die Grundsteuererhöhung ist ein Resultat einer bundesweiten Reform, wonach die Abgaben ab kommenden Jahr neu berechnet werden. Auch in vielen Kommunen werden die Hebesätze angehoben, was die finanzielle Situation vieler Hausbesitzer zusätzlich verschärfen könnte.
Das Grundsteuerchaos in anderen Bundesländern
Im Vergleich zu den Maurers haben es andere Immobilienbesitzer noch deutlich härter getroffen. Währenddessen berichtet ein Hausbesitzer aus Dorsten, dass er für sein 93 Quadratmeter großes Einfamilienhaus künftig nahezu 2000 Euro zahlen soll – das ist zehnmal so viel wie zuvor. Ein besonders drastisches Beispiel ist eine Familie aus Freiburg, die anstatt 935 Euro künftig unglaubliche 16.800 Euro pro Jahr für ein Hausgrundstück und eine Wiese zahlen muss. Diese exorbitanten Erhöhungen führen dazu, dass viele Eigentümer sich enteignet fühlen, wie ein Rentnerpaar aus Stuttgart äußerte, das nun jährlich 2900 Euro zahlen muss – das ist das 14-fache ihres bisherigen Betrages.
Ein wachsendes Problem, das mit dieser Reform verbunden scheint, ist die Vielzahl an Widersprüchen gegen die ergangenen Grundsteuerbescheide. Allein in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern wurden bis zum Frühjahr rund eine halbe Million Beschwerden bei den Finanzämtern eingereicht. Dies verdeutlicht, wie das Vertrauen der Bürger in die neuen Regelungen gefährdet ist.
Besondere Regeln für Bayern
Die Reform der Grundsteuer ist nicht in allen Bundesländern gleich. In Bayern wird die Grundsteuer B ab 2025 nach der Flächengröße der Grundstücke berechnet, was bedeutet, dass manche Menschen zwei- bis dreimal mehr zahlen müssen als zuvor. Rudolf Stürzer von Haus und Grund Bayern stellt fest, dass vor allem Eigentümer von großen Wohnflächen in einkommensschwachen Regionen betroffen sind. Dies führt sogar dazu, dass eine Eigentümerin mit einem großen Grundstück in Niederbayern potenziell mehr Grundsteuer zahlen muss als ein Villenbesitzer in Starnberg, was für viele als ungerecht empfunden wird.
Diese neuen Regelungen sind das Ergebnis einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2018, in der angeordnet wurde, dass das alte Steuermodell reformiert werden müsse, da es gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz verstieß. Die bisher gültigen Einheitswerte für Grundstücke waren längst veraltet und wurden durch neue Berechnungsmethoden abgelöst, die nun andere Kriterien miteinbeziehen.
Gemäß den bayerischen Finanzbehörden zielt das Flächenmodell darauf ab, den Prozess des Besteuerns transparenter und einfacher zu gestalten. Dies soll dazu beitragen, Streitigkeiten über den Wert von Immobilien zu vermeiden und eine geringere Bürokratie zu fördern. Außerdem werden so automatische Steuererhöhungen aufgrund steigender Grundstückspreise vermieden, was in vielen anderen Bundesländern nicht der Fall ist.
Nichtsdestotrotz gibt es auch Kritik an diesem Modell. Die bayerischen Grünen äußern, dass das Flächenmodell extrem ungerecht sei. Dies treffe insbesondere Immobilienbesitzer, deren Werte und Standortvorteile nicht ausreichend berücksichtigt werden. Dies könnte bedeuten, dass ein einfaches Grundstück am Stadtrand höher besteuert werden könnte als eine wertvolle Immobilie in der Innenstadt.
Selbst unabhängig von der Grundsteuerreform gibt es Anzeichen, dass in vielen Bundesländern die Steuern steigen könnten. Laut Angaben aus Hessen haben bis zu 25 Prozent der Kommunen bereits die Hebesätze für die Grundsteuer erhöht. Es ist zu befürchten, dass dies auch in Bayern geschehen könnte, wo klamme Kassen viele Städte und Gemeinden dazu zwingen, ihre Finanzen zu konsolidieren.
Die Entwicklungen rund um die Grundsteuer ziehen sich durch Deutschland und bringen für viele Hauseigentümer neue Herausforderungen mit sich. Angesichts steigender Kosten und einer zunehmend komplexen Gesetzeslage bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiter entwickeln wird. Die Unsicherheit über künftige finanzielle Belastungen führt zu vielen Fragen und veranlasst viele Immobilienbesitzer zu Überlegungen, wie sie ihre Situation langfristig bewältigen können.