Die Bürgerstiftung, die Süddeutsche Zeitung und die Sparkasse für den Landkreis Fürstenfeldbruck haben erneut ihren Klima- und Umweltpreis verliehen. Dieser Preis, der nun bereits zum dritten Mal vergeben wird, honoriert nicht nur die Bemühungen von Erwachsenen, sondern auch die engagierte Arbeit von Kindern im Umweltschutz. Jedes Jahr werden sowohl in der Erwachsenen- als auch in der Jugendkategorie je 3000 Euro vergeben, um die besten Ideen und Projekte zu unterstützen.
Ein wesentlicher Aspekt der diesjährigen Preisträger ist das Projekt von Manuela Zapf, einer 42-jährigen Gruppenleiterin beim Bund Naturschutz in Gröbenzell. Zapfs überzeugende Philosophie, dass jeder Einzelne durch eigenes Handeln Veränderungen bewirken kann, spiegelt sich in ihrer Arbeit wider. Besonders fokusiert sie sich auf das Retten von Pflanzen, die durch Bauprojekte gefährdet sind. Dieses innovative Projekt kommt nicht nur der Umwelt, sondern auch der Erziehung junger Menschen zu Gute.
Retten von Frühjahrsblühern
Das Projekt trägt den Namen „Frühjahrsblüher-Rettung“ und hat schon vielen Pflanzen das Überleben gesichert. In Gruppen von zehn bis 15 Kindern, die zwischen sechs und 13 Jahre alt sind, durchkämmen Zapf und ihre Kollegin Larissa Holmer verschiedene Baugrundstücke. Sie graben Kräuter, Blumen und vor allem Frühjahrsblüher wie Krokusse und Schneeglöckchen aus, die ansonsten entfernt werden würden. Diese Pflanzen werden anschließend an neuen Standorten wieder eingepflanzt, um sicherzustellen, dass sie weiterhin gedeihen können.
Die Idee zu diesem Projekt entstand im Jahr 2019, als Zapf Augenzeuge eines Bauvorhabens wurde, bei dem zahlreiche Bäume und Pflanzen einem neuen Gebäude weichen mussten. Diese einschneidende Erfahrung spornte sie an, etwas sinnvolles zu tun, um das bleibende Erbe der Natur zu retten. Seither wird die „Frühjahrsblüher-Rettung“ jährlich im Winter und Frühling organisiert und erfreut sich immer größerer Beliebtheit.
Aktiv für die Natur
Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass die Aktivitäten des Teams nicht willkürlich erfolgen. Die Gemeinde Gröbenzell informiert Zapf, wo Bauprojekte geplant sind, und sie spricht mit den Grundstückseigentümern, um ihre Erlaubnis für das Ausgraben der Pflanzen einzuholen. Das Engagement der Kinder ist nicht nur individuell wichtig, sondern auch ein Zeichen dafür, dass Umweltschutz von jedem Einzelnen der Gemeinschaft gefördert werden kann.
Die teilnehmenden Kinder lernen durch die praktischen Aktivitäten viel über den Schutz der Natur und die Bedeutung von Biodiversität. Zapf betont, dass die Kinder durch ihr Handeln Freude empfinden und ein Bewusstsein dafür entwickeln, welche Pflanzen durch Bautätigkeiten gefährdet sind. Die Erlangung von Fähigkeiten zur Selbstwirksamkeit stärkt nicht nur ihr Selbstvertrauen, sondern auch ihr Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Umwelt.
Der Klima- und Umweltpreis stellt eine bedeutende Anerkennung für das engagierte Projekt dar. Die Auszeichnung hat bereits dazu geführt, dass einige Grundstückseigentümer inspiriert wurden und proaktiv eigene Pflanzen vor Baumaßnahmen retten. Dies zeigt, dass die Bestrebungen von Zapf und ihren Jugendlichen auch außerhalb der eigenen Aktivitäten positive Wellen schlagen können.
Ein Blick in die Zukunft
Obwohl die Aktionen derzeit auf den Frühling beschränkt sind, da nur dann die Frühjahrsblüher ausgegraben werden, plant das Team, ihre Initiative zu erweitern. Sie wünschen sich, mehr Kinder einzubeziehen und weitere Grundstücke zu besuchen. Das Preisgeld von 750 Euro soll dabei helfen, den jungen Naturschützern neue Möglichkeiten zu bieten. Zapf denkt sogar darüber nach, den Kindern mit einem neuen Mikroskop die Details der Natur näherzubringen.
Mit ihren Aktionen möchte sie auch andere dazu inspirieren, Umweltschutz ernst zu nehmen und aktiv zu werden. „Wir tun schon das Richtige“, sagt sie, und diese Botschaft verdeutlicht das Ziel, Veränderungen nicht nur von anderen zu erwarten, sondern selbst in die Hand zu nehmen.
Umweltschutz und bürgerschaftliches Engagement
Die Initiative von Manuela Zapf zeigt, wie individuelles Handeln im Rahmen von Gemeinschaftsprojekten zur Stärkung des Umweltschutzes beitragen kann. In Zeiten des Klimawandels ist die Bedeutung von lokalem Engagement nicht zu unterschätzen. Studien belegen, dass eine hohe Teilnahme an Umweltschutzinitiativen durch das Bewusstsein für ökologische Fragen gefördert wird. Lokale Projekte, wie das der Frühjahrsblüher-Rettung, bieten nicht nur eine Plattform für aktive Mitgestaltung, sondern stärken auch das gemeinschaftliche Bewusstsein in der Bevölkerung.
Die Rolle der Bildung
Bildungsinitiativen spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, ein Bewusstsein für Umweltfragen zu schaffen. Laut der UNESCO ist Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ein Schlüsselansatz, um Menschen jeder Altersgruppe zu befähigen, umweltbewusste Entscheidungen zu treffen. Während Zapf und ihre Kolleginnen mit den Kindern direkt in die Natur gehen, zielt ihr Projekt darauf ab, kritisches Denken und kreative Problemlösungsfähigkeiten bei jungen Menschen zu fördern.
Die Praxis, Pflanzen vor der Zerstörung zu bewahren, ermutigt die Kinder, die Bedeutung der Biodiversität zu erkennen. Ein tiefes Verständnis für die lokale Flora und Fauna kann die Grundlage für ein lebenslanges Engagement im Umweltschutz sein.
Lokale Statistiken zur Flächenversiegelung
Die Flächenversiegelung stellt ein großes Problem dar, nicht nur in Fürstenfeldbruck, sondern in vielen Regionen Deutschlands. Aktuellen Statistiken zufolge wurden in den letzten Jahren jährlich durchschnittlich 58 Hektar an landwirtschaftlichen Flächen in Deutschland versiegelt (Statistisches Bundesamt, 2021). Diese Entwicklung hat langfristige Auswirkungen auf die ökologische Balance und die Lebensqualität in städtischen Gebieten.
Landkreise wie Fürstenfeldbruck stehen besonders unter Druck, da die Bevölkerungszahl wächst und neue Wohnräume geschaffen werden müssen. Die von Manuela Zapf aufgezeigten Probleme sind somit Teil eines größeren gesellschaftlichen Trends, der eine kritische Betrachtung und innovative Lösungen erfordert.
Positive Effekte von Initiativen zur Pflanzenrettung
Die Auswirkungen von Projekten wie der Frühjahrsblüher-Rettung sind weitreichend. Neben der direkten Rettung von Pflanzen wird auch ein Bewusstsein für die Wichtigkeit von Grünflächen gefördert. Diese Maßnahmen bieten nicht nur Lebensraum für Insekten und Tiere, sondern tragen auch zur Verbesserung der Luftqualität und des Stadtklimas bei.
Laut einer Studie des Umweltbundesamtes wird geschätzt, dass jedes Jahr durch begrünte Flächen in städtischen Gebieten erhebliche Mengen an CO2 gebunden werden, wodurch die Folgen des Klimawandels gemildert werden können. Solche Initiativen sind somit nicht nur lokal von Bedeutung, sondern spielen auch eine Rolle im übergeordneten Kontext des Klimaschutzes in Deutschland.
– NAG