Aktuell wird im Würmtal eine Diskussion über die Nutzung von straßennahen Flächen für Fotovoltaikanlagen geführt. Der Freistaat Bayern plant, insgesamt 2150 Hektar an Straßenrandflächen zu verpachten, um klimafreundlichen Strom zu erzeugen. Dies könnte eine bedeutende Maßnahme gegen den Klimawandel darstellen, da solch eine Fläche genug Energie für etwa 700.000 Einfamilienhäuser liefern könnte. Doch wie sieht die Realität vor Ort aus?
Die Initiative des Freistaates umfasst rund 30.000 Einzelflächen, die bereits auf der Solarflächenbörse des Energieatlas Bayern zu finden sind. Unter diesen Flächen sind auch zwölf Standorte im Würmtal gelistet. Dabei handelt es sich um relativ kleine Flächen, deren Größe zwischen 100 und 2300 Quadratmetern variiert. Dies wirft Fragen auf: Gibt es genug Interessenten, um diese kleinen Flächen für Solarprojekte zu entwickeln?
Detailierte Flächenanalyse
Die Untersuchung des Fotovoltaik-Potenzials erstreckte sich über 5800 Kilometer Bundesstraßen sowie 14.300 Kilometer Staatsstraßen. Die Würmtalstraße in Gräfelfing wird als besonders vielversprechend hervorgehoben. An deren Rand befinden sich zwischen der Finkenstraße und der Stadtgrenze München sechs angegebene Flächen für Fotovoltaikanlagen.
Besonders hervorzuheben ist die Problematik, dass die Mehrheit der angebotenen Flächen zu klein ist, um als wirtschaftlich tragfähige Standorte für größere Fotovoltaikanlagen zu fungieren. Präzise sagt Thorsten Micus-Grebe, Geschäftsführer der Genossenschaft Bürger-Energie-Unterhaching (BEU): „Unter 0,5 Hektar wird es schon sehr schwierig.“ Die BEU ist zwar an der Entwicklung einer Agri-Fotovoltaikanlage interessiert, jedoch ist das Potenzial der staatlichen Flächen im Würmtal nicht attraktiv genug.
Diese Mängel führen zu einer breiteren Diskussion über die Wirtschaftlichkeit solcher Projekte. Der investierte Aufwand für die Planung und Durchführung ist groß, während die Erträge nicht ausreichen, um eine nachhaltige und rentable Nutzung zu gewährleisten. Die genutzten Flächen benötigen darüber hinaus auch Infrastrukturen wie Transformatoren und Zäune, die nicht zur eigentlichen Stromproduktion beitragen können.
Elisabeth Buchmann von der Energieagentur Ebersberg-München äußert ebenfalls Zweifel an der Umsetzbarkeit der Projekte. Selbst bei einer Flächengröße von 0,5 Hektar sei es schwierig, geeignete und rentable Anlagen zu realisieren. Buchmann schlägt vor, die kommunalen Behörden könnten besser geeignete Flächen prüfen.
Auf konkrete Anfragen hin erklärt das Staatliche Straßenbauamt Freising, dass nur bei spezifischem Interesse von Investoren die Nutzung der Flächen geprüft werden kann. Dies bedeutet, dass derzeit keine Aussagen über die Umsetzbarkeit der geplanten Fotovoltaik-Projekte an den staatlichen Straßen gemacht werden können. Die Herausforderungen in Bezug auf vertragliche Rahmenbedingungen und spezifische Nutzungen der Flächen bleiben eine Hürde in der Umsetzung.
Insgesamt ist die Absicht des Freistaats, neue Möglichkeiten zur Stromerzeugung zu erkunden, begrüßenswert – jedoch stehen dem Projekt zahlreiche praktische Herausforderungen im Weg. Es bleibt abzuwarten, ob private Investoren bereit sind, die kleinen Flächen im Würmtal zu übernehmen und innovative Konzepte für deren Nutzung zu entwickeln. Ein Blick in die Zukunft könnte zeigen, ob diese Strategie tatsächlich zur Steigerung erneuerbarer Energien im Raum Würmtal führt.