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Kirchenkrise in Deutschland: Vertrauen schwindet, besonders bei Katholiken!

Das Vertrauen der Menschen in die Kirchen in Westdeutschland ist auf einem historischen Tiefpunkt, während der 28. Internationale Kongress Renovabis in Freising nach neuen Wegen sucht, um der drohenden Kirchenkrise zu begegnen und die Glaubwürdigkeit der Institutionen zu retten!

In Deutschland ist das Vertrauen der Bevölkerung in die Kirchen auf einem historischen Tiefpunkt angelangt. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass insbesondere in Westdeutschland die Menschen gegenüber kirchlichen Institutionen skeptisch sind, vergleichbar mit ihrem Vertrauen in Banken. Bei den Katholiken ist dieses Misstrauen noch ausgeprägter als bei den Protestanten. Der Münsteraner Religionssoziologe Detlef Pollack betont: „Wir sind in einer Kirchenkrise.“ Bemerkenswert ist, dass dieses Phänomen nicht nur in Deutschland zu beobachten ist, sondern auch in anderen stark katholisch geprägten Ländern, wie Polen, wo die Zahl der regelmäßigen Kirchenbesucher ebenfalls rückläufig ist.

Aktuell findet in Freising, Oberbayern, der 28. Internationale Kongress Renovabis statt, mit dem Motto „Eine Mission haben – Glaubwürdig Zeugnis geben.“ Hier versammeln sich etwa 220 Teilnehmer aus 26 Ländern, um über den Umgang mit der Säkularisierung und religiöser Indifferenz in Europa zu diskutieren. Bereits am ersten Konferenztag wurde klar, dass die traditionellen pastoralen Konzepte in dieser sich wandelnden Welt nicht mehr den gewünschten Erfolg bringen. Der Utrechter Pastoraltheologe Jan Loffeld erinnert daran, dass die Kirche beim Zweiten Vatikanischen Konzil erstmals den Menschen als Suchenden statt als Sünder betrachtete. Heutzutage stelle sich jedoch das Problem dar, dass viele Menschen gar keine Fragen mehr stellen und schlichtweg sagen: „Nö, mir fehlt nichts.“

Die Herausforderung der Entfremdung

Religionssoziologe Pollack erklärt, dass die moderne Gesellschaft den Menschen zahlreiche Entfaltungsmöglichkeiten bietet, weshalb religiöse Praktiken immer weniger Bedeutung gewinnen. Der Trend zur Individualisierung führt dazu, dass viele nicht bereit sind, sich in Glaubensfragen von außen leiten zu lassen. Ein Blick in die aktuellen Herausforderungen zeigt, dass selbst viele Katholiken mittlerweile Zweifel an grundlegenden Glaubenssätzen haben. Um in einer immer komplexer werdenden Gesellschaft zu bestehen, müsse die Kirche neue Wege finden, um die Menschen zu erreichen.

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Interessant ist der Vergleich zu anderen Ländern, wo die Kirche durchaus floriert, häufig jedoch eng mit einem nationalistischen Gefühl verknüpft ist. Pollack erläutert, dass in Russland 60 Prozent der Bevölkerung sich als orthodox identifizieren, während dieser Anteil vor einigen Jahren noch bei 30 Prozent lag. Ähnliche Tendenzen beobachten Experten auch in Bulgarien, wo das historische Erbe nach 500 Jahren unter dem türkischen Einfluss eine stärkere Bindung zur Orthodoxie fördert. Selbst während des Kommunismus wurden Kinder heimlich getauft, was zeigt, wie tief verwurzelt das Bedürfnis nach religiöser Identität ist.

Der Fall Polen und Missbrauchsskandale

Ein besonders kritisches Thema der Diskussion ist der Umgang der Kirche in Polen mit dem sexuellen Missbrauch, der das Vertrauen in viele kirchliche Institutionen beeinträchtigt hat. Marta Titaniec von der Stiftung Sankt Joseph der Polnischen Bischofskonferenz stellte fest, dass die fehlende Transparenz sowie die enge Verbindung des Klerus zur konservativen PiS-Partei auf heftige Kritik stoßen. Ihrer Meinung nach habe die Kirche daher nur ein „schwaches Mandat“ für die Evangelisierung. Bevor sie wieder ernst genommen werden kann, müsse sie sich dringend ihrer eigenen Glaubwürdigkeit widmen und ihre Strukturen überdenken.

Der tschechische Kirchenhistoriker Tomas Petracek bringt die Diskussion auf den Punkt, indem er betont, dass die Kirche keine Autorität ausstrahlen kann, solange sie sich nicht an ihre eigenen Prinzipien hält. Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit, die sie predigt, müsse sie auch innerhalb ihrer Reihen leben. Dies erfordere neue Ansätze in der Seelsorge. Viele Menschen, die sich von der Religion abgewandt haben, vertreten oft intuitiv christliche Werte. Statt diese Gruppen als Feinde zu betrachten, sollten sie mit Respekt behandelt und einbezogen werden, um eine gerechte Gesellschaft zu fördern.

Die Aussagen der verschiedenen Experten verdeutlichen, dass die Kirche in Europa mit gravierenden Herausforderungen konfrontiert ist. Es bleibt abzuwarten, wie sich die kirchlichen Institutionen den aktuellen gesellschaftlichen Veränderungen anpassen werden, um in Zukunft wieder auf das Vertrauen der Gläubigen zählen zu können, wie in einem aktuellen Bericht von www.katholisch.de nachzulesen ist.

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