Im Münchner Stadtteil Freiham zeigt sich aktuell ein paradoxer Zustand: Auf einem weitläufigen Grundstück von 5.400 Quadratmetern, das größeren Platz als ein Fußballfeld bietet, bleibt der erhoffte „städtebauliche Leuchtturm“ aus. Trotz der bereits seit 2019 ansässigen Bewohner und der geplanten Ansiedlung von über 30.000 Menschen in diesem neuen Stadtteil, steht das Grundstück ungenutzt und verwildert da.
Fehlende Baupläne der katholischen Kirche
Ein Blick auf die Gründe für diese Entwicklung offenbart eine zentralisierte Verantwortung. Das Erzbistum München und Freising ist Eigentümer des als Gemeinbedarfsfläche ausgewiesenen Geländes, jedoch sieht es keinen Bedarf für ein Gotteshaus an diesem Standort. Stattdessen hat die Erzdiözese die Absicht, ein Bildungszentrum zu errichten, das jedoch bis heute nicht konkretisiert wurde. Ein Bebauungsplan von 2016 skizzierte ursprünglich eine Grundschule, einen Kindergarten und weitere soziale Einrichtungen.
Mobiles Konzept als Antwort auf den Stillstand
Angesichts der verzögerten Bautätigkeiten hat die katholische Nachbargemeinde innovative Wege eingeschlagen, um mit den Freihamer Bürgern in Kontakt zu treten. In einem „Projekt K: Kirche in Freiham“ wird ein mobiles Gefährt eingesetzt, das begleitet von Kaffee und Gesprächen aufkam, um herauszufinden, welche Bedürfnisse die Gemeinde hat. Ourania Amperidou, eine Referentin für Sozialraumorientierung, erklärt: „Wir möchten die Menschen aktiv einbinden und gemeinsam Lösungen entwickeln, die auf die Bedürfnisse der Anwohner abgestimmt sind.“
Finanzielle Herausforderungen der Kirche
Doch die äußeren Umstände könnten zusätzliche Hürden darstellen. Das Erzbistum sieht sich angesichts eines Rückgangs bei den Kirchensteuermitteln vor großen finanziellen Herausforderungen. Statt in feste Gebäude sollen die Ressourcen zunehmend in personelle Angebote fließen, um näher an den Menschen zu sein und deren Bedürfnisse zu verstehen.
Die Zukunft bleibt ungewiss
Die Unklarheiten über die tatsächliche Nutzung des Grundstücks in Freiham sorgen für eine gewisse Unsicherheit innerhalb der Gemeinschaft. Trotz der Ankündigung des Erzbistums, dass auch in diesem Neubaugebiet seelsorgerische und karitative Angebote bereitgestellt werden sollen, bleibt die Frage, ob das geplante Bildungszentrum wie ursprünglich vorgesehen Realität wird oder ob ein neues, flexibles Konzept entwickelt wird, das sich an den Erfordernissen der Bewohner orientiert.
Ein Aufruf zur Mitgestaltung
Die Situation in Freiham spiegelt einen größeren Trend wider, in dem kirchliche Institutionen gefordert sind, sich an die veränderten Bedürfnisse der Gesellschaft anzupassen. Die offene Kommunikation und der Austausch zwischen Kirche und Gesellschaft könnten entscheidend sein, um eine adäquate Antwort auf die Bedürfnisse der wachsenden Gemeinde zu finden. Während die Anwohner weiterhin auf eine Perspektive für das ungenutzte Grundstück warten, ist der Anstoß zur gemeinschaftlichen Gestaltung ganz klar gegeben.
– NAG