Die Behandlung von Delirien, speziell bei älteren Patienten, nimmt in der modernen Medizin einen zunehmend wichtigen Platz ein. Experten vom Klinikum Freising haben kürzlich in einem Vortrag im Rahmen der "Freisinger Demenztage" über die Herausforderungen und Merkmale dieser oft übersehenen Erkrankung informiert.
Zu Beginn der Veranstaltung eröffnete Anita Meinelt, stellvertretende Landrätin des Landkreises Freising, den Abend mit einem Grußwort. Dr. Esra Pichler, die für die Akutgeriatrie des Klinikums verantwortlich ist, erläuterte den Zuhörerinnen und Zuhörern, was genau ein Delir ist. Dabei handelt es sich um eine akute, plötzlich einsetzende Psychose, die in vielen Fällen vorübergehend ist und mit wechselnden Bewusstseinsstörungen und unterschiedlichen kognitiven Funktionseinbußen einhergeht.
Faktoren und Risikogruppen
Die erschütternden Statistiken, die Dr. Pichler präsentierte, zeigten auf, dass etwa 30 Prozent der in der Akutgeriatrie behandelten Patienten an einem Delir leiden. Zu den Risikofaktoren zählen das Alter, Vorerkrankungen, sensorische Einschränkungen wie Seh- und Hörstörungen sowie der Missbrauch von Suchtmitteln. Auch die Medikation spielt eine ausschlaggebende Rolle, vor allem wenn mehrere Medikamente gleichzeitig eingenommen werden.
Ursachen für ein Delir können sehr unterschiedlich sein. Neben Operationen können auch Dehydratation, Schlafmangel oder akute Erkrankungen dazu führen. „Im schlimmsten Fall kann ein Delir wochenlang anhalten“, warnte Dr. Pichler, was den dringenden Handlungsbedarf in der medizinischen Versorgung unterstreicht.
Im klinischen Alltag ist es entscheidend, eine ruhige Atmosphäre zu schaffen, um die Symptome zu lindern. Waltraud Allebrodt, eine gerontopsychiatrische Fachkraft, betonte, dass Betroffenen ihre Hör- und Sehhilfen zur Verfügung gestellt werden sollten, um deren Orientierung und Kommunikation zu erleichtern. Außerdem könne die Anwesenheit von Angehörigen sowohl psychologische Unterstützung bieten als auch ein Gefühl von Normalität schaffen.
Die Herausforderung der anschließenden Versorgung
Die Akutgeriatrie des Klinikums hat jedoch begrenzte Aufenthaltszeiten für die Patienten. "In der Regel sind die Patienten etwa zwei Wochen bei uns", erklärte Dr. Pichler. Daher besteht keine Möglichkeit für eine längerfristige Betreuung oder die Behandlung schwer demente Patienten in dieser Abteilung. Bei Bedarf wird die Patientenberatung des Klinikums aktiv, um geeignete Reha-Einrichtungen oder Kurzzeitpflegeplätze zu organisieren.
Die Leiterin der Patientenberatung, Stefanie Seidel, äußerte jedoch Bedenken über die zunehmenden Schwierigkeiten bei der Suche nach passenden Plätzen. "Immer mehr Patienten haben aufgrund der Vielzahl an gestellten Reha-Anträgen Probleme, einen geeigneten Platz zu finden, oder die Einrichtungen lehnen die Aufnahme ab", erklärte sie. Diese Herausforderungen verdeutlichen die dringende Notwendigkeit, die Versorgungsstellen für betreuungsbedürftige Menschen zu optimieren.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Thematik rund um Delirien immer mehr ins Bewusstsein rückt. Die Effizienz der Behandlung und die notwendige schrittweise Nachsorge sind dabei von zentraler Bedeutung, nicht nur um den Leidenden schnellstmöglich zu helfen, sondern auch um ihre Lebensqualität nachhaltig zu verbessern.
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