Bei den Paralympics 2024 in Paris hat der 21-jährige Para-Schwimmer Josia Topf aus Erlangen einen bemerkenswerten Erfolg erzielt. In einem packenden Finale über 150 Meter Lagen sicherte er sich die Goldmedaille. Trotz eines unglücklichen Starts, der ihn nach den ersten 100 Metern auf den dritten Platz zurückwarf, gelang ihm ein beeindruckender Schlussspurt. In einer Zeit von 3:00,16 Minuten überholte er seine Konkurrenten, darunter die australischen Schwimmer Ahmed Kelly und Grant Patterson, und sicherte sich schließlich den Sieg.
Die Leidenschaft für das Schwimmen wurde Topf bereits in seiner Kindheit von seinem Vater Hans-Georg mitgegeben, einem ehemaligen Triathleten. Bei einem Urlaub auf Mallorca brachte ihm dieser das Schwimmen bei. Topf erinnert sich daran, wie wichtig sein Vater ihm immer wieder vermittelte, dass Schwimmen für alle, egal ob mit oder ohne Behinderung, unerlässlich ist. Ein entscheidender Moment in seiner Kindheit war es, als er im Schwimmbad sein Seepferdchen machte – eine Erfahrung, die den Grundstein für seine sportliche Karriere legte.
Herausforderungen und Risiken im Schwimmsport
Josia Topf kämpft gegen das TAR-Syndrom, eine seltene genetische Erkrankung, die zu stark eingeschränkter körperlicher Beweglichkeit führt. Seine Hände sind direkt an den Schultern angewachsen, und seine Beine sind ungleich und versteift. Doch trotz dieser körperlichen Herausforderungen fand er im Wasser einen Ort der Freiheit und entwickelte sich zu einem Spitzenathleten im Para-Schwimmen. Seine Erfolge werden durch eine tragische familiäre Vorgeschichte überschattet. Im Jahr 2022 verlor er seinen geliebten Großvater und ein Jahr später auch seinen Hund. Zudem musste er aufgrund einer Krankheit die Weltmeisterschaft 2023 in Manchester absagen. In Anbetracht dieser Erlebnisse ist es verständlich, dass die Rückkehr zur Wettkampfbühne eine immense emotionale Herausforderung darstellt.
Die Risiken, denen Topf im Wettkampf ausgesetzt ist, sind nicht zu unterschätzen. Besonders der Zielanschlag mit dem Kopf stellt eine ernsthafte Bedrohung dar. Untersuchungen der Sporthochschule Köln haben gezeigt, dass solche Kopftreffer potenziell kognitive Beeinträchtigungen verursachen können. Trotz dieser ernsten Gefahr bleibt Topf entschlossen und verfolgt seine sportlichen Ambitionen. Seine Betreuerin Anna Pfretzschner ist während der Wettkämpfe stets in der Nähe, um im Notfall sofort eingreifen zu können.
Ein Triumph unter großen Belastungen
Trotz aller Widrigkeiten konnte Josia Topf bei den Paralympics 2024 einen beeindruckenden ersten Platz erreichen und nur einen Tag später holte er auch die Silbermedaille über 50 Meter Rücken, wo er in 47,06 Sekunden finishte. Seine Erfolge haben in der Arena La Defense in Paris für Begeisterung gesorgt. Auch Außenministerin Annalena Baerbock ließ es sich nicht nehmen, ihm ihre Glückwünsche auszusprechen. Sie lobte ihn für eine „fantastische Leistung“ und die beiden hatten einen unvergesslichen Moment des Austausches nach dem Rennen.
Nach seinem Goldgewinn reflektierte Topf über die emotionale Bedeutung dieses Erfolgs für ihn. „Jetzt so rauszukommen und diesen Erfolg zu feiern, bedeutet mit sehr, sehr viel“, sagte er sichtlich bewegt. Er bezeichnete sich selbst als „sehr, sehr stolz und dankbar“ und beschreibt die Situation als unglaublich, etwas, das schwer in Worte zu fassen ist. Mit seinen neu gewonnenen Medaillen und der Aufmerksamkeit, die ihm zuteilwurde, hofft er, das Bewusstsein für Para-Sportarten zu schärfen und positive Veränderungen im Schwimmsport voranzutreiben.
Josia Topf ist nicht nur ein brillanter Schwimmer; er verkörpert auch den unerschütterlichen Geist und die Widerstandsfähigkeit vieler Athleten, die trotz erheblicher Herausforderungen und persönlicher Verluste an ihre Träume glauben. Mit seinem Auftritt bei den Paralympics hat er nicht nur eine goldene Medaille gewonnen, sondern auch das Herz vieler begeisterter Zuschauer erobert und eine Inspiration für Menschen mit und ohne Behinderung geworden.
– NAG