In Dorfen ist ein bemerkenswerter Konflikt zwischen Investor Robert Decker und der Stadtverwaltung entbrannt. Decker, ein Bauunternehmer aus der Region, hat ehrgeizige Pläne für die Entwicklung des ehemaligen Meindl-Areals, einer Industriebrache, die er 2018 erworben hat. Seinen Vorstellungen zufolge soll dort ein neuer Stadtteil entstehen, und das schnellstmöglich. Doch die Unterstützung seitens der Stadt ist nicht so stark, wie er es sich erhofft hatte.
Der Plan sieht eine schrittweise Bebauung des Areals vor, wobei Decker optimistisch ist, dass er im vierten Quartal einen Bebauungsplan aufstellen kann. Doch die Aussage von Bürgermeister Heinz Grundner, dass der Satzungsbeschluss erst nach zehn Jahren in Kraft tritt, hat Decker verunsichert. Er hatte ursprünglich die Zusage erhalten, dass innerhalb dieses Zeitraums ein neues Quartier entstehen kann. Decker betont, dass der Markt nicht zulasse, alles auf einmal zu bauen.
Der Streit um das Sumpfhaus
Ein weiteres zentrales Projekt von Decker ist die Sanierung des Sumpfhauses, eines Überbleibsel der ehemaligen Ziegelei. Er plant, das Gebäude in ein Studentenwohnheim umzuwandeln, um einer drängenden Nachfrage nach Wohnraum für Studierende gerecht zu werden. Allerdings wurde sein Antrag auf Nutzungsänderung vom Bauausschuss der Stadt mehrheitlich abgelehnt. Stattdessen wird dort jetzt ein gewerbliches Boardinghaus entstehen, für das keine Zustimmung erforderlich war.
Diese Entscheidung trifft Decker hart, da er bereits über 30 Studierende hat, die in der gesamten Stadt verstreut leben. „Wir wollten im Sumpfhaus weitere Studentenwohnungen errichten“, erklärt er. In der Vergangenheit gab es bei der Genehmigung eines anderen Studentenwohnheims auf demselben Gelände keine Probleme. Dies verstärkt seinen Eindruck, dass er von der Stadt aktiv ausgebremst wird.
Die infrastrukturellen Herausforderungen
Ein zentrales Thema des Streits sind auch die infrastrukturellen Gegebenheiten des Standorts. Einige Stadträte fordern, dass vor weiteren Baumaßnahmen ein neuer Bahnübergang geschaffen wird. Dieser ist wichtig, um den Bereich auch für zukünftige Bewohner zugänglich zu machen. Grundner versichert jedoch, dass die Bahn bereits zugesagt habe, eine barrierefreie Übergangsanlage im Bahnhofbereich bis 2026 zu errichten. „Das sollte kein Hindernis darstellen“, sagt er dazu.
Die Entwicklung des Meindl-Areals bietet großes Potenzial. Schätzungen zufolge sollen hier zwischen 1500 und 1800 Menschen wohnen, was etwa einem Zehntel der aktuellen Bevölkerung Dorfens entspricht. Vize-Bürgermeister Ludwig Rudolf betont, dass die Herausforderungen einer stillgelegten Fabrik angegangen werden müssen, und lobt Deckers Engagement für das Projekt. Unterdessen betont der Bürgermeister, dass die Stadt bei der Umsetzung „nicht um Schnelligkeit, sondern um Qualität bemüht“ sein will.
Decker, der hartnäckig bleibt, äußert seine Frustration über die langsamen Fortschritte und fragt sich, ob es sich lohnt, weiterhin so viel Energie in ein Vorhaben zu stecken, das immer wieder am Widerstand der Stadt scheitert. Die Abgaben für Grundsteuern und die steigenden Zinsen stellen zusätzliche Belastungen dar.
Das Thema ist nicht nur persönlich für Decker, sondern es geht auch um die zukünftige Entwicklung der Stadt Dorfen. Das Projekt könnte neue Impulse setzen, sowohl in wirtschaftlicher als auch in sozialer Hinsicht. Der Druck auf die Stadtverwaltung, den Bau voranzutreiben, wächst, während die Pläne für die sanierte Industriebrache mehr und mehr ins Stocken geraten. Die Frage bleibt, ob die Administrationshindernisse überwunden werden können, damit Dorfen sich als modernes und attraktives Wohngebiet positionieren kann.
– NAG